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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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sagte:
    »Ich bin Maidment.«
    Der Mann machte zwei Schritte in den Raum hinein, und die Uniformen drängten ihm keilförmig nach.
    »Jeremy Maidment«, sagte er mit so lauter Stimme, dass selbst die Feiernden draußen auf den Überresten der Terrasse es mitbekamen. »Sie sind festgenommen. Sie stehen im Verdacht, Paul Hill am oder um den 7. September 1982 entführt und ermordet zu haben. Sie haben das Recht zu schweigen, aber alles …«
    Er leierte die übliche Formel herunter, und seine Worte durchdrangen die Totenstille im Raum. Einer der Polizisten riss Maidment jäh die Arme auf den Rücken, und er spürte das kalte Metall an seinen Handgelenken.
    »Das ist nicht nötig«, sagte er milde, aber nach einem Blick von seinem Vorgesetzten ließ der Constable die Handschellen zuschnappen.
    Edwards starrte ihn entsetzt an. Der Major wurde durch die stirnrunzelnde Menge, aus der kein aufmunterndes Wort erklang, Richtung Tür bugsiert. Schon jetzt wollten ihm manche nicht mehr in die Augen sehen und wandten den Blick ab, als er an ihnen vorbeikam.
    Als die Polizisten ihn ein wenig unsanft auf die Rückbank eines Streifenwagens verfrachteten, ertönte ein Ruf vom Clubhaus.
    »Jeremy, dein Hut!« Edwards kam angelaufen und beugte sich vor, sodass seine Lippen dicht am Ohr des Majors waren. »Kopf hoch, alter Junge. Denk ans Regiment. Wir sind alle deine treuen Kameraden. Wir haben uns Freundschaft und absolute Loyalität geschworen, vergiss das nicht; wir vergessen dich auch nicht.« Seine Worte waren leise, aber emphatisch und sie wurden mit einem unverkennbaren Befehlston gesprochen.
    Die Wagentür fiel zu. Im Präsidium wurde er erneut über seine Rechte aufgeklärt, dann nahm man ihm Portemonnaie, Uhr, Gürtel, Krawatte und Schnürsenkel ab, ehe er in eine Zelle gesperrt wurde. Er durfte sein Jackett und sein Taschentuch behalten, aber die Unfähigkeit, das Vergehen der Zeit zu messen, war beunruhigend. Er fragte sich, wieso er nicht direkt vernommen wurde, und ermahnte sich dann selbst, keine sinnlosen Mutmaßungen anzustellen.
    Nach einem nicht abschätzbaren Zeitraum wurde er in ein Vernehmungszimmer mit einem Tisch, vier Stühlen und einem Kassettenrecorder, jedoch ohne Uhr oder Fenster geführt. Der Constable blieb bei ihm.
    Maidment sagte sich, dass er ja an Warten gewöhnt sei. Der Dienst in der Army bestand aus langen Phasen langweiliger Untätigkeit, unterbrochen von überwältigenden aggressiven Momenten, die Verletzung oder Tod mit sich bringen konnten. Nichts an der gegenwärtigen Situation konnte ihn ängstigen, nicht mal die Gefahr einer Mordanklage oder anschließender Gefängnishaft. Er fing an, im Geist Gedichte zu rezitieren. Sein großartiges Gedächtnis hatte ihn befähigt, schon seit seiner Kindheit endlos viele Texte auswendig zu lernen. Während er sich durch Shakespeares Sonette arbeitete, versuchte er zu schätzen, wie viel Zeit verging.
    Nach ungefähr zehn Minuten öffnete sich die Tür, und der Mann, den er innerlich als den groben Detective bezeichnete, kam herein, begleitet von einem unscheinbaren Beamten mittleren Alters, der einen Polyester-Anzug und ein schlecht gebügeltes Hemd trug. Kassetten wurden eingelegt und das Gerät eingeschaltet.
    »Vernehmung von Jeremy Maidment durch Detective Inspector Blite. Ebenfalls anwesend: Detective Sergeant Watts. Beginn«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, und der Major hielt den Atem an, »neunzehn Uhr.«
    Noch keine volle Stunde in Gefangenschaft, und er hätte gewettet, dass mindestens zwei vergangen waren. Wenigstens wusste er jetzt den Namen des Mannes. Er hatte ihn zuvor vor lauter Schock über seine Verhaftung überhört.
    »Habe ich das Recht auf die Anwesenheit eines Anwalts?«, fragte Maidment, nicht weil er unbedingt einen haben wollte, sondern weil er Wert darauf legte, dass alles seine Ordnung hatte.
    Blite schien die Frage zu freuen, und er grinste, zeigte dabei eine Reihe von kleinen Zähnen in unterschiedlichen Weißschattierungen.
    »Ich glaube ja, dass es die Schuldigen sind, die gleich als Erstes nach ihrem Anwalt fragen.«
    »In diesem Land gilt ein Mann als unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist, Mr. Blite.«
    »Theoretisch ja, aber bei den Beweisen, die wir gegen Sie haben, halte ich das für Haarspalterei.«
    Maidments Gesicht blieb gelassen, aber innerlich wand er sich.
    »Dennoch, ich hätte gern meinen Anwalt dabei, ehe wir hier weitermachen.«
    Seine Ruhe reizte Blite, und er schaltete mit schwerer Hand den

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