Sinnliche Traeume auf Kyrene
entgegen, das Thorne ihr anbot.
„Für Ihre Mühen, Madame. Ich kann doch mit Ihrer Diskretion rechnen?“
„Selbstverständlich, Mylord. Ich würde nicht lange im Geschäft bleiben, wenn ich die Geheimnisse meiner Kunden ausplauderte.“
Thorne hatte gehofft, dass das Gespräch mit Madame Fouchet ihm weiterhelfen würde. Doch einige Tage später hatte er, was Venus betraf, immer noch keine Fortschritte gemacht. Kitty konnte auch keinen Hinweis auf Venus’ Familiennamen geben. Und die Recherchen über Thomas Forresters Vergangenheit erwiesen sich als genauso mühsam.
John Yates hatte Nachbarn Forresters befragt, aber mit wenig Erfolg. Der Mann schien sehr zurückgezogen gelebt zu haben, und als seine Unterkunft mitsamt ihm in Flammen aufging, hatte sich noch nicht einmal jemand um die Beerdigung seiner verkohlten Leiche gekümmert. Die anderen Hausbewohner fanden irgendwo in London neue Unterkünfte, sodass Yates jetzt damit beschäftigt war, ihnen nachzuspüren, damit sie vielleicht etwas Licht in die rätselhafte Vergangenheit des Mannes bringen würden.
Als Nächstes hatte Thorne vor, die anderen Wächter, die zurzeit in London arbeiteten, zu befragen. Es waren ungefähr ein halbes Dutzend. Vielleicht war Forrester ihnen irgendwann einmal über den Weg gelaufen. Auch wollte er deswegen im Außenministerium nachforschen. Das Fehlen jeglicher Hinweise ließ Thorne in eine niedergeschlagene Stimmung versinken.
Doch wenn er ehrlich war, empfand er schon seit Nathaniels Tod im vergangenen Frühling eine vage Unzufriedenheit mit seinem Leben, die er nie offen zugegeben hatte.
Bis jetzt. Erst jetzt war er bereit, sich einzugestehen, dass ihn ein nicht mehr zu leugnendes Unbehagen erfüllte.
Die Ursache dafür lag sicher nicht nur darin, dass seine Nachforschungen in einer Sackgasse gelandet waren. Auch sein Privatleben konnte nicht der Grund sein. Sein Vater hatte aufgehört, ihn mit Heiratsplänen zu plagen, und der Klatsch über seine Verlobung war einer milden Neugier gewichen. Unter der Schirmherrschaft seiner Tante war Diana nach und nach von der Gesellschaft akzeptiert worden, und er war auch überzeugt, dass sie in die Academy aufgenommen würde.
Es war gut möglich, dass der wahre Grund für seine Verdrossenheit Diana selbst war. Überraschenderweise stellte Thorne fest, dass er sie vermisste. Vielleicht, weil er in den letzten Wochen wenig Gelegenheit für ein privates Gespräch mit ihr gehabt hatte. Es war ihm zwar gelungen, sie jeden Tag zu sehen, indem er sich mindestens ein Mal mit ihr bei einem gesellschaftlichen Ereignis zeigte, doch dabei waren sie immer von einer Menge Leute umgeben gewesen.
Zurzeit war sie hauptsächlich damit beschäftigt, Amy auf ihr Debüt vorzubereiten. Sie machte mit ihr Einkäufe und absolvierte die unumgänglichen vormittäglichen Besuche bei den Damen, die in der feinen Welt den Ton angaben. Und wenn Thorne mit Diana im Park spazieren fuhr oder ritt, wurden sie pausenlos von Freunden, Bekannten und neugierigen Emporkömmlingen angesprochen. An drei Abenden hatte er die Damen begleitet: zu einer Vorstellung ins Drury Lane Theatre, zu einem privaten Konzert, das ein alter Freund von Lady Hennessy gab, und zu einer Abendgesellschaft, bei der Amy und Diana offiziell vorgestellt wurden. Die Chance, mit Diana allein zu sein, hatte sich dabei kaum ergeben.
Eigentlich hätte er froh darüber sein müssen. Er war fast schon süchtig nach ihr, und je mehr Abstand er zu ihr hielt, desto besser konnte er sein heftiges Verlangen zügeln.
Am späten Nachmittag konnte er sich dennoch nicht zurückhalten, ihrem Studio einen Besuch abzustatten, in der Hoffnung, sie dort anzutreffen. Diana hatte ihm gesagt, dass sie einige Stunden arbeiten wolle, bevor sie am Abend gemeinsam ausgehen würden. Als Vorwand für sein Kommen diente ihm, dass er ihr ja berichten musste, welche Fortschritte der Plan bezüglich Amys Mitgiftjäger gemacht hatte. Und auch die Nachricht, dass Diana, Amy und Cecily für den heute Abend stattfindenden Ball bei Almack’s Karten erhielten. Zu diesem Ball hatte nur die allerfeinste Gesellschaft Zutritt.
Thorne wusste, dass er vielleicht einen Fehler beging, aber er wollte mit Diana allein sein. Es war zu lange her, dass er ihr ein Lächeln entlockt und sie berührt hatte.
Als die Haushälterin ihn nach oben führte, fand er Diana vor ihrer Staffelei vor. Sie trug einen farbverschmierten Kittel und hielt eine Palette in der einen und einen Pinsel in der anderen
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