Sinnliche Stunden mit dir
fester.
Sie
starrte schweigend geradeaus. "Nichts", sagte sie dann
leise.
"Andrea,
komm schon."
"Lass
mich. Du sollst mich nicht bevormunden", erwiderte sie heftig.
Doch dann sackte sie in sich zusammen, ein für sie sehr
untypisches Zeichen von Schwäche. "Das war ein richtiger
Idiot. Ich hatte gedacht, ich könne ihm vertrauen. Wir waren auf
einer Party der Firma, für die ich vorübergehend gearbeitet
habe. Mein Vertrag lief gestern aus, aber sie haben mich trotzdem zu
der Party eingeladen, was ich sehr nett fand. Zum Schluss hat einer
der Projektleiter einigen von uns angeboten, uns nach Hause zu
bringen. Dass ich als Letzte an der Reihe war, habe ich zu spät
gemerkt." Andrea zuckte mit den Schultern. "Na ja, das war
dumm von mir." Sie lächelte kurz, als wolle sie nicht nur
Jackson, sondern auch sich selbst überzeugen, dass die Sache
halb so schlimm gewesen war.
"Wenn
mir das klar gewesen wäre, wäre ich nie mitgefahren",
fuhr sie fort. "Ich dachte, er würde mich als Erste nach
Hause bringen, weil die anderen außerhalb wohnen. Aber offenbar
wollten die alle in der Stadt abgesetzt werden, weil sie vorhatten,
noch in einen Club zu gehen. Das hat er mir natürlich nicht
gesagt. Und sobald die anderen ausgestiegen waren, wurde er deutlich.
Ich solle die Nacht mit ihm verbringen und so weiter …"
Jackson
wurde heiß vor Zorn. Das hatte dieser widerliche Kerl also von
Anfang an vorgehabt. Andrea sagte die Wahrheit, das wusste er genau.
Auch dass sie sehr vorsichtig war, was Männer betraf. "Hat
er dir etwas getan?"
Sie
murmelte etwas, was er nicht verstand.
"Hat
er dir etwas getan?" wiederholte er und betonte jedes Wort. Er
durfte jetzt nicht lockerlassen, denn in ihrer momentanen seelischen
Verfassung würde sie ihm am ehesten Auskunft geben. "Antworte
mir."
"Er
hat meinen Blusenärmel zerrissen, als ich ausstieg, weil er mich
gewaltsam zurückhalten wollte. Und leider habe ich meine
Handtasche in seinem Auto gelassen. Aber das ist nicht so schlimm."
"Wie
heißt der Kerl?" Jackson war selbst überrascht, wie
sehr ihn die Sache aufregte. Andererseits hatte Andrea immer schon
eine ganz besondere Wirkung auf ihn gehabt.
"Jackson,
ich …" Sie blickte ihn unschlüssig an.
"Der
Name!" Er sah buchstäblich rot, wenn er sich vorstellte,
wie dieser Mann …
"Warum
willst du das wissen?" Allmählich gewann Andrea wieder an
Selbstsicherheit. Offenbar war sie schon dabei, das hässliche
Erlebnis zu verdrängen.
Glücklicherweise
fiel ihm schnell die passende Antwort ein. "Willst du denn deine
Tasche nicht zurückhaben?"
"Ach
so. Aber du wirst ihm doch nichts tun?"
"Wie
kommst du denn darauf? Sehe ich aus wie ein Schläger?" Ihm
war wohl bewusst, dass er durchaus wie jemand wirkte, der sich nichts
gefallen ließ. Er war groß und dunkelhaarig und
ausgesprochen durchtrainiert. Das hatte einerseits mit seiner
Abstammung zu tun, denn seine Vorfahren kamen aus Italien und
Skandinavien. Andererseits waren die Albträume daran schuld, die
ihn so oft quälten. Er hatte sich nämlich angewöhnt,
in den schlaflosen Nächten bis zur Erschöpfung an den
Maschinen zu trainieren. Ja, er musste zugeben, mit seinen schwarzen
Haaren und den dunklen Augen wirkte er tatsächlich wie ein
Mafioso.
"Vielleicht."
Das klang keineswegs eingeschüchtert.
"Keine
Sorge, ich hole nur deine Tasche ab", log er. So leicht würde
dieser Kerl nicht davonkommen.
"Versprich
mir, dass du ihm nichts tust."
"Warum
denn?" Plötzlich wurde er unsicher. Ob es sich bei dem
Ganzen nur um eine Streiterei unter Liebenden handelte? Bei dem
Gedanken, sie könne in den Armen eines anderen Mannes liegen,
wurde ihm ganz elend. Aber war es für seine Bemühungen
nicht ohnehin längst zu spät? War ein anderer schneller
gewesen als er? Hatte ihn die quälende Erinnerung an das, was er
nach Bonnies Tod herausgefunden hatte, blind und taub gemacht für
das, was um ihn herum vorging?
"Weil
ich nicht möchte, dass du in Schwierigkeiten gerätst."
Ihm
fiel ein riesiger Stein vom Herzen. "Wie heißt dieser
Mann?"
"Erst
musst du mir dein Versprechen geben." Andrea verschränkte
die Arme vor der Brust und sah ihn entschlossen an.
Er
fluchte innerlich. "Gut, ich verspreche dir, ihn nicht
anzufassen", stieß er schließlich hervor. Trotzdem
musste er sich an dem Mann rächen. Irgendetwas würde ihm
schon einfallen. Er kannte ein paar Leute, die wussten, was in einem
solchen Fall angemessen war, darunter auch einen Detective, der mit
Sexualdelikten zu tun
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