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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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ruhig ab, ob ich eure Hilfe nötig habe.«
    »Wie?« wollte Ranicki protestieren, aber Pan Andreas schnürte ihm die Kehle zu, und in seinen Augen lag furchtbare Wut.
    »Kein Wort weiter!« sagte er drohend. – »Sie, Panna Alexandra, kehren nach Wodokty zurück oder holen erst die Tante von Mitruni ab. Unsere schöne Fahrt ist nun zum Teufel! Ich wußte gleich, daß sie dort nicht Ruhe halten werden. – Nun, sie werden schon kleinlaut werden, wenn erst mehrere Köpfe geflogen sind. – Bleiben Sie gesund, Panna, und seien Sie ohne Sorge, ich kehre bald zurück.«
    Er küßte ihr die Hand, hüllte sie sorgfältig in die Wolfsdecke ein, setzte sich in den dritten Schlitten und rief seinem Kutscher zu:
    »Nach Upita!«

4. Kapitel.
    Es vergingen mehrere Tage, und Kmicic ließ sich nicht in Wodokty sehen; aber drei Laudaer Schlachtschitzen kamen und suchten die Panna auf. Es waren Pakosz Gasztowt aus Pacunele, bei dem Pan Wolodyjowski wohnte, und der durch seinen Reichtum und seine sechs Töchter, von denen drei an Butryms verheiratet waren, weit bekannt war. Kassian Butrym, der älteste Greis in Lauda, und Juzwa Butrym, Pakosz' Schwiegersohn, dem die Kosaken ein Bein weggeschossen hatten. Er war ein kluger, sehr kräftiger Mann, aber mürrisch und händelsüchtig. Es kam nur selten vor, daß er betrunken war, in diesem Zustand aber war er schrecklich gewalttätig.
    Die Panna empfing ihre Gäste freundlich, obwohl sie erriet, daß sie sie über Pan Kmicic ausfragen wollten.
    »Wir wollten Pan Kmicic unsere Aufwartung machen, aber er ist noch nicht aus Upita zurück,« sagte Pakosz. »Nun wollen wir dich fragen, wann wir ihn wohl treffen können?«
    »Ja, er ist bis jetzt noch nicht zurück. Aber er wird sich sehr über euer Kommen freuen. Er hat schon viel Gutes von euch gehört, vom Großvater und jetzt von mir.«
    »Wenn er uns nur nicht so empfangen wird wie die Domaszewicz', als sie ihm die Nachricht vom Tode des Großvaters brachten,« sagte finster Juzwa.
    »Sie müssen ihm das nicht übel nehmen,« erwiderte lebhaft die Panna. »Man darf nicht vergessen, er kam eben aus dem Kriege, wo er soviel Mühen und Unannehmlichkeiten durchgemacht hatte.«
    »Und gefällt er dir, meine Liebe, oder nicht?« fragte Kassian Butrym. »Wir möchten das doch gerne wissen?«
    »Vergelt euch Gott eure Fürsorge! Pan Kmicic ist ein heldenmütiger Ritter!«
    »Und habt Ihr auch schon über die Hochzeit gesprochen?«
    Alexandra senkte die Augen.
    »Pan Kmicic möchte möglichst bald –«
    »So? – Warum sollte er auch nicht?« brummte Juzwa. »Ist er denn ein Narr? Welcher Bär will nicht Honig aus dem Bienenstock haben? Aber wozu diese Eile? Ist es nicht besser, ihn erst richtig kennen zu lernen, zu sehen, was für ein Mensch er ist? Vater Kassian, sagen Sie doch Ihre Meinung, schlafen Sie doch nicht, wie der Hase zur Mittagszeit.«
    »Ich schlummere nicht, – ich denke nur.«
    »Nun, so sagen Sie doch, worüber denken Sie?«
    »Worüber? – Über Pan Kmicic. – Es ist wahr, er ist ja ein vornehmer Herr, aus einer berühmten Familie – und wir sind nur einfache Leute. Und er ist ein berühmter Ritter Er zog allein gegen den Feind, als andere die Arme herabhängen ließen. Das ist wahr. – Möge Gott dem Lande mehr solche Leute schenken! – Aber sein Gefolge – das sind lauter Taugenichtse! Nachbar Pakosz, was haben Sie nicht alles von Domaszewicz' über seine Offiziere gehört! Es sind alles ehrlose Leute, die vom Strafrichter gesucht werden. Einfach Mörder! Im eigenen Lande sengen sie, sie rauben, sie sind gewalttätig. – Die reinen Tataren! Am ersten Tage ihrer Ankunft in Lubicz schossen sie mit ihren Pistolen – nach den Bildern der Billewicz'. – Das durfte doch Pan Kmicic nicht zulassen!«
    Alexandra verdeckte ihre Augen mit den Händen.
    »Das kann nicht sein! Das kann nicht sein!«
    »Kann schon; denn es ist so! – Und dann schleppten sie die Mädchen herein und verführten sie. – Pfui! – Gleich am ersten Tage solche Geschichten!«
    Der alte Kassian geriet in Zorn und stampfte mit seinem Stock auf den Fußboden. Alexandras Gesicht bedeckte sich mit tiefer Röte.
    »Und die Soldaten, die er in Upita gelassen hat, sind die etwa besser?« begann Juzwa. »Wie die Offiziere, so die Gemeinen. Dem Pan Sollohub raubt man sein Vieh. Friedliche Bauern prügelt man. Und jetzt sengt und mordet man in Upita! – Wie friedlich lebte es sich hier früher, jetzt aber lädt man die Flinte und muß immer auf der Hut sein.

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