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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Sullivan auf Armeslänge zu halten, bis er Combe Abbey wieder verlassen hatte? Was er schließlich und endlich irgendwann tun würde. Er musste doch noch ein anderes Leben haben, das auf ihn wartete. Ein Dandy-Leben in London, das ihm alle möglichen Zerstreuungen bot.
    Die Überlegung zauberte ihr ein zögerliches Lächeln auf die Lippen. Es war absurd, Peregrine Sullivan auf solche Weise zu beschreiben. Ja, bestimmt war er ein gut gekleideter Aristokrat mit tadellosen Manieren, aber ein Dandy, den es nach Zerstreuungen dürstete? Ganz sicher nicht. Geist und Ausbildung waren wie bei einem Gelehrten. Und genau das war ihr Problem. Ein städtischer Aristokrat hätte keinerlei Anziehung auf sie ausgeübt. Solche Männer hatte sie immer schon verachtet. Aber ein kühner Verstand in Verbindung mit einem kraftvollen Körper war für sie unwiderstehlich. Nichts wollte sie lieber als sich in seiner Gegenwart aufhalten, mit ihm sprechen, Standpunkte und Wissen austauschen. Es gab so vieles, wovon sie gern gewusst hätte, wie er darüber dachte; was er mochte, was er nicht mochte ...
    Das Mondlicht ergoss sich über den Rasen, und wie so oft in schönen Nächten auf Combe Abbey brach eine Schwarzdrossel in kehligen Gesang aus. Kein Wunder, dass Schwarzdrosseln so oft mit Nachtigallen verwechselt werden, dachte Alex und erinnerte sich, wie sie und Sylvia als Kinder immer darauf beharrt hatten, dass dieses herrliche Geräusch nur von einem exotischeren Geschöpf stammen konnte als von einer Amsel. Im Bett hatten sie ihre eigenen Geschichten aus Tausendundeiner Nacht ersonnen, fantasievolle Geschichten zur Hintergrundmusik des Singvogels unter ihrem Fenster.
    Von unten drangen Stimmen herauf, als die Gäste sich langsam verabschiedeten - nach Sir Stephens großzügigem Weinausschank wie üblich voller Lärm. Trotz seiner Pfennigfuchserei ließ er es an seiner Gastfreundschaft niemals fehlen, und seine Gäste waren fast immer laut, wenn sie zu nächtlicher Stunde schwankend das Haus verließen.
    Alexandra lauschte, bis die letzte Stimme und das letzte Rattern der Kutschenräder auf der Auffahrt schließlich verklungen waren und Stille sich auf das Haus senkte. Ruhelos gab sie ihren Platz auf dem Fensterbrett auf. Schlaf schien sich noch lange nicht einstellen zu wollen; der Drang, nach draußen in die Mondnacht zu spazieren, war plötzlich unwiderstehlich. Niemand war in der Nähe, das Haus schlief, und sie konnte die Hintertreppe benutzen und durch die Küchentür nach draußen schlüpfen.
    Gesagt, getan. Sie schnappte sich ihren Umhang, zog die Schuhe an und schlich auf Zehenspitzen aus ihrem Zimmer.
    Die einzigen Geräusche über die Hintertreppe nach unten bestanden aus knarzenden Dielenbrettern und raschelnden Mäusen hinter der Scheuerleiste. Abgesehen von einem glimmenden
    Feuer im leeren Ofen lag die Küche im Dunkeln. Der Küchenbursche schlief auf einer zusammengerollten Decke auf einer Bank neben dem Ofen, rührte sich aber nicht, als Alex schweigend zur Küchentür trottete. Sie öffnete sie gerade so weit, dass sie hinausschlüpfen konnte, und schloss sie hinter sich. Mehr als der leise klickende Riegel war nicht zu hören. Das Mondlicht ergoss sich in den Küchengarten; auf dem Weg zum Tor, das zu einem kleinen Seitenweg führen würde, hielt sie sich im Schatten der Hauswand. Unwahrscheinlich, dass jemand aus dem oberen Stockwerk hinunterschaute, aber sie durfte natürlich nichts riskieren.
    Auf dem Seitenweg angekommen, fiel Alex das Atmen leichter. Aus dem Haus erspäht, würde sie kaum mehr sein als ein wandernder Schatten unter den Bäumen, und sobald sie sich im Schutz des Obstgartens befand, war sie frei und außer Sicht. Die milde Luft war schwach salzig, und sie konnte hören, wie sich die Wellen am Strand in der Bucht brachen.
    Einmal oben auf der Klippe, ging sie dorthin, wo ein schmaler Sandpfad sich über die Klippe zum Strand hinunterschlängelte. Die silbrige See rollte durch den hufeisenförmigen Eingang zur Bucht; die Klippen schimmerten weiß. Die Küstenlinie war trügerisch sanft. Doch Alex wusste, dass zahlreiche unerfahrene Matrosen draußen im Kanal am mächtigen Seegang, der parallel zur Küste verlief, gescheitert waren.
    Auf dem unebenen Pfad rutschte sie aus, klammerte sich aber an einem Gebüsch auf dem sandigen Boden fest und kam schnell wieder auf die Beine. Diese Route die Klippen hinunter hatte sie schon unzählige Male eingeschlagen. Kaum hatte sie den Strand erreicht, zog sie ihre

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