Sinnliche Erpressung aus Liebe
aufgekauft, um dem wachsenden Tourismusaufkommen gerecht zu werden.
Manche hatten Zac Delucca verdächtigt, über Insiderinformationen verfügt zu haben, doch er hatte sich nie dazu geäußert und bei dem Handel mehr Geld verdient, als er in das gesamte Gut investiert hatte. Das Bauernhaus an der südlichsten Spitze Italiens, das einen atemberaubenden Blick auf das Meer bot, hatte er für sich behalten und es nach seinen Vorstellungen umbauen lassen.
Zum restlichen Land gehörte ein überwucherter Olivenhain, den Zac selbst zu bewirtschaften versuchte. Doch bald hatte er einsehen müssen, dass er nicht viel von Landwirtschaft verstand und einen Verwalter eingestellt. Die Hütten hatte er zu Unterkünften für die Landarbeiter umbauen lassen. Nach einiger Zeit hatte er die Ernte unter dem Markennamen „Delucca Natives Olivenöl extra“ vertrieben, das hochpreisig als Spitzenprodukt beworben und bald schon von Kennern geschätzt wurde.
In den vergangenen fünfzehn Jahren hatte Delucca Holdings sich zu einem internationalen Konglomerat entwickelt, zu dem nun ganz verschiedene Unternehmensbereiche gehörten, darunter auch Bergwerke, Fertigungsbetriebe, Immobilien, Erdölförderung und die Produktion von Olivenöl. Nichts war vor dem Zugriff Zac Deluccas sicher.
Rücksichtslos, arrogant und gnadenlos ginge er vor, behaupteten seine Feinde. Allerdings konnte niemand in der Branche, ob Freund oder Feind, bestreiten, dass er ein Finanzgenie und ein fairer Geschäftspartner war – ein Global Player, der stets erreichte, was er sich vorgenommen hatte.
„Bist du dir deiner Sache sicher, Raffe?“, fragte er den Mann, der ebenfalls ausgestiegen und ihm auf den Gehsteig gefolgt war.
Raffe Costa war nicht nur seine „rechte Hand“, sondern auch sein Freund. Vor zehn Jahren hatten ihre Wege sich zum ersten Mal gekreuzt, als Zac sich für die Finanzierung eines Geschäfts an eine Bank in Neapel gewandt hatte, bei der Raffe in der Kreditabteilung für Geschäftskunden arbeitete. Sie hatten sich auf Anhieb verstanden. Zwei Jahre später war Raffe als Leiter des Rechnungswesens und persönlicher Assistent in Zacs schnell expandierende Firma eingetreten. Zac vertraute ihm bedingungslos. Er wusste, dass sein Freund ein gewiefter Geschäftsmann war und sich selten irrte.
„Bist du dir sicher?“, wiederholte Raffe nachdenklich, während sie auf das Eingangsportal zuschritten. „Nicht völlig. Aber ich bin immerhin so weit überzeugt, dass ich finde, du solltest dir die Bücher selbst ansehen. Bei den Prüfungen, die wir vor der Übernahme vorgenommen haben, sind die Abschöpfungen nicht weiter aufgefallen, weil die Unterschlagungen gewisser Geldbeträge – und darauf läuft es hinaus – sehr geschickt vorgenommen und in den Bilanzen seit Jahren gut versteckt ausgewiesen wurden.“
„Hoffentlich hast du recht. Eigentlich hatte ich vor, Urlaub zu machen, und wollte gar nicht nach London kommen.“ Zac warf seinem Freund einen vielsagenden Blick zu, während sie das Gebäude betraten. „Ich war eher auf heißes Klima und eine heiße Frau eingestellt.“
Über die Entwicklung der Dinge war Zac alles andere als glücklich.
Umgänglich begrüßte er den Wachmann, den Raffe ihm vorstellte. Dabei überlegte er, wie schnell er – falls der Verdacht seines Freundes sich bestätigen sollte – das Problem in den Griff bekommen und wieder abreisen konnte.
Nach monatelangen zähen Verhandlungen hatte er den Vertrag endlich unter Dach und Fach gebracht. Komisch, dass ihm genau am Morgen danach beim Duschen bewusst geworden war, dass er fast ein Jahr wie ein Mönch gelebt hatte. Vor zehn Monaten hatte er sich von seiner letzten Freundin getrennt, weil sie zu besitzergreifend geworden war und zu oft vom Heiraten gesprochen hatte.
Erstaunt über seine Abstinenz, hatte Zac sein Mönchsdasein beenden wollen und war einige Male mit einem Supermodel aus Mailand ausgegangen. Heute hatte er die Schöne auf seine Jacht einladen und zu seiner Geliebten machen wollen. Für den Fall, dass sie zueinander passten, hatte er sogar erwogen, sie entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten auf eine mehrwöchige Kreuzfahrt durch die Karibik mitzunehmen.
Seit Jahren hatte er sich nie mehr als eine Woche Urlaub gegönnt. Doch in letzter Zeit fragte er sich häufiger, ob die Arbeit wirklich sein ganzer Lebensinhalt sein sollte. Solche Gedanken passten eigentlich nicht zu ihm. Er neigte nicht dazu, in sich zu gehen, und hatte beschlossen, etwas dagegen zu
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