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Sinnliches Spiel auf Antigua

Sinnliches Spiel auf Antigua

Titel: Sinnliches Spiel auf Antigua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Maynard
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vorsichtig, das Pflaster ist nicht sehr eben.“ Das Gebäude schien noch aus den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu sein. Es hatte auf allen Seiten Fenster, die von leuchtend bunten Markisen beschattet wurden. Der elektrisierende Rhythmus einer Steelband drang nach draußen.
    Ariel drängte Jacob vorwärts. „Komm, lass uns reingehen, bevor es zu voll wird.“
    „Möchtest du denn nicht erst den Sonnenuntergang sehen?“ Ein schneller Blick auf die Uhr sagte ihm, dass sie früher hier waren, als er geplant hatte.
    „Nein.“ Sie hängte sich bei ihm ein und zog ihn zur Tür. „Wir sind schließlich kein Liebespaar. Ich habe Lust zu tanzen.“
    Er drückte die Tür auf und konnte zuerst kaum etwas sehen, denn der Raum war nur spärlich beleuchtet. Plötzlich aber ging das Licht an und ungefähr sechs Dutzend Stimmen riefen: „Herzlichen Glückwunsch!“
    Ariel blieb wie erstarrt stehen und hielt Jacobs Arm fest umklammert. „War das deine Idee?“, flüsterte sie.
    Bevor er antworten konnte, stürzten alle auf sie zu, um ihr zu gratulieren. Sogar Rod Brinkman, der kaum je eine Miene verzog, brachte ein Lächeln zustande. „Alles Gute, Ariel.“
    Sie war immer noch fassungslos. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …“
    Einer rief: „Gar nichts! Musik! Wir wollen feiern!“
    Alle lachten, und jeder ging zurück an seinen Tisch. Ariel und Jacob setzten sich an Rods Tisch. Die Band begann wieder zu spielen, und im Nu füllte sich die kleine Tanzfläche. Rod tätschelte Ariels Hand. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus. Die Crew kam auf diese Idee. Sie haben bereits alle verzaubert!“
    Ariel war immer noch sprachlos. Schon deshalb hat sich die Sache gelohnt, fand Jacob. Denn normalerweise war sie nicht so einfach zu erschüttern. Während des Essens war sie erstaunlich still, aß aber mit gutem Appetit, was Jacob beruhigte. Als sie ihren Teller zur Seite schob, beugte er sich zu ihr hinüber. „Möchtest du noch etwas essen? Oder lieber tanzen?“
    Sie stand auf und nahm seine Hand. „Endlich. Ich dachte schon, du fragst nie.“
    Wie auf Kommando stimmte die Band „Can you feel the love tonight“ von Elton John an, und Jacob zog Ariel in die Arme.
    Sie legte ihm die Wange auf eine Schulter. „Ich dachte, wir wären heute Abend ganz für uns.“
    „Ich weiß. Aber alle waren so wild darauf, dich zu überraschen. Ist das sehr schlimm?“
    „Nein, natürlich nicht. Ich bin gerührt.“
    Allerdings schien sie nicht völlig begeistert zu sein. „Irgendwie hörst du dich traurig an“, sagte er besorgt. „Geht es deiner Mutter nicht gut?“
    „Doch. Ich habe heute Nachmittag mit ihr telefoniert. Ihr Zustand hat sich nicht verschlechtert.“
    „Was ist es dann?“
    „Ach, ich weiß auch nicht … Irgendwie hat es mit den Leuten hier zu tun. Während der Filmaufnahmen kommt man sich immer sehr nahe. Man bildet so was wie eine große Familie. Aber es ist keine richtige Familie …“
    „Trotzdem ist es etwas Gutes. Du gehst auf die Menschen zu und zeigst ihnen, dass sie dir wichtig sind. Und dafür lieben sie dich. Es gibt eben viele Arten von Familien.“
    „Ich beneide dich um deine Familie. Vielleicht kommt dir das komisch vor, weil du so viel hast durchmachen müssen. Aber du hast Brüder und Schwägerinnen und Cousinen und Cousins. Wenn meine Mutter stirbt, habe ich niemanden mehr.“
    „Hast du nicht irgendwo noch irgendwelche Tanten und Onkel?“
    „Nicht dass ich wüsste. Meine Mutter war ein Einzelkind, und die Familie meines Vaters wollte nichts mit uns zu tun haben.“
    „Hast du mit deiner Mutter darüber gesprochen?“
    „Ja, früher schon. Aber sie war sehr zurückhaltend.“
    Er drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Du kannst gern was von meiner Familie abhaben. Glaub mir, ich liebe sie, aber manchmal gehen sie mir extrem auf die Nerven.“
    Sie lachte leise. „Das sagst du nur so.“
    Sie lächelt wieder! Jacob zog sie fester an sich und wiegte sich mit ihr im Takt. Sie passten ideal zusammen. Auch wenn er sich danach sehnte, mit ihr allein zu sein, es war um ihretwillen besser so. Aber wahrscheinlich hatte sie längst gemerkt, wie erregt er war, er konnte einfach nichts dagegen tun.
    Die Band beendete den Song und machte die Gäste darauf aufmerksam, dass gerade der volle Mond am Himmel stand und den Hafen am Fuß von Shirley Heights beleuchtete. Alles stürzte auf die Terrasse, und auch Jacob zog Ariel nach draußen, wo er sie in eine dunkle Hausecke schob.

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