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Sinnlicher Maskenball in Venedig

Sinnlicher Maskenball in Venedig

Titel: Sinnlicher Maskenball in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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Zwanzigjährigen im Bett gestorben. Zweifellos würde Nico eines Tages auf die gleiche Art und Weise gehen. Er würde einen tollen Vater für ihr Baby abgeben. So langsam verstand sie auch, warum ihre Mutter ihr nicht erzählen wollte, wer ihr Vater war. War ihr eigener Vater etwa auch so schlimm?
    Renzo wusste, wer ihr Vater war, und das Wissen darum hatte ihm nicht gutgetan. Das hatte er ihr nie gesagt, aber ihre Mutter hatte es ihr anvertraut. Und darum wollte sie ihr auch nicht verraten, wer ihr Vater war.
    Vielleicht war es tatsächlich besser so.
    Tina blieb auf dem Balkon sitzen, bis die Sonne hinter den Bergen verschwunden war und es zu dämmern begann. Sie fröstelte und ging zurück in ihr Zimmer, um sich eine Jacke überzuziehen.
    Jemand klopfte an die Tür. Es war der alte Mann, der sie draußen auf dem Helikopter-Landeplatz begrüßt hatte. Er lächelte sie freundlich an.
    „ Signorina , der Herr hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass das Abendessen fertig ist. Sie können vom Balkon aus die Stufen zur Terrasse hinuntergehen.“
    „Danke“, erwiderte Tina und lächelte. Eigentlich hatte sie keine Lust, gemeinsam mit Nico zu essen, aber sie war mittlerweile ziemlich hungrig. Die Medizin gegen die Übelkeit wirkte Wunder. Endlich hatte sie wieder Appetit.
    Sie würde einfach ihre Jeans anbehalten. Warum sollte sie sich schick machen für das Abendessen? Schließlich war sie nicht freiwillig hier. Zur Hölle also mit den guten Manieren!
    Tina runzelte die Stirn. Was ihre Freundinnen wohl sagen würden, wenn sie diese Festung hier sehen könnten? Und den Mann, der nun am Tisch auf sie wartete? Wahrscheinlich würden sie vor Neid platzen.
    Als Tina die Stufen zur Terrasse hinunterging, bemerkte sie sofort den großen Tisch mit den zehn Stühlen. Von hier aus hatte man einen wirklich atemberaubenden Ausblick auf den See und die steilen Felsen der Insel.
    Der Tisch war für zwei Personen gedeckt. Tina war beeindruckt, als sie das weiße Tischtuch, die Kristallgläser und das Silberbesteck sah. Nico stand mit dem Rücken zu ihr und blickte hinaus auf den See. In der Hand hielt er ein Glas Wein, an dem er gelegentlich nippte.
    Sie wagte es nicht, sich bemerkbar zu machen, um ihn nicht in seinen Gedanken zu unterbrechen. Etwas erstaunt registrierte sie, dass er sich umgezogen hatte. Statt des Anzugs trug er nun verwaschene Jeans und ein dunkles Hemd. Sein Haar kräuselte sich noch feucht über dem Kragen. Für einen Moment hatte sie das Bedürfnis, mit den Fingern durch die dunklen Locken zu streichen.
    Sofort bekam sie eine Gänsehaut. Dabei war ihr gar nicht kalt, ganz im Gegenteil. Bei seinem Anblick breitete sich eine unerwartete Hitze in ihr aus. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass er noch immer eine solche Wirkung auf sie ausübte.
    Als Tina die letzten Stufen hinunterging, wandte Nico sich zu ihr um und musterte sie. Stolz hob sie das Kinn und tat so, als bemerkte sie seinen geringschätzigen Blick gar nicht.
    „Wie fühlst du dich?“, erkundigte er sich.
    „Besser“, gab sie knapp zurück.
    Er wirkte dennoch besorgt. „Ist dir nicht mehr übel?“
    Prompt verspürte sie Schuldgefühle. „Nein, kaum noch. Das Mittel, das der Arzt mir mitgegeben hat, scheint ziemlich gut zu wirken. Ich hatte deine Frage eigentlich eher auf die Tatsache bezogen, dass das hier meine erste Entführung ist.“
    Zu ihrer Überraschung lächelte Nico, und es ärgerte sie, dass sie ganz weiche Knie bekam.
    „Meine auch.“
    „Welch ein Glück“, sagte sie eisig. „Dann können wir das Erlebnis ja gemeinsam genießen.“
    Er kam zu ihr herüber und bot ihr einen Stuhl an. Sie errötete. Hoffentlich hatte er jetzt nicht gedacht, sie sei absichtlich so lange neben dem Tisch stehen geblieben.
    Nachdem sie sich gesetzt hatte, strich er ihr leicht über die Schultern und das Haar. Die Berührung ließ sie zusammenzucken. Tina fühlte sich wie elektrisiert. Und sie wollte, dass er nicht aufhörte. Sie wollte seine Hände überall spüren. Es waren Gedanken, die sie sich wohl besser verkneifen sollte. Das war ihr bewusst.
    Dann spürte sie seinen Atem am Ohr, und ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    „ Ertragen trifft es, glaube ich, besser als genießen . Meinst du nicht?“, murmelte Nico, zog die Hand zurück und ging zurück zu seinem Platz.
    Verlegen griff Tina nach ihrem Wasserglas und trank einen großen Schluck. Sie fühlte sich bloßgestellt. Als hätte er ihre Gedanken lesen können und machte sich nun

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