Sinnlicher Maskenball in Venedig
noch dachtest, ich würde dich anlügen.“
Überrascht wandte er sich zu ihr um. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Valentina. Ich werde dir nicht wehtun“, versicherte er ihr.
„Auch nicht meiner Familie?“, wagte sie sich vor. Ihr war erst jetzt klar geworden, dass er Renzo durchaus in irgendeiner Weise schaden könnte.
Nico schwieg.
„Das kann ich dir nicht versprechen“, sagte er dann.
Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie sah Renzo und seine kleine Familie vor sich, und es macht sie verrückt, dass sie möglicherweise dafür verantwortlich sein würde, wenn diese wegen Nico Probleme bekamen.
„Ich tue alles, was du willst, solange du Renzo aus dem Spiel lässt“, erklärte Tina schließlich.
Aufmerksam sah Nico sie an, als wollte er prüfen, ob sie es ehrlich meinte. „Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob er nicht doch etwas mit unserer Situation zu tun hat. Wie also soll ich ihn ignorieren?“
Es ist alles deine Schuld.
Ja, es war ihre Schuld. Diese verdammten Männer! Instinktiv legte Tina eine Hand auf ihren Bauch. Sie musste jetzt stark sein.
„Weißt du, Valentina …“, fuhr er fort. „Im Geschäftsleben muss man hart sein. Sonst überlebt man nicht.“
„Das heißt aber nicht, dass man im Privatleben ebenso hart sein muss“, widersprach sie. „Wer keine Rücksicht auf andere Menschen nimmt, ist bald allein.“
„Vielleicht ist es manchmal auch gar nicht so schlecht, allein zu sein“, murmelte er, als spräche er mit sich selbst. „Man kann sich aussuchen, wann und mit wem man sein Leben und sein Bett teilt. Und man kann wieder für sich sein, wenn man keine Lust mehr auf den anderen hat. Ich finde, es kann mitunter ziemlich anstrengend sein, mit jemandem zusammenzuleben.“
„Klingt nach einem ziemlich traurigen Leben“, gab sie zurück.
Seine Miene wurde hart. Offensichtlich hatte sie einen wunden Punkt getroffen. Tina verstand nur nicht, warum er so empfindlich reagierte. Während der letzten Jahre hatte sie immer wieder in den Zeitschriften über ihn und sein Leben gelesen. Er schien alles andere als unglücklich zu sein. Gab es da eine Seite an ihm, die er vor der Welt versteckte?
„Zeig mir die Narbe“, forderte er sie wieder auf, und sofort legte sich ihr Mitgefühl für ihn.
Am liebsten hätte sie sich geweigert, aber was würde ihr das bringen? Sie war schließlich von ihm schwanger. Und nun, da er es wusste, konnte sie sich auch nicht einfach so zurückziehen und so tun, als wäre nichts zwischen ihnen vorgefallen.
Resigniert zog sie ihr Top aus der Jeans und schob den Hosenbund gerade so weit hinunter, dass er die kleine Narbe schräg unterhalb ihres Bauchnabels erkennen konnte. Ihr entging nicht, wie er nach Luft rang. Dann streckte er die Hand aus und strich leicht über die dunkle Stelle hinweg.
Tina verharrte regungslos, denn das Gefühl seiner Fingerspitzen auf ihrer Haut weckte ein unbändiges Verlangen in ihr, das sie fast erschreckte. Hitzewellen durchfluteten ihren ganzen Körper.
Nico schien es zu spüren, denn plötzlich hielt er inne und sah sie an. Und in seinen Augen lag ein Ausdruck von Leidenschaft, der sie überraschte. Empfand er das Gleiche wie sie?
Es kostete sie sämtliche Willenskraft, seine Hand wegzustoßen und ihr Top hastig wieder in die Hose zu stecken. Ihre Wangen glühten. Sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen.
Eine Weile schwieg er bloß. Dann räusperte er sich. Und seine Stimme klang erstaunlich zärtlich.
„Du warst es tatsächlich.“
Sofort stiegen Tina Tränen in die Augen. Sie blickte zu ihm auf, und mit einem Mal war es ihr egal, dass ihre Gefühle ihr im Gesicht geschrieben standen.
„Ich wünschte, es wäre anders“, flüsterte sie. „Ich wünschte, das alles wäre nie passiert.“ Als sie noch ein naiver Teenager war, hatte es nichts auf der Welt gegeben, was sie sich mehr gewünscht hätte. Sie hatte davon geträumt, wie er sie küsste. Sie hatte sich gewünscht, er würde sich in sie verlieben und sie heiraten. Es war immer nur ein Traum gewesen. Damals hätte sie nie geglaubt, dass sie tatsächlich einmal mit Nico schlafen würde. Sicher, die Nacht in Venedig war wunderschön gewesen. Und fast etwas unwirklich. Aber es war ein großer Fehler gewesen.
Gerade als sie zu überlegen begann, wie sie das Thema wechseln könnte, hielt der Wagen an. Der Fahrer kam herum, um ihnen die Tür zu öffnen.
Wenige Minuten später betraten sie die Praxis des Frauenarztes. Nicos Hand lag auf ihrem
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