Sinnliche Erpressung aus Liebe
Darling, aber du kommst zu spät. Ich habe vorhin ein Sandwich gegessen, weil ich so viel zu tun habe. Und wie du siehst, ist Mr. Delucca, der neue Eigentümer der Firma, gerade gekommen. Ich kann also heute unmöglich mit dir zu Mittag essen. Du wirst allein gehen müssen. Ich rufe dich heute Abend an.“
Sally wusste nur zu gut, dass er sie am Abend nicht anrufen würde. Aber was konnte sie tun, wenn zwei Fremde anwesend waren?
Unschlüssig sah sie ihren Vater an. Wieder lächelte er überaus charmant … doch etwas stimmte hier nicht. Seine Stimme klang seltsam angespannt. Weil sie unverhofft aufgetaucht war? Oder weil sein neuer Chef ihn sprechen wollte?
Dann spürte sie, dass Zac Delucca ihren Arm berührte. Unwillkürlich verkrampfte sie sich und sah ihn an.
„Ihr Vater hat recht, Sally“, sagte Zac. „Für den Rest des Tages wird er mit Mr. Costa, meinem Assistenten und Leiter des Rechnungswesens, beschäftigt sein.“
Seine dunklen Augen hatten eine hypnotisierende Wirkung auf sie … sie waren mit kleinen Goldflecken gesprenkelt, bemerkte Sally jetzt, und wurden von den längsten und dichtesten schwarzen Wimpern gerahmt, die sie je bei einem Mann gesehen hatte.
Wieso schlugen diese Augen sie so in ihren Bann? Sie versuchte fortzuschauen, aber es gelang ihr nicht. Zac Delucca war kein schöner Mann im klassischen Sinn. Er musste sich irgendwann die Nase gebrochen und davon den kleinen Höcker darauf zurückbehalten haben, und über einer Braue verlief eine zwei Zentimeter lange Narbe.
„Ich kann unmöglich zulassen, dass die junge Dame allein essen geht.“
Fasziniert betrachtete Sally immer noch seine Züge und hatte nur halb hingehört. Dann ging ihr auf, worauf Zac Delucca hinauswollte, und sie senkte den Blick.
Nun wandte der Mann sich ihrem Vater zu.
„Falls Sie nichts dagegen haben, Mr. Paxton, führe ich Ihre Tochter zum Essen aus. Mr. Costa wird Ihnen die Angelegenheiten, die wir besprechen müssen, in allen Einzelheiten erläutern, und ich sehe Sie dann später.“
Sally war so überrascht von der unverhofften Entwicklung der Dinge, dass sie sprachlos war. Befremdet blickte sie von einem zum anderen und bemerkte den bedeutsamen Blickwechsel zwischen den beiden Männern.
Endlich erwiderte ihr Vater jovial wie stets: „Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Mr. Delucca. Damit wäre das Problem gelöst, würde ich sagen. Sally, Darling, Mr. Delucca führt dich zum Essen aus. Ist das nicht nett von ihm?“
Sie blickte den Hünen an, dessen Augen triumphierend funkelten … in ihnen las sie noch etwas, das sie lieber nicht deuten wollte. Unwillkürlich erschauerte sie und machte sich nicht die Mühe, ihrem Vater zu antworten. Nett …? Nichts an diesem Mann war nett, das spürte sie …
Zehn Minuten später saß Sally neben Zac Delucca auf dem Rücksitz seiner Limousine und fuhr mit ihm zu einem Essen, zu dem sie nicht wollte.
„Sitzen Sie bequem, Sally?“
„Ja, danke“, erwiderte sie steif. Wie, zum Teufel, bin ich in diese Lage geraten?
„Das Restaurant ist nur zwanzig Autominuten entfernt“, erklärte Zac Delucca umgänglich. „Wenn ich in London bin, gehe ich am liebsten dorthin.“
„Okay“, sagte Sally nur und ließ die Unterhaltung im Büro ihres Vaters nochmals vor sich ablaufen.
Nach dem ersten Schock hatte sie sich elegant aus der Affäre ziehen wollen: Sie sei eigentlich nicht hungrig, hatte sie behauptet, und da Mr. Delucca ein vielbeschäftigter Mann sei, wolle sie seine Zeit nicht vergeuden.
Worauf Delucca ihr galant erklärt hatte, Zeit, die er mit einer schönen Frau verbringe, sei niemals vergeudet. Dabei hatte er auf eine Weise gelächelt, die ihr das Gefühl gab, er mache sich über sie lustig.
Und ihrem Dad schien viel daran zu liegen, dass sie mit Delucca ausging. Ihr Vater hatte sogar fast darauf bestanden. Gegen die beiden hatte sie keine Chance gehabt.
Aber so schlimm konnte es auch wieder nicht werden! Sie würde mit Delucca essen, das Restaurant danach so schnell wie möglich wieder verlassen und sich ein Taxi nach Hause nehmen. Gedankenverloren blickte Sally aus dem Fenster und fragte sich, wieso das Glas von außen undurchsichtig schwarz war, während man von innen ungehindert hindurchsehen konnte.
Männer interessierten sie nicht. Sie hatten keinen Platz in ihrem Leben. Mit dem abschreckenden Beispiel ihres Vaters vor Augen war das nicht weiter verwunderlich. Und da sie sich um ihre Mutter kümmern musste – weil ihr Vater es nicht für
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