Sinnlicher Maskenball in Venedig
Komfort, den man sich nur wünschen konnte. Er war seit dem Tod seines Vaters vor einem Monat nicht hier gewesen. Was ihn jetzt dazu veranlasst hatte hierherzukommen, war ihm selbst nicht ganz klar.
Bis sein Blick auf die Frau fiel, die angespannt neben ihm saß. Die Insel war nur per Helikopter oder Boot zu erreichen – der perfekte Ort, um ein widerspenstiges weibliches Wesen zur Vernunft zu bringen. Es fiel Nico immer noch schwer, zu glauben, dass die Frau mit der Löwenmähne und den sinnlichen Lippen die kleine Valentina D’Angeli sein sollte.
So langsam gewöhnte er sich jedoch an diese Tatsache. Ebenso wie an den Gedanken, dass sie ein Kind von ihm erwartete.
Bis zum heutigen Nachmittag war er davon überzeugt gewesen, dass es nicht sein konnte. Als er sich an die Nacht in Venedig erinnerte, war ihm allerdings eingefallen, dass es da einen kleinen Zwischenfall gegeben hatte. Er hatte tatsächlich ein Kondom benutzt, aber es war gerissen. Es konnte also durchaus sein, dass er Valentina in dieser Nacht geschwängert hatte.
Und nun war sie hier bei ihm. Und er würde sie nicht mehr gehen lassen. Denn wenn er es tat, würde ihr Bruder alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um ihn von dem Kind fernzuhalten.
Das würde Nico nicht zulassen. Er ließ sich nicht einfach etwas wegnehmen, was ihm gehörte.
Der Helikopter setzte zur Landung an. Nachdem die Rotoren zum Stillstand gekommen waren, trat ein Mann auf den Landeplatz und begrüßte sie beim Aussteigen.
„Signore Marchese, wir freuen uns sehr, dass Sie da sind“, erklärte der alte Mann lächelnd.
„Ich freue mich auch sehr, Sie zu sehen, Giuseppe“, erwiderte Nico, während er Valentina die Hand reichte.
„Es tut mir sehr leid wegen Ihres Vaters, mein Herr. Der Tod des Marchese hat uns alle sehr getroffen.“
Nico klopfte dem runzeligen kleinen Mann auf die Schulter. Die Leute erwarteten von ihm, dass er Gefühle zeigte, sobald er auf den Tod seines Vaters angesprochen wurde. Tatsächlich empfand er nichts als Leere, wenn er an seinen Vater dachte. Der Mann hatte ihm sein ganzes Leben lang den Eindruck vermittelt, dass er, sein einziger Sohn, in seinem Leben unerwünscht war.
„Danke, Giuseppe. Immerhin hat er sein Leben in vollen Zügen genossen, sì ? Sogar kurz vor seinem Tod hatte er noch Spaß. Ich bin sicher, dass er in Frieden ruht.“
Tränen standen in Giuseppes Augen. „Sì, sì.“
Während weitere Angestellte ihr Gepäck ausluden, zog Nico Valentina zu sich heran. Er spürte, wie sie sich verspannte, als sie sich berührten, doch sie widersetzte sich ihm nicht.
„Das hier ist Signorina D’Angeli“, erklärte er. „Sie wird eine Weile bei uns wohnen.“
Giuseppe ließ sich nichts anmerken. Nico zweifelte jedoch nicht daran, dass er ihren Familiennamen sehr wohl verstanden hatte. Giuseppe wusste, wer sie war, aber er würde keine Fragen stellen.
„Signorina“ , begrüßte er sie und verbeugte sich leicht. „Willkommen im Castello di Casari.“
„Vielen Dank“, erwiderte Valentina betont fröhlich.
Es überraschte Nico, dass man ihr nicht anmerkte, wie verspannt sie tatsächlich war. Stattdessen bemühte sie sich, den Eindruck zu erwecken, dass sie aus freien Stücken hier war.
„Wir würden gern in einer Stunde etwas essen“, sagte er. „Können Sie dafür sorgen, dass etwas hergerichtet wird, Giuseppe?“
Nur widerstrebend wandte Giuseppe den Blick von Valentina ab.„ Sì , mein Herr. Der Koch ist bereits an der Arbeit, seit wir die Nachricht von Ihrer Ankunft erhalten haben.“
„Wunderbar. Wir würden gern auf der Terrasse essen.“
„ Sì , mein Herr.“
Mit einem weiteren Lächeln in Valentinas Richtung machte sich Giuseppe auf den Weg zurück zur Festung. Nico hielt noch immer ihre Hand, als er Valentina über den Landeplatz einige Stufen hinunter zu einer Tür führte, einem Seiteneingang zur Festung.
„Das tut mir sehr leid mit deinem Vater“, murmelte sie, während sie einen langen Gang entlangliefen. „Ich hätte das schon viel früher sagen sollen, aber ich habe gar nicht daran gedacht vor lauter Aufregung wegen des Babys.“
„Danke, ist schon gut“, erwiderte Nico mechanisch. Warum konnte er Valentina nicht einfach die Wahrheit sagen? Dass er überhaupt nicht traurig war? Dass er nichts als Wut und Zorn empfand, wenn er an diesen Mann dachte, der ihm seinen Adelstitel und damit nichts als Chaos hinterlassen hatte? Er hatte zurzeit alle Hände voll zu tun, das Familienanwesen und
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