Sinnliche Versuchung in Italien
Luccas Nähe ließ sie nicht gleichgültig. Sie versetzte ihre Sinne in Aufruhr. Überhaupt kam ihr die Situation geradezu unwirklich vor.
„Sie brauchen sich nicht zu fürchten“, murmelte er, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Selbst wenn ich es wollte, könnte ich die Gelegenheit nicht nutzen. Aber ich möchte es nicht einmal.“
Mit der Feststellung hatte er wohl ihre weibliche Eitelkeit verletzen wollen. Für solche Spielchen fehlte ihr jedoch jedes Verständnis, seitdem sie durch die Hölle mit Ryan gegangen war. Der Seitenhieb prallte an ihr zwar ab, aber unerwidert wollte sie ihn dennoch nicht lassen.
„Ein unhöflicher, schlecht gelaunter und zu allem Übel auch noch unrasierter Mann, der sich bei Dunkelheit in sein Haus schleicht, ist das Allerletzte, wonach ich mich sehne“, sagte sie aufgebracht.
Er lachte rau. „Ihr Kopfkissen riecht nach Erdbeeren.“
Das kam von ihrem Shampoo. Was er nicht alles bemerkte! Der Mann überraschte sie immer wieder. „Ich hole Ihnen ein anderes.“
Er drückte sie noch fester an sich. „Das ist nicht nötig. Nachdem, was ich erlebt habe, genieße ich den Duft.“
Seine Stimme kam wie aus weiter Ferne. Gleich würde er mit Sicherheit eingeschlafen sein.
„Entspannen Sie sich. Ich laufe nicht fort, und ich verrate Sie auch nicht.“
„Warum nicht? Frauen fällt es doch schwer, Geheimnisse für sich zu behalten.“
Er kämpfte offenbar gegen den Schlaf an. Zumindest hatte er noch die Nerven, zu sticheln und sie aufzuziehen. Sein Galgenhumor gefiel ihr. Leider. „Wie kommen Sie denn darauf? Mir scheint, Sie kennen Frauen nicht sehr gut. Ich schätze, das Urteil basiert auf zu vielen zu oberflächlichen Beziehungen.“
„Aus Ihnen spricht die Expertin. Bravo. Sie haben mein Liebesleben durchschaut“, murmelte er.
„Der italienische Mann hat einen gewissen Ruf, Signore. Wir Amerikanerinnen halten ihn für einen Hansdampf in allen Gassen, der es nirgends zur Meisterschaft bringt. Ich hoffe für Sie, dass es sich nur um ein Vorurteil handelt.“
„Darüber werde ich später nachdenken“, meinte er nach einer langen Pause. „Warum verraten Sie mich nicht?“, wiederholte er seine Frage.
Was sollte sie ihm antworten, ohne Guilios Vertrauen zu enttäuschen? Er freute sich so sehr auf ein Wiedersehen mit seinem Sohn in Mailand. Dort hatte er im August die Präsentation des Sportwagens und die Ehrung seines Sohnes vorgesehen. Sie wollte ihm keinen Strich durch die Rechnung machen.
Plötzlich übermannte die Erschöpfung auch sie. Die Tage vor der Kamera, die Reise von Rom hierher, alles war anstrengend gewesen. Und dann hatte Lucca sie auch noch aus dem Tiefschlaf gerissen. Sie schloss die Augen. „Weil ich annehme, dass jemand, der sich mitten in der Nacht heimlich nach Hause schleicht, während andere ihn sonst wo vermuten, etwas zu verbergen hat.“
Er zuckte zusammen.
„Wäre es nicht besser, wir würden endlich schlafen, Signore? Wir kennen einander nicht. Solange Sie nicht auf meine Fragen eingehen, werde ich Ihre auch ignorieren. Außerdem sind wir beide viel zu müde. Hinzu kommt, dass mir morgen wieder kein leichter Tag bevorsteht.“
Er räusperte sich. „Trotzdem hätte ich gern gewusst, was Sie für meinen Vater tun. Es muss etwas Wichtiges sein, sonst würde er Ihnen nicht mein Haus zur Verfügung stellen. Er weiß, wie heilig es mir ist.“
„Heilig?“ Das Blut rauschte ihr in den Ohren, so sehr erschreckte das Wort sie.
„Ja, wussten Sie denn nicht, dass ich hier geboren wurde? Und dass meine Mutter hier starb?
Oh, nein. Das nicht auch noch! Und sie hatte ihn wie einen Einbrecher behandelt.
„Ihr Vater hat mir nur erzählt, dass Ihr Großvater Ihnen dieses Haus vererbt hat. Mehr nicht. Sonst hätte ich sein Angebot nicht angenommen.“
„Mein Vater muss das geahnt haben. Und Sie sehr schätzen.“
2. KAPITEL
Lucca erwachte von einem dumpfen Schmerz, der sich von seinem Bein bis zur Leiste zog. Nur mit der Einnahme einer Tablette konnte er verhindern, dass die Qual so schlimm wurde wie in der vergangenen Nacht.
Vergangene Nacht … Er stöhnte auf und rieb sich das stoppelige Kinn.
Durch das Fenster fiel Sonnenlicht in den Raum. Blinzelnd schaute er zur Uhr. Es war schon halb elf, und er lag noch immer im Bett, angezogen bis auf die Schuhe. Von denen musste ihn die Unbekannte befreit haben. Das zerwühlte Laken deutete darauf hin, dass er wieder schlecht geträumt hatte. Er erinnerte sich zwar an nichts, doch Decke
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