Sinnliche Eroberung
Bath zu begleiten.
Richard blickte den kräftigen Mann ernst an. »Ich bin sicher, wenn Sie die Patientin selbst gesehen und gehört haben, Dr. Bognor, werden Sie mir und meiner Frau höchstwahrscheinlich zustimmen, daß sich unsere Nichte nie wieder erholt.«
Als Prudence sich einen modischen Hut aufsetzte und mit einer Haarnadel feststeckte, mahnte sie: »Es könnte sein, daß wir mit Widerstand rechnen müssen, wenn wir versuchen, sie aus Hardwick Hall fortzuholen, Doktor.«
»Fürchten Sie nichts, meine Liebe, ich werde mit Schwierigkeiten fertig. Das Gesetz ist ganz auf unserer Seite.«
In diesem Moment ertönte das laute Pochen des Türklopfers und Prudence blickte aus dem Fenster, um zu sehen, wer der unerwartete Besucher war. »Es ist Diana«, zischte sie.
»Wie praktisch«, rief Richard aus.
»Vielleicht sollte ich vorläufig ins Eßzimmer zurückgehen. Sie wird sich sicherer fühlen, wenn sie Sie beide allein vorfindet«, schlug Clayton Bognor vor.
34. Kapitel
Als Richard die Tür öffnete, rauschte Diana unverzüglich an ihm vorbei ins Haus.
»Was, keine Diener? Das überrascht mich wirklich, noch dazu, wo ich das alles bezahle. Prudence, du kommst doch sonst nie ohne mindestens ein halbes Dutzend Lakaien aus, die dir jeden Wunsch von den Augen ablesen.«
Prudence lief rot an. »Du wirst jetzt endlich einen respektvollen Ton anschlagen, wenn du mit mir redest, junge Dame!«
»Respekt muß man sich verdienen, Prudence. Alles, was du und Richard euch je verdient habt, sind mein Mißtrauen, mein Zorn und meine Verachtung!«
»Du bist nicht ganz bei Sinnen, Diana«, tadelte Richard. »Du hast dich in einen anderen Menschen verwandelt.«
»Einen, der nicht mehr ganz so gefügig und naiv ist! Peter Hardwick kam gestern abend zurück, und als ich ihm unsere Hochzeit aufkündigte, erzählte er mir von dem geheimen schriftlichen Abkommen, das er mit euch getroffen hat.«
»Wir haben kein geheimes Abkommen mit Peter Hardwick. Er lügt!«
Einen kurzen Augenblick lang wollte sie ihrem Onkel glauben. Aber tief in ihrem Herzen wusste sie, daß er der Lügner war. Endlich sah sie klar und deutlich, was für ein abgefeimtes Pärchen die beiden darstellten.
»Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich deine Handhabung meiner Finanzen einer Untersuchung unterziehe«, erklärte sie triumphierend.
»Überhaupt nichts«, erwiderte er großspurig. »In zwei Monaten, wenn du volljährig wirst, werde ich dir alles übergeben, und du kannst nach Herzenslust Untersuchungen durchführen lassen. Ich bin froh, wenn ich die ganze Verantwortung los bin.«
Prudence wusste , daß sie sie wieder zum Thema zurückbringen musste . »Diana, hast du dich erinnert, wo du all die Monate gesteckt hast, oder bestehst du immer noch darauf, in die Zeit der Römer zurückversetzt worden zu sein?«
Diana schwang herum und konfrontierte Prudence. »Für eine sittenstrenge Frau hegst du ganz schön anzügliche Gedanken. Du kannst es gar nicht abwarten, daß ich zugebe, einen Liebhaber gehabt und von ihm geschwängert worden zu sein, um mich dann neun Monate lang zu verstecken. Aber das stimmt leider nicht, Prudence. Ich wurde in die Zeit zurückversetzt, als die Römer Aquae Sulis okkupierten. Der General, der mich zu seiner Sklavin machte, hieß Marcus Magnus, und es war Mark Hardwick, der Herzog von Bath. Nun ja, Prudence, wir sind ein Liebespaar!«
Richard stieß die Tür zum Eßzimmer auf. »Haben Sie genug gehört, Doktor?«
Der bullige Mann trat durch die Tür. »Sie hat vollkommen den Verstand verloren. Ich werde die Papiere unterzeichnen.«
»Wer zum Teufel ist das?« tobte Diana, zornig über ihre hinterhältigen Verwandten, die versteckten Lauscher hinter der Wand.
»Das ist Dr. Clayton Bognor. Er hat sich bereit erklärt, deinen Fall zu übernehmen.«
»Ich werde von Charles Wentworth betreut. Glaubst du wirklich, ich würde einen Arzt deiner Wahl akzeptieren?«
»Du hast nichts zu sagen. Du bist noch minderjährig.«
»Laß mich vorbei!« Diana erstickte fast vor Wut.
Ihr Onkel ließ sie nicht vorbei. Er und der Doktor kamen auf sie zu und packten sie bei den Armen.
Diana wehrte sich aus Leibeskräften. »Nehmt eure Hände von mir, ihr jämmerlichen Betrüger!«
Dr. Bognor hielt ihr ein Tuch vor den Mund. Diana rang nach Luft, atmete schwere, ätzende Dämpfe ein und sank bewußtlos in die Arme ihres Onkels.
Die kleine Lady fühlte, wie sie hochgehoben wurde. Sie öffnete ihre schweren Lider und sah, daß
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