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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Glaube teuer ist, der folge mir!«
    Und seinem Pferde die Sporen gebend, warf er sich in den Fluß. Für einen Augenblick war er im Wasser verschwunden, bald aber tauchten Roß und Reiter wieder auf der Oberfläche auf.
    »Folgt mir!« rief mit dünner Stimme Wolodyjowski.
    »O Gott! Gott!« murrte Zagloba, aber er folgte dem Beispiel seiner Kameraden.
    Hunderte von Reitern hatten bald das andere Ufer erreicht. Ein Regiment wollte das andere überholen. Das Geschrei der Soldaten übertönte die Kommandoworte; ein jeder aber verstand instinktiv, was er zu tun hatte.
    Czarniecki, der als erster das andere Ufer erreicht hatte, gab mit seinem Stabe ein Zeichen und rief Wolodyjowski mit dem Laudaer Banner zu sich.
    »Marsch auf den Feind! Schlagt los!«
    Darauf langte das Banner Wisniowieckis an.
    »Folgt ihnen!« kommandierte der Kastellan.
    Nachdem er sämtliche Regimenter in die Schlacht geschickt hatte, stellte Czarniecki sich an die Spitze des letzten und stürzte sich in den Kampf.
    Zwei sich in der Arrieregarde befindende schwedische Regimenter wurden das erste Opfer der anstürmenden Polen. Ihre Reihen gerieten bald in Verwirrung und flohen in Unordnung auf die Hauptarmee zu; die meisten wurden aber eingeholt und getötet.
    Jetzt wurde es allen klar, warum Czarniecki den Sturm auf die Brücke befohlen hatte. Die ganze Aufmerksamkeit der schwedischen Armee hatte sich nach diesem Punkte gelenkt, niemand hatte an eine Überschreitung des Flusses durch Schwimmen gedacht. Alle Kanonen, die ganze Front war der Brücke zugewandt; jetzt mußte alles schnell umformiert werden, damit man den unerwarteten Überfall abweisen konnte. Deshalb begann in der schwedischen Armee ein fürchterlicher Wirrwarr zu herrschen. Vergebens machten die Offiziere übermenschliche Anstrengungen, vergebens ließ der Markgraf seine bisher untätigen Regimenter vorrücken: ehe sie ankamen, ehe noch die Artillerie ihre neuen Positionen einnehmen konnte, sprengte das Laudaer Banner in die Mitte des schwedischen Heeres hinein. Ihm folgte ein zweites, drittes, viertes Banner. Pulverdampf verhüllte wie eine Wolke das ganze Schlachtfeld. Von Zeit zu Zeit schimmerte in dieser Wolke die Fahne irgend eines Regimentes: aber bald verschwand sie wieder, von dichtem Rauche eingehüllt. Und der Lärm und das Geschrei der Kämpfenden wurde stärker und stärker. Plötzlich erschallte ein furchtbares Gepolter. Wansowicz hatte die Brücke erobert und überschritten. Jetzt eilte er mit seinen Soldaten dem Feinde entgegen.
    Aus der Rauchwolke heraus begannen in der Richtung nach dem Walde zu kleinere und größere Menschenmengen aufzutauchen. In größter Unordnung, ohne Helm und ohne Waffen, ergoß sich bald ein ganzer Menschenstrom über die Ebene, der dem Walde zueilte. Die einen schrien aus Leibeskräften, die anderen schützten ihre Köpfe vor vermeintlichen Hieben, die dritten wieder hielten die Fliehenden zurück und kämpften miteinander. Und wie die Lava eines wütenden Vulkans verfolgten die polnischen Reiter die fliehenden Regimenter. Der größere Teil der Schweden verteidigte sich erst gar nicht; sie gingen ohne Murren unter das Messer. Die Schlacht verwandelte sich in eine rohe, erbarmungslose Metzelei. Und wieder harrten im Walde der Geflohenen die aus der Umgegend zusammengelaufenen Banden, aus deren Händen es kein Entrinnen gab, die kein Erbarmen kannten. Zweimal versuchte der junge Markgraf Adolf sein fliehendes Heer zum Stehen zu bringen, aber schließlich geriet er selbst in Gefangenschaft. Ehe die Sonne unterging, hatte die Armee Friedrichs, des Markgrafen von Baden, zu existieren aufgehört.
    Erst gegen Abend kehrte die polnische Reiterei von ihrer Verfolgung zurück, fröhliche Lieder singend, aus den Pistolen schießend und die Gefangenen vor sich her treibend.
    Pan Czarniecki kam als erster mit den königlichen Regimentern an. Er nahm mitten im Felde Aufstellung: die Truppen begrüßten ihn mit begeisterten Rufen. Alle lagen unter dem Banne des soeben erfochtenen. Sieges. Lubomirski allein war finster. Des Marschalls Seele war von Neid erfüllt.
    Bald trafen auch die anderen Regimenter ein. Sie defilierten alle vor Czarniecki, und jeder Befehlshaber legte dem Kastellan feindliche Fahnen zu Füßen.
    Endlich erschien auch das Laudaer Banner, das den Feind am längsten verfolgt hatte.
    »Sind viele geflohen?« fragte der Pan Kastellan.
    Wolodyjowski schüttelte verneinend mit dem Kopfe; er war so ermüdet, daß er nicht imstande war zu

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