Sintflut
Wolmontowiczer Edelleute niedergemetzelt, aber Gott wird darüber zu Gericht sitzen, wer der Schuldige ist, ich oder sie? – Wes Geistes Kinder meine Offiziere waren, das tut hier nichts zur Sache; es genügt, daß sie hier niemandem Böses getan haben, aber sie haben sie wie tolle Hunde niedergeschlagen. Blut für Blut! – Ich schwöre zu Gott, ich bin hierher gekommen ohne jede böse Absicht. Wie aber hat man mich empfangen? Gewalt gegen Gewalt! – Ich werde euch alles heimzahlen, schuldig bleibe ich nichts!«
»Und was sind das für Leute, mit denen Sie hierher gekommen sind? Woher haben Sie solche Gehilfen genommen?« fragte Pan Wolodyjowski.
»Woher ich sie auch genommen habe, ich führe sie nicht gegen das Vaterland; ich brauche sie für meine eigenen Zwecke.«
»Und Ihrer persönlichen Angelegenheiten wegen haben Sie sich mit dem Feinde verbunden! Und womit anders wollen Sie ihm den Dienst zahlen als mit Verrat? – Ich hätte Sie nicht gehindert, mit den Edelleuten zu verhandeln, aber daß Sie den Feind gerufen, das ist eine andere Sache. Zögern Sie nicht, sich zu stellen, sonst werde ich Sie einen Feigling nennen!«
»Es sei, wie Sie wollen,« sagte Kmicic und stellte sich in Position.
Auf Pan Wolodyjowskis Befehl brachte man gegen fünfzig angezündete Fackeln. Wolodyjowski zeigte auf sie mit dem Säbel.
»Sehen Sie, eine förmliche Beisetzungsfeierlichkeit.«
»Nun wohl! einen Oberst trägt man zu Grabe, das geht nicht ohne Feierlichkeit,« erwiderte Kmicic lebhaft.
Die Laudaer Schlachta umringte die beiden Ritter. Die vorderen hoben ihre Fackeln hoch, die hinten Stehenden warteten gespannt auf den Ausgang. Es entstand eine tiefe Stille; nur dann und wann fielen knisternd Stückchen der glimmenden Holzkohle zu Boden.
Pan Wolodyjowski war heiter.
»Fangen Sie an!« sagte Kmicic.
Das erste Klirren der Waffen fand in den Herzen der Zusehenden einen Widerhall. Pan Wolodyjowski begann wie unwillig. Pan Kmicic parierte und machte seinerseits einen Ausfall. Pan Wolodyjowski parierte. Die Hiebe wurden immer heftiger; Kmicic attackierte wütend. Wolodyjowski, der seinen Arm auf den Rücken gelegt hatte, stand ruhig und parierte nachlässig mit seinem Säbel. Es schien, er wollte sich selbst nur decken und den Gegner zu gleicher Zeit verschonen. Von Zeit zu Zeit trat er einen Schritt zurück, ging aber bald wieder vor, augenscheinlich studierte er die Geschicklichkeit Kmicic'. Dieser ereiferte sich zusehends; der Oberst blieb kühl, wie ein Lehrer, der seinen Schüler unterrichtet. Schließlich fing er zum größten Staunen der Schlachta an zu sprechen:
»Laßt uns ein bißchen plaudern! Die Zeit wird uns dann nicht so lang. – Aha! das also ist Orszaer Methode! So werden Sie bald ermüden! – Dieser Stoß ist bei den Gerichtsschreibern Mode. – Dieser ist ein kurländischer – mit ihm kann man gut Hunde zurückschlagen, – Achten Sie auf die Säbelspitze! Biegen Sie die Hand nicht so stark, sonst – sehen Sie zu, was erfolgen wird. – Hebt auf!« –
Diese letzten Worte sprach Pan Michail mit besonderer Deutlichkeit. Dann zog er einen Halbkreis, und, ehe die Zuschauer begriffen hatten, was das »Hebt auf!« bedeutete, schoß Pan Kmicic' Säbel über Wolodyjowskis Kopf und fiel hinter seinem Rücken zu Boden. »Das nennt man einen Säbel ausschälen!« sagte er.
Kmicic stand bleich, mit wütenden Augen da. Er war selbst nicht weniger erstaunt als die Laudaer Schlachta. Der kleine Oberst trat zur Seite und auf den Säbel zeigend, wiederholte er: »Hebt auf!«
Einen Augenblick schien es, als ob Kmicic sich mit bloßen Händen auf ihn stürzen wollte. – Er machte sich schon sprungbereit, und Pan Wolodyjowski hielt ihm seine Säbelspitze entgegen. – Aber Pan Kmicic hob den Säbel auf und ging wieder auf den schrecklichen Gegner los.
Der Zuschauerkreis drängte sich fester zusammen, und hinter ihm bildete sich noch ein zweiter und dritter. Kmicic' Kosaken steckten ihre Köpfe zwischen die Schultern der Edelleute, als ob sie ihr Lebenlang mit ihnen in größter Einigkeit gelebt hätten. Alle erkannten in Pan Wolodyjowski den Meister aller Fechtmeister.
Er aber spielte wie die Katze mit der Maus und schlug immer nachlässiger mit seinem Säbel die Angriffe ab. Die linke Hand hatte er sogar in seine Hosentasche gesteckt. – Kmicic raste vor Wut; er war kreidebleich. Endlich sprudelten aus seiner ausgetrockneten Kehle heiser die Worte:
»Machen Sie ein Ende! Es ist ja beschämend! Schonen
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