Sinnliche Traeume auf Kyrene
Sie damals.“ Das war keine Frage, und Diana wusste, dass er keine Antwort erwartete. „Ich nehme an, Ihr Skandal ist schon ein paar Jahre her?“, fügte Thorne hinzu.
„Ja. Während meines Debüts in London. Ich war achtzehn, ein Jahr jünger als Amy jetzt.“ Sie starrte auf ihre ineinander verkrampften Hände und erinnerte sich. Es war ihr unmöglich, auf diese schlimme Zeit zurückzublicken, ohne wieder den ganzen Schmerz ihres gebrochenen Herzens zu fühlen.
„Ich war wahnsinnig in einen Mann verliebt“, gestand sie. „Er war Künstler wie ich. Die Verbindung wäre nicht unstandesgemäß gewesen, denn er besaß einen Titel, aber seine Taschen waren ziemlich leer. Deshalb kam er für meinen Onkel Basil nicht in Betracht. Das war der Moment, in dem ich einwilligte, mit ihm durchzubrennen.“
Sie lachte leise. „Ich schäme mich, es zu gestehen, aber ich war absolut verrückt. Er hatte die Seele eines Künstlers und die Zunge eines Poeten. Und ich war den Realitäten des Lebens gegenüber völlig blind.“ Sie wandte den Blick ab und betrachtete eine Blüte. „Ich glaubte an eine wunderbare gemeinsame Zukunft. Wir würden durch unsere Kunst zu Ruhm und Reichtum kommen. Wenn er es verlangt hätte, wäre ich mit ihm in eine Dachkammer gezogen. Aber er hatte hochfliegendere Pläne. Er glaubte, mein Onkel würde nachgeben, wenn wir erst einmal verheiratet wären.“
„So sind Sie mit ihm nach Schottland durchgebrannt?“, erkundigte sich Thorne.
„Wir versuchten es. Aber kaum eine Tagesreise von London entfernt brach unsere Mietkutsche zusammen, was meinem Onkel ermöglichte, uns einzuholen. Als mein Onkel schwor, dass er mir meine bescheidene Erbschaft erst an meinem einundzwanzigsten Geburtstag aushändigen würde, schrie mein Verehrer plötzlich etwas von Schulden, die er dringend bezahlen müsse. Ich wurde in Ungnade zurück nach Hause gebracht.“ Ein bitteres Lächeln umspielte ihren Mund. „Wie Sie sich vorstellen können, hielt man mich danach für eine gefallene Frau.“
Sie nahm allen Mut zusammen und hob den Kopf, bereit, jede Mitleidsgeste von Thorne zurückzuweisen. Doch in seinen Augen las sie nur Neugierde und vielleicht etwas Sympathie.
„Nun“, murmelte Diana bedrückt, „jetzt sehen Sie, wie unpassend es wäre, wenn ich Amy in die Gesellschaft einführen würde.“
Thome nickte. „Aber wenn Nathaniel ihr Debüt für das vergangene Jahr geplant hatte, musste er doch irgendetwas arrangiert haben.“
„Er hatte vor, eine respektable Witwe als Anstandsdame zu beauftragen - eine unserer Nachbarinnen in Derbyshire - aber sie ist inzwischen gestorben. “
Nach einiger Zeit nickte Thorne wieder. „Und was ist mit dieser künstlerischen Angelegenheit, von der Sie gesprochen haben?“
Diana war froh, das Thema zu wechseln. „Ich bin zu einem Gespräch mit dem Präsidenten der British Academy eingeladen worden, wenn ich das nächste Mal wieder in London bin.“
„Ich versuche, jedes Jahr die Ausstellungen der Royal Academy zu besuchen. Mein Vater ist einer ihrer Schirmherren. Aber mit dieser neuen Akademie bin ich nicht sehr vertraut.“
„Sie wurde vor einigen Jahren als Gegenstück zu der äußerst konservativen Royal Academy gegründet. Doch keine von beiden hat bis jetzt eine Frau in ihre Klassen aufgenommen.“
„Sie müssen außerordentlich talentiert sein, wenn man Ihre Bewerbung in Betracht zieht. Malen Sie Landschaften oder Porträts?“
„Mir macht beides Spaß. Und im Augenblick arbeite ich fast nur in Öl. “
„Das ist ein ungewöhnliches Gebiet für eine Frau, nicht wahr?“
Diana lächelte. „Stimmt. Normalerweise erlaubt man Mädchen nur, mit Wasserfarben herumzuspielen. Doch mein Onkel erkannte meine ungewöhnliche Passion, als ich noch sehr jung war, und war nett genug, einen Lehrer für mich zu engagieren, der mir die grundlegenden Techniken der Ölmalerei beibrachte. Die letzten paar Jahre habe ich bei einem älteren Künstler gelernt, der sich nach Derbyshire zurückgezogen hat.“
„Und Sie glauben, mit Ihrer Kunst Ruhm und Geld zu erwerben? Irgendwie kommen Sie mir nicht wie jemand vor, der nur
für seinen Lebensunterhalt malt.“
„Ich brauche diesen Lebensunterhalt nicht, da mein Erbe für meine Ansprüche ausreicht. Doch meine Werke möchte ich natürlich schon verkaufen. Und wenn meine Bilder auch in unserer Umgebung begehrt sind, ist London doch ein ganz anderer Markt. Wenn die Akademie mich akzeptiert, würden meine Bilder viel besser
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