Sintflut
Mädchen, das unter dem Schütze Sapiehas stand, entführt.«
»Wen denn?«
»Das Hoffräulein der Fürstin Wisniowiecka, die Verlobte des verstorbenen Podbipienta. Ich glaube, ihr habt sie alle beide gekannt?«
»Anna Borzobohata!« rief Wolodyjowski aus, indem er von seinem Platze aufsprang. »Wer von uns den Fürsten zuerst trifft, der wird ihm für beide heimzahlen!«
»So möchte ich nicht an Boguslaws Stelle sein!« sagte Zagloba. »So einen wie Kmicic zum Gegner zu haben, ist schon an und für sich genug, und dazu noch einen Wolodyjowski! Aber auch ich schließe mich Eurem Bunde an. Mein Kopf, euer Säbel! Ich weiß nicht, ob es in ganz Europa jemand gibt, den solche Macht nicht in Schrecken versetzte!«
Kmicic lieh noch mehr Met bringen und begann zu erzählen, wie er Soroka aus Boguslaws Händen befreit hatte.
»Bei Gott! Mit Ihnen würde ich mich nicht fürchten, selbst gegen den Teufel zu ziehen! Schade, daß wir in verschiedenen Armeen dienen; mich kann man nach der einen, Sie nach der anderen Stelle schicken. – Wer weiß, wer von uns zuerst Boguslaw treffen wird?«
»Der Gerechtigkeit nach ich,« entgegnete Kmicic. »Wenn ich mich nur nicht mit Schmach bedecken werde; denn ich muß zu meiner Beschämung gestehen, ich kann mit diesem Halunken nicht fertig werden!«
»So werde ich Ihnen sämtliche Geheimnisse meiner Fechtkunst beibringen,« bot sich Wolodyjowski an.
»Abgemacht!« rief Kmicic hocherfreut.
7. Kapitel.
Es vergingen mehrere Tage. Der schwedische König blieb mit seinem Heere auf derselben Stelle; er sandte nach allen Richtungen Boten aus mit dem Befehle, ihm Verstärkung und Proviant zu bringen. Proviant wurde auf der Weichsel herbeigeschafft, aber er war nicht ausreichend. Nach einer Woche schon mußten die Pferde geschlachtet werden, und der König geriet bei dem Gedanken, daß seine Reiter und seine Kanonen bald ohne Pferde bleiben würden, in Verzweiflung. Von allen Seiten liefen sehr ungünstige Nachrichten ein. Das ganze Land brannte, als ob man es mit Teer begossen und dann angezündet hätte. Überall herrschte die Überzeugung, daß, wenn nicht schon in einer Woche, so spätestens doch in einem Monate das ganze schwedische Lager sich in einen Friedhof verwandelt haben würde, dem Volke zum Ruhme und allen denen, die in die Republik einfallen wollen, zur Lehre. Man behauptete, daß Karl-Gustav die einzige Rettung bliebe, der Republik eine schwedische Provinz als Lösegeld zu überlassen.
Aber plötzlich besserte sich die Lage der Schweden. Im März fiel Malborg, das bis dahin der Belagerung Steinbocks standgehalten hatte. Die bedeutende Armee der Belagerer konnte sich jetzt mit Karl-Gustav vereinigen. Andererseits eilte der Markgraf von Baden den Schweden mit einem starken Heere zu Hilfe.
In dem Kriegsrate der polnischen Anführer beschloß man daher, daß Pan Sapieha mit den litauischen Truppen die Schweden beobachten, Parni Czarniecki aber dem Markgrafen entgegeneilen und im Falle eines Sieges auf seinen alten Platz zurückkehren solle.
Niemals flogen die Tataren mit solcher Schnelligkeit über die Steppen wie Pan Czarniecki mit seinen leichten Kavallerieregimentern. Die Soldaten saßen, tranken und schliefen im Sattel, sie fütterten die Pferde aus ihren Händen und machten nur so viel Rast als unumgänglich nötig war, um den erschöpften Pferden Ruhe zu gönnen.
Nicht weit von Magnuszew entfernt, erhielt Czarniecki durch Spione die Nachricht, daß der Markgraf sich mit seinem Heere in Warka befinde.
Pan Wolodyjowski bekam den Befehl, nachts die Gegend auszukundschaften, um Näheres über die Lage in Erfahrung zu bringen.
Pan Michail brach sofort auf und verschwand bald mit seiner Abteilung in einem kleinen Wäldchen. Plötzlich erschienen auf dem vom Monde beleuchteten Waldwege gegen dreißig schwedische Reiter. Sie unterhielten sich laut und sangen fröhliche Lieder, nicht ahnend, daß der Feind in ihrer Nähe sei. Wolodyiowski wartete, bis die Schweden in der Ferne verschwanden und wandte sich dann zu Skrzetuski:
»Jetzt wollen wir sie wie Gänse direkt in das Lager des Kastellans treiben; kein einziger darf uns entrinnen!«
Gesagt, getan.
In Czarnieckis Lager waren alle munter; das ganze Heer stand in Bereitschaft. Der Kastellan kam Wolodyjowski entgegen und fragte ungeduldig:
»Nun, was gibt's?«
»Ich habe fünfundzwanzig Gefangene gebracht.«
»Ist einer entkommen?«
»Keiner.« »Das ist ja großartig! Lassen Sie sie zu mir kommen; ich werde sie
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