Sinnliche Traeume auf Kyrene
... konnten Sie bei den Nachforschungen über Nathaniels Tod Fortschritte erzielen?“ Thornes gute Laune verschwand. „Einige“, meinte er vage. „Gelang es Ihnen, Venus über seinen Tod auszuhorchen?“ „Warum fragen Sie?“
„Sie sagten mir doch, dass Sie einen Grund brauchen, um an Sie heranzukommen, ohne ihr Misstrauen zu erregen.“
„So?“
„Ich habe da eine Idee, die ich gerne mit Ihnen besprechen möchte.“
Ihr ungewohnt zögernder Ton ließ Thorne hellhörig werden. „Wieso habe ich das Gefühl, dass mir das, was Sie mir gleich sagen werden, nicht gefallen wird?“
„Vielleicht, weil es Ihnen wirklich nicht gefallen wird. Ich habe darüber nachgedacht, wie ich Ihnen bei Ihren Nachforschungen helfen könnte.“
„Ich verlange nicht, dass Sie ... “, begann Thorne, doch Diana hob abwehrend die Hand.
„Lassen Sie mich bitte ausreden, ja? Ich habe Ihnen auch zugehört, als Sie Ihren unerhörten Vorschlag in Bezug auf unsere Verlobung machten, oder nicht?“
Thorne verschränkte die Arme. „In Ordnung. Ich höre.“
„Ich schlage Ihnen vor, Madame Venus zu porträtieren.“ Thorne verbiss es sich, ihr Angebot sofort abzulehnen. „Warum, zum Teufel, wollen Sie sie malen?“
„Weil es ein ausgezeichneter Weg wäre, an sie heranzukommen, ohne ihren Verdacht zu erregen.“
„Wenn Sie mit solch einem sonderbaren Angebot vor Venus’
Tür erscheinen, wird sie erst recht misstrauisch werden.“ Diana schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Ich kann alle möglichen Gründe aufzählen, warum ich zu ihr komme. Zum einen kann ich ihr dafür danken, dass sie Kneighly von meiner Nichte fortlockt. Oder ich kann behaupten, ich bräuchte ein neues Modell, um die British Academy zu beeindrucken ... Ich bin mir sicher, dass wir uns eine Ausrede ausdenken können, die Venus schlucken wird. Und wenn sie auch nur eine Unze Eitelkeit besitzt, wird sie von meinem Wunsch geschmeichelt sein.“
„Und wozu soll das gut sein?“
„Wenn ich sie porträtiere, wird sie mir bestimmt Dinge erzählen, die sie keiner anderen Seele je anvertrauen würde. Es ist ein seltsames Phänomen, Thorne. Die Leute verlieren oft ihre Hemmungen, wenn sie einem Künstler Modell sitzen, und oft legen sie intimere Geständnisse ab als gegenüber ihrem Beichtvater. Und selbst wenn Venus weniger redselig sein wird als alle anderen, kann ich ihr Fragen stellen, die unter anderen Umständen als ungehörig gelten würden.“
Damit hatte sie gar nicht so unrecht, dachte Thorne. Vielleicht konnte Diana sogar den Familiennamen von Venus erfahren, oder wo sie aufgewachsen war, bevor sie so plötzlich in Madame Fouchets Haus erschien ...
Aber er wollte Diana da nicht mit hineinziehen. Wenn Venus wirklich eine Verräterin war und mit französischen Spionen in Verbindung stand, konnte Diana sich selbst leicht in Gefahr bringen.
„Das kommt nicht infrage“, erwiderte Thorne und griff nach der ersten Ausrede, die ihm einfiel. „Wir haben uns große Mühe gegeben, Sie der feinen Gesellschaft als ein Bild des Anstands zu präsentieren. Wenn Sie jetzt eine bekannte Bordellbesitzerin porträtieren, sind all unsere Anstrengungen zum Teufel, und außerdem könnte es Ihrem Ruf noch mehr schaden.“
„Ich besitze wohl kaum einen blütenreinen Ruf, das stimmt. Aber dieses Mal könnte das von Vorteil sein. Überlegen Sie es sich, Thorne. Gerade wegen des Skandals in meiner Vergangenheit wird Venus mein Angebot eher annehmen. Und ich könnte ihr Bordell besuchen, was die meisten anderen Damen nicht können. “
„Sie werden überhaupt kein Bordell besuchen“, erwiderte
Thome heftig. „Ganz besonders nicht das von Venus.“
Bei seinem besitzergreifenden Ton machte Diana schmale Augen. „Dann finden die Sitzungen heimlich hier in meinem Atelier statt. Niemand wird ahnen, dass sie mir Modell sitzt. Bitte, Thorne! Ich könnte Ihnen damit helfen ... ganz bestimmt.“
Er versuchte es noch einmal. „Ich bin daran gewöhnt, allein zu arbeiten.“
„Da habe ich aber so meine Zweifel“, entgegnete sie trocken. „Gerade haben Sie mir erzählt, dass Sie Spione engagieren, die Sie auf dem Laufenden halten. Ich bin mir sicher, dass Sie bei Ihrer Arbeit für das Außenministerium über eine ganze Menge Informanten verfügen.“
Thorne schwieg, und Diana wurde ungeduldig. „Ich sehe nicht ein, wieso ich Ihnen nicht helfen soll.“
„Es könnte zu gefährlich für Sie werden“, war seine ehrliche Antwort. „Ich kann Sie diesem Risiko
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