Sinnliche Versuchung in Italien
zupfte ein paar Blüten zurecht. „Ich habe den Strauß zwar für mich zusammengestellt, aber ich hoffe, er gefällt Ihnen auch.“ Sie wusch sich die Hände und bückte sich nach einer großen Strohtasche, die er übersehen hatte, weil sie unter dem Tisch stand. „Ich werde jeden Moment abgeholt und warte lieber draußen, damit der Fahrer Sie nicht entdeckt.“
Die Hand auf der Türklinke, blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu ihm um. „Machen Sie bitte nicht so ein mürrisches Gesicht. Sie könnten viel ansprechender und vertrauenswürdiger aussehen. Jedenfalls habe ich nicht alles, was ich gestern Nacht zu Ihnen gesagt habe, so gemeint.“
„Aber bestimmt die Hälfte“, murmelte er und leerte seine Kaffeetasse.
„Hm. Sagen wir zum größten Teil. Sollten Sie noch mehr trinken wollen, dann besser mit Zucker. Den brauchen Sie jetzt. Wann wurden Sie aus dem Krankenhaus entlassen?“
Er schnitt ein Gesicht. „Von welchem sprechen Sie?“
„Von dem, wo Ihre Beinverletzung behandelt wurde. Genauer gesagt, Ihr rechter Oberschenkel.“
Er schob sich wieder Erdbeeren in den Mund und antwortete erst, nachdem er sie zerbissen und hinuntergeschluckt hatte. „Sie liegen völlig falsch mit Ihren Vermutungen, Signorina.“
„Nein“, entgegnete sie bestimmt. „Ich habe doch gesehen, dass Sie das rechte Bein zu entlasten versuchen. Außerdem habe ich den Waschzettel Ihres Medikaments durchgelesen.“
Die Sicherheit, mit der sie das feststellte, ärgerte ihn. Er runzelte die Stirn. „Mit welchem Recht spielen Sie sich wieder als Expertin auf?“
„Ich bin Krankenschwester. Auf den Stationen, wo ich gearbeitet habe, wurden Herz- und Lungenkrankheiten, Verwundungen aller Art und vor allem Knochenbrüche behandelt.“
Plötzlich herrschte im Raum eine solche Stille, dass Lucca das Blut in seinen Ohren rauschen hörte. „Was ist mit meinem Vater passiert?“
Erst schaute sie ihn verblüfft an, als würde sie seine Frage nicht verstehen. Dann schüttelte sie heftig den Kopf. „Nein, nein. Ich arbeite nicht in meiner Eigenschaft als Krankenschwester für ihn. Mein Job hier hat etwas mit Werbung zu tun. Soweit ich es weiß und beurteilen kann, ist er kerngesund.“
Lucca war sich nicht sicher, ob er ihr trauen durfte.
„Danke für Ihren Rat“, sagte er ironisch.
„Gern geschehen“, erwiderte sie. „Und noch eins sollten Sie wissen. In den nächsten vierzehn Tagen wird hier niemand auftauchen, der sauber macht oder sich um den Garten kümmert. Darum habe ich Guilio gebeten, bevor ich hier einzog. Sie werden also ganz ungestört sein, allerdings auch niemanden haben, der Ihnen zur Hand geht. Nach der Arbeit und wenn ich eine andere Unterbringung gefunden habe, werde ich noch einmal herkommen müssen, um meine Sachen zu holen. Sie können sich darauf verlassen, dass ich allein erscheine.“ Sie lächelte. Wahrscheinlich, damit er ihr glaubte. Dann ging sie.
Er sah ihr durch die Küchentür hinterher. Wenn sie die Wahrheit gesagt hatte, brauchte er für den Rest des Tages nichts zu befürchten. Doch er hätte gern gewusst, warum sie bereit war, sein plötzliches Auftauchen für sich zu behalten. Und vor allem, wie lange noch? Und welche Gegenleistung erwartete sie dafür von ihm?
Wieder wunderte er sich über diese Frau. Er hatte ihr mit seinem nächtlichen Erscheinen bestimmt Angst eingejagt. Trotzdem war sie nicht einzuschüchtern gewesen. Umso rätselhafter kam ihm nun ihre Komplizenschaft vor. Rechnete sie damit, dass er irgendwann ein gutes Wort für sie bei seinem Vater einlegte? Erhoffte sie sich vielleicht finanzielle Vorteile?
In welcher Beziehung mochte sein Vater zu ihr stehen? Wenn er ihr dieses Haus überlassen hatte, musste sie ihn um den kleinen Finger gewickelt haben. Doch Lucca konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass sie Guilio den Kopf verdreht hatte. Nicht einem Mann wie seinem Vater. Außerdem hätte Maria es zu verhindern gewusst. Jahrelang war Lucca auch auf sie böse gewesen. Doch schließlich hatte er seinem Vater die Heirat – kaum ein Jahr nach dem Tod der Mutter – verziehen. Inzwischen war er längst einverstanden mit dieser Ehe. Nicht zuletzt, weil Maria äußerst liebenswert war und seinem Vater zur Seite stand.
So ungewöhnlich und reizvoll auch diese Amerikanerin war, ihretwegen beging sein Vater bestimmt keine Dummheiten. Dafür hätte Lucca die Hand ins Feuer gelegt.
Als er seinen papà vor neun Monaten in Mailand zuletzt gesehen hatte, war von einer
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