Sintflut
Hirsche, das von Hunden verfolgt wird, davon.
Der Knabe, der Pan Kowalski den König zeigen sollte, war verschwunden: aber Pan Roch erkannte Karl-Gustav nach der Beschreibung. Er gab seinem Pferde die Sporen und sauste wie ein Wind hinter ihm her.
Die Entfernung zwischen den beiden wurde immer geringer. Plötzlich jedoch warf ein Schwede sein Pferd herum und stellte sich fest zwischen den König und Pan Roch. Das hinderte aber Kowalski wenig. Bald stürzte der Schwede vom Pferde, und die Verfolgung ging weiter.
Karl-Gustav verlor seinen Hut, schließlich warf er absichtlich seine Börse von sich, in der Hoffnung, dadurch seinen unerbittlichen Verfolger zu ködern. Kowalski trieb sein Pferd immer stärker an.
Da stolperte der Gaul des Königs, und es kostete diesem große Mühe, im Sattel zu bleiben.
Pan Kowalski erhob sich im Steigbügel und holte zu einem Hiebe aus. Er war schrecklich anzusehen. Seine Augen sprangen fast aus den Höhlen, seine weißen Zahne glänzten blendend unter dem rotblonden Schnurrbart. Noch eine Minute, und die Geschicke Schwedens und der Republik waren besiegelt. Doch jäh wandte der König sich um und schoß seine beiden Pistolen ab. Eine der Kugeln zerschmetterte die Kniescheibe von Kowalskis Pferd. Das Tier bäumte sich hoch auf und fiel zu Boden. Karl-Gustav neigte sich tief auf die Mähne seines Pferdes und raste wie ein aus einer tatarischen Armbrust entsandter Pfeil dahin.
Roch sah wie besinnungslos dem dahinsprengenden Könige nach, er schwankte wie trunken und brach in bitterliches Weinen aus.
In diesem Augenblicke sprengten Rochs Kameraden heran. Einer von ihnen hielt die Börse des Königs in der Hand, ein anderer den königlichen Hut, der mit einer schwarzen Straußfeder und einer Brillantschnalle verziert war.
»Nimm, das gehört dir!« rief einer der Reiter. »Du hast es verdient.«
»Weißt du eigentlich, wen du so verfolgt hast?« fragte der andere. »Der König selbst war es. Du hast dich mit großem Ruhme bedeckt!«
Roch sah beide an und brüllte plötzlich los:
»Ich bin Kowalski, und das ist Pani Kowalska. – Schert euch zum Teufel!«
6. Kapitel.
Nach dem Überfall in Rudnik marschierte der Schwedenkönig weiter dem von der Weichsel und San gebildeten Keile zu. Czarniecki, Witowski und Lubomirski folgten ihm unverwandt und ließen ihm und seiner Armee weder bei Tag noch bei Nacht Ruhe.
Endlich erreichten die Schweden die Mündung der San, und sie beschlossen, sich dort auszuruhen. An zwei Seiten boten die Flüsse ihnen einen Schutz, die dritte ließ Karl-Gustav durch Schanzen gut befestigen.
Nachdem Czarniecki dem Pan Marschall den Befehl über sämtliche Truppen übergeben, überschritt er mit dem Laudaer Banner die Weichsel, um mit Sapieha zusammenzutreffen. Jetzt war Zaglobas Vermittelung zwischen den beiden Feldherren nicht mehr vonnöten. Beide liebten das Vaterland, und beide waren bereit, ihren Ehrgeiz seinem Wohle zu opfern.
Auch Sapieha und Czarniecki begrüßten sich bei ihrem Zusammentreffen aufs herzlichste.
»Seht, wie heiß und aufrichtig sie sich umarmen!« sagte Zagloba zu Wolodyjowski und Strzetuski. »Das Herz hüpft einem ordentlich vor Freude. Die Republik lebt allmählich auf, die Republik kommt in würdige Hände! Da, seht ihr, wer dort in der Menge steht? Das ist Pan Babinicz! – Wie der Arme abgemagert ist! – Ich glaube, er hat uns auch bemerkt.«
Wirklich, Pan Andreas hatte seine alten Freunde gesehen und drängte sich durch die Menge, lächelnd und schon von weitem mit der Mütze grüßend.
»Nun, was gibt es Neues? – Ist es Ihnen gelungen, dem Fürsten zu begegnen?« fragte Zagloba. »Aber wie sehen Sie aus! Waren Sie denn krank?«
»Hier ist kein Platz sich zu unterhalten, kommen Sie doch alle zu mir ins Zelt.«
Nach einer Viertelstunde saß die ganze Gesellschaft in Pan Andreas' Zelt bei einem Becher Met. Kmicic erzählte ihnen von seinem Treffen mit Boguslaw.
»Sie sagten doch, Sie wollten ihm mit Ihren Tataren bis zum Baltischen Meere folgen?« unterbrach ihn Wolodyjowski.
»Ja, das sagte ich; aber wiederum haben Sie mir erzählt, daß Pan Skrzetuski seinen Posten seiner eigenen Sache wegen nicht verließ und fortfuhr, dem Vaterlande zu dienen.«
»Auch Sie wird Gott belohnen, wie er Skrzetuski belohnt hat,« fügte Zagloba hinzu. »Ich bin sicher, daß auch Sie Ihre Braut finden werden!«
Pan Kmicic seufzte.
»Ihr wißt ja alle nicht, was für ein entsetzlicher Mensch das ist! Erst kürzlich hat er noch ein
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