Sinnliche Traeume auf Kyrene
angenommen werden.“
„Und es würde Ihnen erlauben, selbst über Ihre Zukunft zu bestimmen“, stellte Thorne nachdenklich fest.
Diana schaute ihn erstaunt an. Es verblüffte sie, dass er die treibende Kraft hinter ihren Ambitionen erkannte.
Nach dem Tod ihres Onkels - sie war damals einundzwanzig gewesen - hatte sie wirklich den Entschluss gefasst, über ihre Zukunft selbst zu bestimmen und ihren Traum wahr werden zu lassen. Sie wollte als Malerin leben. Sie fand einen Mentor, der ihr half, ihr Talent zu entwickeln. Doch als er sie nichts mehr lehren konnte, riet er ihr, nach London zu gehen.
Diese Vorstellung war sehr verlockend gewesen. Die Anerkennung der Kunstwelt würde ihr Freiheiten geben, die sie noch nie genossen hatte. Zum ersten Mal nach ihrer misslungenen Flucht hatte sie wieder ein Ziel.
Sie war entschlossen, sich ein eigenes Leben aufzubauen, in dem sie sich nicht dem Diktat der Gesellschaft zu beugen hatte.
Doch sie wollte nicht, dass Thorne glaubte, ihre eigenen Ziele seien ihr wichtiger als Amys Zukunft.
„Ich versichere Ihnen“, erklärte sie schließlich, „dass meine Karriere in Bezug auf Amys Interessen erst an zweiter Stelle kommt. Ich habe nicht die Absicht, sie zu verlassen. Aber es wäre sicher besser für sie, wenn ich mehr im Hintergrund bliebe.“
Thorne musterte sie eingehend, und in seinen Augen lag so etwas wie Bewunderung. „Meiner Meinung nach sind Sie ziemlich einzigartig, Miss Sheridan“, sagte er leise.
Diana fühlte, wie sie errötete. „Möchten Sie noch etwas Tee, Mylord?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, schien sich mit einem Mal ihre ganze Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, ihm Tee einzugießen und Sahne und Zucker in seine Tasse zu geben.
Thorne bewunderte die zarte Röte auf ihren Wangen. Er hatte nicht gelogen, als er sagte, sie sei einzigartig. Mit ihrer Leidenschaft für die Kunst und ihrer entschlossenen Fürsorge für ihre Cousine war sie so ganz anders als all die Frauen, die er kannte.
Er fand sie ungeheuer faszinierend - zum Teil, weil er erkannte, dass sie auch so etwas wie ein schwarzes Schaf war. Und weil sie nichts abgeleugnet, nach keiner Entschuldigung gesucht hatte. Ihr offenes Geständnis hatte bewirkt, dass er sie jetzt noch mehr mochte. Außerdem hatte es all seine Beschützerinstinkte geweckt.
Und ihre Geschichte ließ ihn erkennen, dass ihrer beider Erfahrungen wie die zwei Seiten einer Münze waren: Sie war verlassen worden, weil sie keine reiche Erbin war, während die Frauen ein Leben lang hinter ihm hergejagt waren, weil er Titel und Vermögen besaß.
Auch ihre Schönheit zog ihn an, wie er gerne zugab. Ihr üppiges Haar war von einem dunklen Braun, wenn man es auch nicht rabenschwarz nennen konnte. Er war versucht, all die Haarnadeln herauszuziehen, um zu sehen, wie es wohl unfrisiert aussehen würde, zerzaust wie nach einer Liebesnacht. Und es war ihm nicht möglich, ihre vollen Lippen anzusehen, ohne an Sünde und Lust zu denken.
In der Bucht hatte er mehr als nur küssen wollen - und sie auch, dessen war er sich sicher. Zu viele Frauen hatten sich vor Lust in seinen Armen gewunden, als dass er ihre Reaktion auf seinen Kuss und seinen Körper hätte missverstehen können.
Wie schade, dass sie eine verbotene Frucht ist, dachte Thorne. Es musste ein Vergnügen sein, sie im Bett zu haben. Doch es gab keinen Grund, warum sie keine intelligenten Streitgespräche haben sollten. Sie war genau die Art scharfzüngiger Widersacher, wie er ihn sich wünschte. Und er würde ein sündiges Vergnügen darin finden, sich mit einem so zauberhaften Gegner zu messen. Er vermutete, dass sie sich gegen ihn würde behaupten können.
„Hatten Sie Gelegenheit, Nathaniels Brief zu lesen?“, fragte Diana, während sie ihm die Tasse reichte.
„Ja, hatte ich.“ Thorne zwang sich, den Tee zu trinken, den er eigentlich nicht mochte.
„Ich vermute, Sie konnten in seinen geheimnisvollen Bemerkungen einen Sinn erkennen.“
„Bemerkungen?“
„Sie lassen Nathaniels Tod in einem anderen Licht erscheinen, oder? Ich denke, dass er vielleicht wegen mehr als nur seiner Geldbörse ermordet worden ist.“
Thome versuchte den Eindruck zu erwecken, als habe er seine Zweifel. „Meine zauberhafte Miss Sheridan, haben Sie vielleicht zu viele von diesen Romanen gelesen, die Amy so mag?“ Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. „Mein lieber Lord Thorne, außer in meiner Kunst lasse ich meiner Fantasie niemals die Zügel schießen. Noch weniger bin ich
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