Sinnliche Traeume auf Kyrene
damit genau aus, was Diana empfand.
„Ich hielt es für wichtig, sie sofort von ihm zu trennen“, fuhr sie fort. „Ich hätte sie nach London geschickt, aber Sie waren ja verschwunden. Und da die Saison nicht vor Mitte April beginnt, habe ich sie eben hierher gebracht.“
„Aber Sie beabsichtigen, sie in diesem Frühling debütieren zu lassen?“
„Letztes Jahr konnte sie nicht, da sie um Nathaniel trauerte. Ich dachte, ihr Debüt in der Gesellschaft würde zweierlei bewirken: sie von ihrer Verblendung befreien und ihr außerdem die Gelegenheit geben, Zuneigung zu jemandem zu entwickeln, der gesellschaftsfähiger ist. Ich hoffe, dass sie einen Ehemann findet, der sie um ihrer selbst und nicht des Geldes wegen liebt.“
„Und was erwarten Sie dabei von mir?“
„Dass Sie Ihre Tante überzeugen, die Schirmherrin von Amys Debüt zu sein.“
„Können nicht Sie das sein?“
Diana schüttelte den Kopf. Sie hatte nicht nur keine Stellung in der guten Gesellschaft inne, es umgab sie auch immer noch die Aura des Skandals. „Ich habe weder die Bedeutung noch die Verbindungen, die Ihre Tante besitzt. Und Sie selbst sind kaum geeignet, sie in die Gesellschaft einzuführen. Man fragt sich sowieso schon, ob es richtig war, Sie zum Vormund zu ernennen.“
Wieder blitzte der Schalk in seinen Augen auf. „Wohl wahr.“ „Mein Vorschlag hat noch einen weiteren Vorteil. Sie wissen es vielleicht nicht, aber Amy ging mit Ihrer Cousine Cecily, die in dieser Saison durch Lady Hennessy in die Gesellschaft eingeführt wird, in die Schule. So würde Amy mit einer Freundin ihres Alters ihr Debüt haben.“
Thorne legte nachdenklich die Finger aneinander. „Ich gestehe, dass ich erleichtert wäre, Amys Leben geregelt zu sehen. Ich habe sie immer gerne gemocht, und ich möchte Nathaniel gegenüber meine Pflicht erfüllen.“
„Dann werden Sie mit Ihrer Tante sprechen?“
„Um mir selbst ein Bild zu machen, möchte ich zuerst mit Amy sprechen.“
„Sie werden schnell merken, dass sie ziemlich rebellisch ist“, meinte Diana. „Sie ist immer noch wütend, weil ich ihre junge Liebe beendet habe.“
„Das kann ich mir vorstellen“, erwiderte Thorne. „Aber es war richtig, sie hierher zu bringen.“
In diesem Augenblick betrat Amy den Innenhof. „Thome!“, rief sie erfreut.
Während er sich erhob, um sie zu begrüßen, fiel sie ihm schon um den Hals. Thorne ließ zu, dass sie ihn auf die Wange küsste, aber dann löste er ihre Finger von seinem Nacken und hielt sie eine Armeslänge von sich.
„Hallo, du Sprotte“, sagte er voller Wärme.
Ihre blauen Augen blitzten ihn an. „Du kannst mich nicht länger Sprotte nennen, denn ich bin jetzt erwachsen.“
„Ja, ich sehe, dass du eine richtige Schönheit geworden bist.“ „Stimmt, bin ich!“ Sie drehte sich stolz im Kreis und führte ihm ihr samtenes Reitkleid vor. Dann ließ sie sich auf einen Stuhl fallen.
„Ich bin so froh, dich zu sehen, Thorne. Seit du mir von Kyrene und seinen wunderbaren Sagen erzählt hast, habe ich mich danach gesehnt, dich zu besuchen.“
Diana zuckte innerlich zusammen. Sie hatte Amy praktisch zwingen müssen, mit ihr an Bord des Schiffes zu gehen. Doch sie freute sich, dass das Mädchen sich so gut mit Thorne zu verstehen schien. Es würde Amy guttun, jemanden zu haben, der den Platz ihres Bruders einnehmen konnte.
„Diana hat also mit dir gesprochen? Wirst du deine Tante fragen?“, drängte Amy.
„Deine Cousine hat mit mir gesprochen, ja. Und ich habe zugestimmt, mir den Vorschlag zu überlegen.“
„Thome ... bitte!“ Amy lehnte sich vor, griff nach seinem Arm und lächelte ihn flehentlich an.
Thome schien unbeeindruckt. „Du kannst mit den Wimpern klimpern so lange du willst. Ganz andere Frauen als du haben versucht, mich um den Finger zu wickeln, und es ist ihnen nicht gelungen. Ich sagte, ich werde es mir überlegen.“
„Gut. Ich hoffe nur, du tust es bald. Du kannst dir nicht vorstellen, wie unglücklich ich gewesen bin, als ich im vergangenen Jahr auf dem Land habe leben müssen, weit weg von London und all meinen Freunden. Und dann ist Diana auch noch ein solcher Drachen geworden. Es wird viel lustiger sein, die Saison mit dir und deiner Tante zu verbringen. Ich bezweifle, dass Lady Hennessy mich genauso kontrollieren wird, wie es Diana jetzt tut. Sie überwacht jeden meiner Schritte.“
„Wenn du das glaubst, kennst du meine Tante nicht.“
Amy wollte schmollen, besann sich dann aber anders. „Es ist
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