Sinnliche Traeume auf Kyrene
getroffen, wenn ich auch schon eine Menge Geschichten über ihn gehört habe. Nein, das hier geht nur Sie und mich etwas an. Sie kriegen einen guten Preis, das verspreche ich Ihnen. Kann ich jetzt Ihre Bilder sehen? Ich kann auch zu einer anderen Zeit wiederkommen, wenn es Ihnen dann besser passt. Ich bin fest entschlossen. Ich will Ihre Bilder, Miss Sheridan.“
„Nun, dann geben Sie mir einen Augenblick Zeit, damit ich sie im Atelier aufstellen kann. Ich freue mich, Ihnen die Bilder zu zeigen, die zu verkaufen sind.“
Und so kam es, dass Diana Mr. James Attree vier ihrer besten Gemälde verkaufte - zwei Landschaften, ein Porträt und eine häusliche Szene. Er besaß ein ausgezeichnetes Auge für Qualität und einen äußerst großzügigen Charakter. Auf der Stelle schrieb er ihr einen Wechsel aus, der hundert Pfund höher war als der von ihr geforderte Preis, und sagte, dass er noch an diesem Nachmittag einen Diener schicken würde, um die Bilder einzupacken und mitzunehmen.
Immer noch ein wenig benommen von ihrem unverhofften Glück, fragte Diana Thorne, kaum, dass er das Atelier betreten hatte, ob er den Kaufmann genötigt habe, die Bilder zu kaufen.
Thome sah gekränkt und erfreut zugleich aus. „Ich schwöre dir, ich habe nicht das Geringste damit zu tun. Aber ich gratuliere deinem Mr. Attree für seinen ausgezeichneten Geschmack. Jetzt komm her, wir wollen uns lieben, um das zu feiern.“ Diana glaubte Thornes Unschuldsbeteuerungen, denn sie dachte nicht, dass er sie so schamlos belügen würde. Sie war stolz darauf, auch ohne seine Hilfe einige ihrer Bilder verkauft zu haben. Und so gab sie sich seiner heißen Umarmung hin.
Zwei Tage später schlenderte Thorne in den Salon, während Diana noch beim Frühstück saß, und legte mit zufriedenem Lächeln eine Zeitung vor sie auf den Tisch.
„Hast du zufällig schon den Morning Chronicle gelesen? Du musst wissen, dass ich damit auch nichts zu tun habe.“
Auf der Titelseite stand ein Artikel, der sich mit der Ausstellung der British Academy for the Fine Arts beschäftigte. Er nahm fast ein Drittel der Seite ein, und sein Verfasser war Lord Howell, der bekannteste Kunstkritiker Englands in diesen Tagen.
Thorne setzte sich unaufgefordert an den Tisch und nahm sich Kaffee, während Diana las.
Der Magen krampfte sich ihr zusammen, als sie ihren Namen entdeckte, doch Lord Howell schien dieses Mal seine sonst so giftige Feder in Sanftmut getaucht zu haben. Er sang ein Lob auf ihr Talent.
Miss Sheridan ist ein so frisches Talent, wie man es in zehn Jahren nur einmal findet ... Wie sie Licht und Farbe benutzt, um Atmosphäre zu schaffen, ist nichts weniger als bemerkenswert ... Die Tatsache, dass sie eine Frau ist, ist offen gesagt noch bemerkenswerter, wenn man bedenkt, unter welchen Einschränkungen sie zu arbeiten hat. Miss Sheridan wurde vor Kurzem erlaubt, sich in die Malklassen der British Academy einzuschreiben. Doch es ist die Meinung des Verfassers dieser Kolumne, dass sie genug Können besitzt, um sofort selbst Perspektive, Ausdruck und Komposition zu unterrichten. Es wäre sehr schade, wenn sie ihren Professoren erlauben würde, ihr offensichtliches Genie zu lähmen ...
Der ganze Artikel war ein unverhohlenes Lob ihrer Arbeit vom Kunstpapst Englands. Diana war sprachlos.
Thorne grinste, als er sah, wie überwältigt sie war. „Howell ist stolz auf sein eigenes Genie, und seine Anerkennung wäre nicht käuflich gewesen, egal um welche Summe, selbst wenn ich es versucht hätte. Das hier ist einzig und allein das Ergebnis deines Talents und der Hingabe an deine Arbeit. Ich sage dir, du wirst jetzt sehr gefragt sein. Am besten, du hast ab heute immer deinen Terminkalender zur Hand.“
Thome sollte mit seiner Voraussage recht behalten. Noch bevor Diana mit dem Frühstück fertig war, teilte ihr ein Diener mit, dass eine Besucherin im Empfangssalon auf sie warte.
Als Diana den Salon betrat, begrüßte sie eine hochgewachsene, silberhaarige und etwas überheblich wirkende Dame. „Ich bin Lady Ranworth, Miss Sheridan. Wie Sie sich sicher erinnern, trafen wir uns kürzlich auf dem Ball von Lady Hennessy. Ich bin eine enge Freundin von Judith, und sie nannte mir die Adresse Ihres Ateliers. Verzeihen Sie bitte, dass ich Sie so früh am Morgen besuche, aber nachdem ich heute diesen Sie so sehr bewundernden Artikel im Chronicle las, sagte ich mir, dass ich handeln muss, um mir Ihre Zeit zu sichern, bevor es ein anderer tut. Ich möchte Ihnen den Auftrag
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