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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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euch?« fragte Pan Wolodyjowski.
    »Wir Butryms haben dreißig und die Domaszewicz' sechzig Gewehre mit.«
    »Gut! Fünfzig Gewehre gehen die Sümpfe zu überwachen; die anderen folgen mir. Vergeßt die Äxte nicht!«
    Die kleinere Gruppe mit Juzwa Butrym an der Spitze setzte sich nach der Richtung der Sümpfe zu in Bewegung. Pan Wolodyjowski zog mit seinen Soldaten nach Lubicz. Sein Herz hüpfte vor Vergnügen, als er so viele geübte Landwehrkämpfer unter seinen Kameraden fand. Man erzählte sich, daß Kmicic vor der Ausführung seines Anschlages als Bettler verkleidete Spione nach Wodokty geschickt hätte, daß unter seinen Soldaten Kosaken wären, die früher wahrscheinlich dem Heere Chowanskis angehört hatten.
    Kmicic hatte wirklich bei seinem verwegenen Plan nicht bedacht oder auch nicht gewußt, daß viele Edelleute soeben vom Kriegsschauplatz zurückgekehrt waren. Er hatte die Dörfer und Gehöfte noch so verlassen und leer geglaubt wie früher, während ihm Pan Wolodyjowski jetzt mit dreihundert kriegsgeübten Männern entgegenziehen konnte.
    In Lubicz waren alle Fenster hell erleuchtet. Im Hofe wimmelte es von bewaffneten Leuten; aber nirgend hatte man einen Wachtposten aufgestellt. Überall auf dem Hofe herrschte eine fürchterliche Unordnung. Leute mit Fackeln gingen zum Hause aus und ein, Sachen wurden in Wagen verpackt. Befehle kreuzten sich hin und her.
    Wolodyjowski befahl seinen Leuten abzusteigen und den Hof zu umzingeln. Er selbst mit seiner Hauptmacht näherte sich dem Hoftor.
    »Das Kommando abwarten! Nicht ohne Befehl schießen,« sagte er leise.
    Plötzlich bemerkte man im Hofe die Angekommenen.
    »Wer da?« erschollen drohende Rufe.
    »Schießt!« befahl Pan Wolodyjowski.
    Es erfolgte eine Salve, aber noch bevor der Pulverdampf sich zerstreute, kommandierte Pan Wolodyjowski:
    »Laufschritt! Marsch, marsch!«
    »Mord und Totschlag!« schrien die Laudaer, sich wie eine Lawine vorwärtsschiebend.
    Die Kosaken antworteten ihnen mit Schüssen, sie hatten aber keine Zeit zum zweitenmal zu laden. Die Tore hielten den Sturm der Schlachta nicht aus, und auf dem Hofe, inmitten der Wagen, Pferde, Gepäckstücke entbrannte ein furchtbarer Kampf. Kmicic' Soldaten verteidigten sich tapfer, und aus den Fenstern des Herrenhauses wurde auch mehrmals geschossen. Dann aber erloschen plötzlich die Fackeln. Die Dunkelheit erschwerte den Angreifern das Vordringen. Schließlich aber wurden die Kosaken bis zu dem Wohnhaus und zu den Ställen zurückgedrängt. Die Edelleute triumphierten.
    Nun begann das Feuern aus den Fenstern von neuem. Aus allen Fenstern sahen Mündungen von Musketen heraus, die einen gewaltigen Kugelregen entsandten.
    »Stürmt die Türen!« befahl Pan Wolodyjowski.
    Die Türen waren jedoch aus äußerst starkem Eichenholz, und wie besät mit eisernen Nägeln beschlagen, an denen die Äxte sich abstumpften. Nach einer Stunde angestrengtester Arbeit fielen endlich mehrere Planken heraus, durch diese Öffnung wurde von innen sofort mit Musketen gefeuert. Zwei Butryms fielen mit durchschossener Brust zur Erde. Die anderen fuhren fort, mit der größten Erbitterung die Türen zu bearbeiten. Inzwischen kam auch eine neue Gruppe bewaffneter Bauern aus Wodokty an.
    Die Ankunft dieser Hilfstruppen beunruhigte augenscheinlich die Belagerten. Hinter der Tür erscholl eine laute Stimme:
    »Halt! Schlagt nicht weiter! Hört! – Halt doch zum Teufel! – Laßt uns unterhandeln!«
    Wolodyjowski befahl mit der Arbeit einzuhalten.
    »Wer spricht da?« fragte er.
    »Kmicic, der Bannerträger von Orsza. Und mit wem rede ich?«
    »Oberst Michail Wolodyjowski.«
    »Ich begrüße Sie.«
    »Hier ist jetzt keine Zeit zu Begrüßungen. – Was wollen Sie?«
    »Das will ich Sie fragen. – Was wollen Sie? Sie kennen mich nicht, ich kenne Sie nicht. – Warum also überfallen Sie mich?«
    »Verräter!« schrie Pan Michail, »mit mir sind die Laudaer Edelleute gekommen, um mit Ihnen abzurechnen: Ihren verräterischen Überfall, das unschuldig vergossene Blut, die Entführung des Fräuleins aus Wodokty.«
    Es entstand eine Pause.
    »Sie würden mich nicht noch einmal Verräter heißen,« sagte schließlich Kmicic, »wenn uns nicht diese Tür trennte.«
    »So öffnen Sie doch! – Ich verbiete Ihnen das nicht!«
    »Vorher wird noch mehr als ein Laudaer Hund fallen. Lebend sollt Ihr mich nicht fangen!«
    »Dann werden wir Sie krepiert herausschleppen! Das kommt alles auf eins 'raus!«
    »Hört mal, und gebt acht auf das,

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