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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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schriftlichen
Aufzeichnungen verlangte. »Sie sind Zivilist, Untertan der
Vereinten Nationen der Erde, richtig?«
    Ein Ausdruck von Ärger huschte über Martins Gesicht.
»Nein, stimmt nicht«, sagte er. »Ich habe Ihnen immer
wieder mitgeteilt, dass es sich bei den Vereinten Nationen nicht um
eine Regierung handelt. In juristischen Fragen und
Versicherungsangelegenheiten bin ich Pinkerton angeschlossen. Das
bedeutet, dass ich mich an deren Regeln halte und sie mich in
Rechtsfällen schützen. Aber zur Sicherheit habe ich
darüber hinaus noch eine langfristige und umfassende
Rechtsschutzversicherung mit der Luftwaffe Neuen Typs abgeschlossen,
die meiner Meinung nach auch Situationen wie diese abdeckt.
Darüber hinaus habe ich Vereinbarungen mit einem halben Dutzend
anderer, quasi-staatlicher Organisationen unterzeichnet, aber keine
davon ist berechtigt, mir gegenüber staatliche
Souveränität zu beanspruchen. Ich bin kein
Sklave!«
    Dr. Hertz wandte den Kopf und blickte viel sagend zu Sauer
hinüber. Sein Kneifer fing das grelle Licht der Wolframlampen
ein und funkelte. Sauer schnaubte. »Fürs Protokoll wollen
wir festhalten, dass der Angeklagte Untertan der Vereinten Nationen
der Erde ist«, verkündete er.
    »Nein, ist er nicht!« Alle wandten den Kopf.
Während Martins Einlassung war Rachel Mansour durch eine
Seitentür in den Raum geschlüpft. Ihre Kleidung war sogar
noch skandalöser als sonst: Sie trug unter verschiedenen
Polsterungen einen hautengen Trikotanzug, darüber eine
unförmige Weste, die einer Fliegerjacke ähnelte. Sieht
beinah wie das Unterzeug eines Raumanzugs aus, dachte Sauer
verwirrt. »Die Vereinten Nationen sind keine…«
    »Ruhe!« Sauer deutete mit der Hand auf den
Neuankömmling. »Dies ist ein Kriegsgericht, und ich spreche
Ihnen das Rederecht ab. Wenn Sie nicht den Mund halten, lasse ich Sie
hinauswerfen.«
    »Und schaffen damit einen diplomatischen Zwischenfall?«
Rachel lächelte unangenehm. »Versuchen Sie’s doch,
dann werde ich schon dafür sorgen, dass es Ihnen noch Leid tut.
In jedem Fall hat der Angeklagte das Recht auf einen Verteidiger, wie
ich meine. Haben Sie ihn auf seine Rechte hingewiesen?«
    »Äh…« Vulpis senkte den Blick.
    »Tut nichts zur Sache. Der Prozess wird
fortgesetzt…«
    Martin räusperte sich. »Ich möchte Oberst Mansour
zu meinem Anwalt der Verteidigung ernennen.«
    Es klappt. Sauer tat so, als kritzelte er etwas auf seinen
Block. Er konnte sehen, wie Wassily, der im hinteren Teil des Raumes
saß, scharf Luft holte. Der kleine Gernegroß schwelgte
jetzt schon in Hoffnungen. »Das Gericht erkennt Rachel Mansour,
Inspektorin der Vereinten Nationen, als Rechtsbeistand des
Angeklagten an. Ich bin verpflichtet, Sie darauf hinzuweisen, dass
dieser Prozess nach den Kriegsstatuten des Reiches durchgeführt
wird. Teil vierzehn, die Artikel, die Gefechte betreffen, in
Anbetracht unserer Nähe zum Feind. Falls Ihnen diese
Vorschriften und Regeln nicht bekannt sind, können Sie es jetzt
erklären und die Verteidigung niederlegen.«
    Rachels Grinsen wurde noch breiter. »Die Verteidigung
beantragt angesichts des bevorstehenden Kampfeinsatzes Vertagung der
Verhandlung. Nach der Schlacht wird noch jede Menge Zeit dafür
sein.«
    »Abgelehnt«, schnappte Sauer. »Wir brauchen den
Nachweis einer fairen Verhandlung, ehe wir das Urteil vollstrecken
können.« Das wischte ihr das Lächeln aus dem
Gesicht. »Das Gericht zieht sich fünf Minuten zurück,
damit der Angeklagte Gelegenheit hat, sich mit seinem Rechtsbeistand
zu beraten. Fünf Minuten und keine Minute länger.« Er
klopfte mit der Faust auf den Tisch, stand auf und marschierte
hinaus. Der Rest des Tribunals tat es ihm nach, gefolgt von einer
armseligen Hand voll Zuschauer. Zurück blieben Rachel, Martin
und vier Rekruten, die an der Tür Wache schoben.
     
    »Dir ist doch klar, dass das hier nur lästige Routine
ist? Die wollen mich hinrichten«, sagte Martin mit heiserer,
leicht schwankender Stimme, während er die Hände rang und
sich bemühte, ihr Zittern zu unterdrücken.
    Rachel sah ihm forschend in die Augen. »Sieh mich an,
Martin«, sagte sie leise. »Vertraust du mir?«
    »Ich… ja.« Er senkte den Blick.
    Sie streckte eine Hand über den Tisch und legte sie über
sein linkes Handgelenk. »Ich hab mich schlau gemacht, was ihre
Prozeduren betrifft. Das hier ist völlig unsachgemäß.
Was immer auch passiert, jedenfalls werde ich Beschwerde beim
Kapitän einlegen. Denn der müsste hier den Vorsitz

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