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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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beiläufig zu wirken, ließ bei ihr die Alarmglocken schrillen.
    »Ein typischer, älterer Angehöriger der Mittelschicht. Sein militärischer Hintergrund ist ihm anzumerken, er hat Haltung, Disziplin und ist höflich. Wieso?«
    »Nur so. Dann würden Sie ihn also als harmlosen alten Knacker beschreiben, ja?«
    »Nein, aber manche würden das durchaus.«
    Er sah auf und lächelte sie an, und ihr Argwohn wuchs. Anscheinend fanden manche Frauen ihn attraktiv, aber sie ließ er kalt. Sein Blick erinnerte sie an ein Reptil, und sie mochte ihre Männer schlank, ohne den Ansatz zur Dicklichkeit, den sein Doppelkinn verriet. Eine jähe Erinnerung an Clive im Bett ließ ihr das Blut in die Wangen schießen.
    »Ein harmloser alter Knacker«, wiederholte er, streckte den Arm aus und klopfte ihr auf die Schulter. »Sieh mal einer an.«
    Sie hörte ihn noch lachen, als er schon den Gang hinunterging.
    Auf ihrem Schreibtisch häufte sich die Arbeit, aber nachdem er weg war, konnte sie sich beim besten Willen nicht mehr konzentrieren. Immer wieder sah sie Blites selbstzufriedenes Gesicht vor sich.
    Sie fühlte sich unwohl, ohne recht zu wissen, wieso. Wenn doch nur Fenwick noch in Harlden wäre. In solchen Momenten fehlte er ihr besonders. Er war ein echter Verbündeter gewesen, und erst seit er zum M.C.S. gegangen war, hatte sie erkannt, wie sehr ihr seine Anwesenheit geholfen hatte. Nicht, dass er sie irgendwie unter seine Fittiche genommen hätte, so sagte sie sich, aber er glaubte an Fairness und reagierte überaus empfindlich gegen jede Form von Diskriminierung. Ohne ihn wurde Harlden für alle, die nicht zu Blites Kumpeln zählten, allmählich ein unwirtlicher Ort. Quinlan war in Ordnung, aber einfach zu weit weg von der Alltagsarbeit.
    Bei dem Gedanken an Fenwick wurde sie noch niedergeschlagener. Seit er ihr deutlich gemacht hatte, dass sie beide nie eine Beziehung haben könnten, hatte sie sich selbst die Träume verboten, die sie zuvor gehegt hatte. Um die schmerzvolle Leere zu füllen, hatte sie sich wieder mit Männern getroffen, aber alle Begegnungen waren ihr hohl und nichtssagend erschienen im Vergleich zu den, wie sie selbst wusste, unrealistischen Fantasien, die sie um Fenwick gesponnen hatte. Dann war sie Clive in Bramshill begegnet, wo sie beide einen Lehrgang absolvierten, und sie hatten sich auf Anhieb verstanden. Es war leicht gewesen, eine Affäre mit ihm anzufangen, und das Zusammensein mit ihm dämpfte den Kummer über Fenwicks Zurückweisung. Inzwischen war es sogar erträglich, mit ihm befreundet zu sein, und sie war stolz darauf, dass es ihr gelang, auf Distanz zu bleiben, wenn sie ihn und seine Kinder sah.
    In ihrer Zerstreutheit ging sie ziellos über den Gang. Als sie nach ein paar Minuten immer noch unruhig zu ihrem Schreibtisch zurückging, sah sie Blite im Laufschritt das Gebäude verlassen, und das machte sie unerklärlich nervös.
     
    Ein Umtrunk im Golfclub war meistens spontan. Ein Hole-in-One, mit einem Schlag vom Tee ins Loch, bedeutete, dass der Glückspilz eine Runde ausgeben musste, auch wenn es lediglich ein Zufallstreffer war. Diesmal hatte Jeremy Maidment am sechzehnten Loch einen Eagle geschlagen, und das hieß, dass er allen einen Drink spendieren musste.
    Die Atmosphäre in dem eichengetäfelten Raum war ausgelassen und laut. Die Witze gerieten umso pikanter, je mehr sie in Whisky und Wein mariniert wurden. Der Einzige, der sich nicht amüsierte, war Maidment selbst. Er ließ sich mit einem halbherzigen Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, beglückwünschen und auf die Schulter klopfen. Immer wenn Edwards einen weiteren Witz aus seinem sattsam bekannten Repertoire zum Besten gab, zwang er sich zu einem Lachen, doch ein aufmerksamer Beobachter hätte sich wohl gefragt, was den Major so bedrückte.
    Um sechs Uhr befand er, dass er verschwinden sollte, solange er noch geradeaus fahren konnte. Er war dabei, sich zu verabschieden, als er merkte, dass sich eine Stille über den Raum senkte, die ihn veranlasste, instinktiv Haltung anzunehmen, ehe er sich umwandte.
    »Major Jeremy Maidment?«
    Es war eine Stimme, die Macht genoss, aber nicht unbedingt eindrucksvoll klang. Er schaute sich um und sah einen untersetzten, kräftigen Mann in der Tür zur Bar stehen. Der Eingangsbereich hinter ihm war blau vor lauter Uniformen.
    »Könnt ihr ihn nicht endlich in Ruhe lassen?« Edwards’ entrüsteter Einspruch löste ein beifälliges Murmeln aus, über das hinweg Maidment schlicht

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