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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Lordschaft. Zu Ihrem eigenen Schutz. -Wie ich
schon sagte, rückt vom Südufer her eine Menschenmasse zu
uns vor. Sie überqueren gerade die alte Brücke. Wir haben
etwa fünf Minuten zu entscheiden, was wir unternehmen wollen.
Allerdings bezweifle ich, dass wir uns Freunde machen, wenn wir das
Feuer eröffnen.«
    Kurtz nickte. »Dann werde ich mit ihnen verhandeln.«
    Jetzt war es an Robard, sein Gegenüber ungläubig
anzustarren. »Ich glaube, Sie wären besser in einem
Rollstuhl aufgehoben, Sir, und sollten sich nicht mit den
Revolutionären herumstreiten. Sind Sie wirklich sicher,
dass…«
    »Hab mich seit… oh, seit mindestens acht Jahren nicht
mehr so gut gefühlt, junger Mann. Die Bienen hier haben verdammt
seltsame Stacheln.«
    »Ja, das kann man wohl sagen, Sir. Ich nehme an, man hat
Ihnen damit ein Angebot zur gütlichen Einigung machen wollen.
Offenbar hat das Festival Zugang zu den vielfältigsten
Anwendungen von Molekularbiologie, weit über das hinaus, was in
ihrem Hirn Wunder gewirkt hat. Wenn die wollten…«
    Kurtz hob abwehrend die Hand. »Ist mir durchaus klar. Aber
wir sind denen sowieso auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ich werde
zu den Leuten hinuntergehen und mit ihnen reden. Gab es in der Menge
auch alte Menschen?«
    »Nein.« Robard war einen Moment lang irritiert.
»Keine, soweit ich sehen konnte. Glauben Sie denn,
dass…«
    »Ein Mittel gegen das Altern wünschen sich viele«,
bemerkte Kurtz. »Die verflixten Schürzenjäger lassen
sich lieber von einem eifersüchtigen Ehemann erschießen
als von einer gelangweilten Krankenschwester umsorgen, die ihnen die
Bettpfanne leert. Falls das Festival ihnen Wünsche
erfüllt hat, wie es unser Geheimdienst
formulierte…« Er stand auf. »Holen Sie mir meine
Ausgehuniform, Rob… äh… ja, Sie, Kossov. Ab sofort
sind Sie mein Leibbursche, denn Robard nimmt ja einen höheren
Rang als Sie alle ein. – Und meine Ehrenabzeichen!«
    Leonow war immer noch leichenblass und völlig mitgenommen.
»Ist schon in Ordnung«, sagte Robard mit düsterer
Stimme. »Normalerweise lasse ich Leute, die mir gegenüber
unhöflich sind, nicht gleich hinrichten.«
    »Sir! Äh… ja, Sir! Ähm, wenn ich etwas fragen
dürfte…«
    »Fragen Sie ruhig.«
    »Seit wann muss sich ein Oberaufseher des Kuratorenbüros
als Diener tarnen?«
    »Seit…«, Robard zog seine Taschenuhr heraus und
musterte sie kurz, »… seit etwa sieben Jahren und sechs
Monaten, auf Ersuchen des Erzherzogs. Das ist wirklich so gewesen.
Einen Diener bemerkt nämlich niemand, wissen Sie. Und
Seine Exzellenz…« Beladen mit der Ausgehuniform und den
Ehrenzeichen des Admirals, kehrte Kossov zurück. Während
sich der Admiral ankleidete, begleitete Leonow Robard bis zum
Treppenabsatz.
    »Und Seine Exzellenz gehört nicht unmittelbar zur
königlichen Familie. Wenn Sie verstehen, was ich damit sagen
will.« Leonow verstand. Die Tatsache, dass er tief Luft holte,
und die Stress-Diagnostiker, die in Robards Gehör implantiert
waren, verrieten dem Chefkurator alles, was er wissen musste.
»Nein, Seine Majestät hat keineswegs mit einem Putsch
gerechnet, die Loyalität des Admirals ist über jeden
Zweifel erhaben. Aber sein persönliches Charisma, sein Ruhm als
Held der Republik und seine große Popularität ließen
es ratsam erscheinen, seiner persönlichen Sicherheit besonderes
Gewicht zuzumessen. Wir können ihn hier gut brauchen.«
    »Oh.« Leonow dachte ein Weilchen nach. »Und die
Revolutionäre?«
    »Wenn er ihnen einen Schlag versetzt, werden sie auseinander
fallen«, sagte Robard nachdrücklich. »Ihre
stärksten Vorkämpfer sind längst geflohen; das bringt
eine Singularität nun mal mit sich. Falls sie nicht klein
beigeben«, er klopfte auf seine Tasche, »bin ich
ermächtigt, außerordentliche Maßnahmen zur
Verteidigung der Republik zu ergreifen. Und das schließt auch
den Einsatz geächteter Technologien ein.«
    Leonow tupfte sich mit einem Taschentuch über die Stirn.
»Dann ist ja alles ausgestanden. Sie werden den Widerstand der
Revolutionäre entweder gewaltsam oder durch politische Mittel
brechen, Seine Exzellenz zum Gouverneur auf Zeit ernennen, und in
sechs Monaten wird bis auf das Geschwätz alles vorüber
sein.«
    »Das würde ich nicht sagen. Selbst wenn die Frau von der
Erde mit ihrer Einschätzung des Festivals richtig liegen sollte,
haben wir hier doch zwei Drittel unserer Bevölkerung verloren.
Und ich glaube, es stimmt, was sie sagt: An einer Eroberung des
Planeten in dem

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