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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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nicht
mehr so lustig, wenn man zwangsweise mitspielen musste. Die
Förmlichkeiten, die auf jeder freien Fläche prangenden
Fahnen und kaiserlichen Insignien, die uniformierten Lakaien, die
hochkomplizierte Hierarchie militärischer Etikette – all
das legte nahe, dass die Übernahme dieses Auftrags ein falscher
Schritt gewesen war. Und der Anblick der Dissidenten, die man am
Dachsims des Basilisken aufgeknüpft hatte, war das
Tüpfelchen auf dem i gewesen, das ihn in eben dieser Meinung
bestärkt hatte. Mit Freuden hätte er sein Honorar in den
Wind geschrieben und den Heimweg angetreten, wäre da nicht die
dienstliche Verpflichtung gewesen.
    Nach einem verwirrenden Rundgang durch die Dockanlagen der
Raumstation und die Zugangsschleusen des Schlachtschiffs landete er
im Eingang eines voll gestopften, rötlich leuchtenden
achteckigen Raums, für den man die physikalischen Gesetze
offenbar ein wenig gelockert hatte, denn hier herrschte
Schwerelosigkeit. Vor einem frei zugänglichen Schaltpult war ein
untersetzter, fast kahlköpfiger Wartungsoffizier gerade damit
beschäftigt, ein ängstlich wirkendes Bürschchen
zusammenzustauchen. »Das ist das letzte Mal, verdammt noch mal,
dass du hier irgendwas anfasst, ohne vorher mich oder Chefingenieur
Otcenasek gefragt zu haben, du Dumpfbacke mit den zwei linken
Händen! Siehst du das Schaltpult dort? Das ist ein MBAX, was
für MASTER BUS ARBITRATION EXCHANGE steht, und somit der
wichtigste Netzserver – der Rechner, der für den
Datenaustausch innerhalb des Netzwerks des Schiffes sorgt und die
Komponenten der Schiffsmaschinerie miteinander verbindet. Er
entscheidet, welchen elektronischen Bits Zugang gewährt werden
soll. Und das da«, er deutete auf ein anderes, nicht
eingeschaltetes Pult, »ist die BACKUP MASTER CIRCUIT BREAKER
BOX, die zusätzliche Datensicherung für die ganze
MBAX-Anlage mit einem Sicherungskasten, ausgestattet mit einem
Schalter, der den Hauptstromkreis des Backup-Systems unterbrechen
kann, ein Sekundärsystem. Das solltest du auf Anweisung des
Chefs überprüfen. Der Schalter, den du gerade umlegen
wolltest…«
    Martin sah, wo der Finger des Offiziers hindeutete, und
stöhnte auf. Falls irgendein blöder Rekrut ihm so gekommen
wäre, hätte er es vermutlich nicht bei der bloßen
Drohung belassen, ihn mit dessen eigenen Gedärmen zu
erwürgen. Obwohl das Erwürgen wohl überflüssig
gewesen wäre, hätte der Idiot tatsächlich angefangen,
mit dem MBAX herumzuspielen: Bei einer verkohlten Leiche hatte so
etwas normalerweise wenig Wirkung.
    »Chefingenieur Krupkin?«, fragte er.
    »Ja? Wer sind Sie? Oh, Sie sind sicher der Bordmechaniker,
stimmt’s?« Krupkin wandte sich ihm zu und
überließ es dem unglückseligen Rekruten, nach einem
Mauseloch zu suchen, in das er sich verdrücken konnte. »Sie
sind spät dran.«
    »Daran ist das Büro des Kurators Schuld«, schnappte
Martin. Kaum waren die Worte heraus, bedauerte er die
Äußerung. »Tut mir Leid, aber ich hatte eine schlimme
Woche. Was kann ich für Sie tun?«
    »Geheime Staatspolizei, wie? Hier werden Sie nicht vielen von
denen begegnen«, grunzte Krupkin, sofort wieder versöhnt.
»Sie kennen sich mit dieser Spielzeugschachtel also ein bisschen
aus?«
    »MiG verkauft sie. Sie halten sie am Laufen. Und ich
repariere sie, wenn jemand daran herumgepfuscht hat. Ist Ihre Frage
damit beantwortet?«
    »Zumindest ist es ein guter Anfang.« Plötzlich
grinste Krupkin. »Versuchen wir’s also mit einer anderen
Frage. Was wissen Sie über Nulllinien-Kompensatoren zur
Korrektur relativistischer Zeitabweichungen, ausgehend von einem neu
festgelegten Bezugsystem? Und speziell über dieses Modell eines
K-340 und seine Konfiguration? Nennen Sie mir alles, was Ihnen an den
derzeitigen Einstellungen auffällt.«
    Die nächste Stunde verbrachte Martin damit, Krupkin
sämtliche Abweichungen der gegenwärtigen Konfiguration von
einer korrekten Ausrichtung aufzuzählen. Danach führte
Krupkin ihm an Stelle dieses völlig falsch eingestellten
Testgeräts einen echten K-340 vor. Bald darauf war es Mittag und
Zeit für ein Arbeitsessen, das Krupkin dazu nutzte, Martin
weiter zu löchern. Es folgte ein langer Arbeitsnachmittag.
Stundenlang kundschaftete Martin aus, wo sich alles befand und
hinführte, und nahm sich die Anweisungen für Modifikationen
gründlich vor, um sicherzustellen, dass auch wirklich alles den
Betriebsvorschriften entsprach. Und am Abend hieß es
zurück zur Basis…
     
    Rachel Mansour war nackt und

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