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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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was ich Euch sage. Wenn Ihr mich nicht in Ruhe laßt, so sprenge ich dies Haus und alles, was drinnen ist, in die Luft. Das schwöre ich bei Gott! – Jetzt könnt Ihr kommen, mich holen!«
    Es entstand eine längere Pause. Vergebens suchte Pan Wolodyjowski eine Antwort. Die bestürzte Schlachta sah sich einander an. In Kmicic' Worten lag so viel wilde Energie, daß niemand an ihnen zweifelte. Ein Funke, und Panna Alexandra ist verloren! – –
    Plötzlich kam Pan Wolodyjowski ein glücklicher Gedanke.
    »Es gibt ein anderes Mittel,« rief er. »Komm heraus, Verräter, wir wollen uns auf Säbel schlagen. – Tötest du mich, so kannst du frei abziehen.«
    Einige Minuten kam keine Antwort. Die Herzen der Laudaleute schlugen unruhig. »Auf Säbel?« fragte endlich Kmicic. »Ist denn das möglich?«
    »Wenn Sie kein Feigling sind, so ist es möglich!«
    »Ihr Ritterwort, daß ich ungehindert abziehen kann?«
    »Mein Ritterwort.«
    »Das darf nicht sein!« hörte man aus der Mitte der Butryms.
    »Still doch! zu tausend Teufeln!« donnerte Pan Wolodyjowski. »Soll er sich und euch in die Luft sprengen?«
    Die Butryms wurden still.
    »Nun, wie ist es?« fragte höhnisch Kmicic. »Sind die Bastschuhträger einverstanden?«
    »Ja, sie werden es auf ihr Schwert beschwören, wenn Sie es wollen.«
    »So laßt sie schwören.«
    »Kommt her alle!« rief Wolodyjowski den Edelleuten zu, die rings an den Wänden das ganze Haus umzingelten. Bald hatten sich alle vor der Tür versammelt. Die Absicht Kmicic', das ganze Haus in die Luft zu sprengen, hatten alle gehört. Sie standen stumm und starr wie versteinert. Es herrschte eine Grabesstille, und Pan Wolodyjowski rief mit erhobener Stimme:
    »Alle hier Versammelten rufe ich zu Zeugen, daß ich Pan Kmicic, den Bannerträger von Orsza, zum Duell aufgefordert habe. Ich habe ihm zugeschworen, daß er, wenn er mich besiegt, frei, ohne jedes Hindernis von unserer Seite, abziehen kann. Das alles sollt ihr durch einen Schwur auf euren Säbelgriff bestätigen.«
    »Wartet!« rief Kmicic, »schwört, ich werde ungehindert mit allen Leuten und der Panna abziehen.«
    »Die Panna bleibt hier!« erwiderte Wolodyjowski, »und Eure Leute werden zu Gefangenen der Edelleute gemacht.«
    »Das kann nicht sein.«
    »So sprenge das Haus! Die Panna haben wir sowieso schon betrauert!«
    Wieder erfolgte ein längeres Schweigen.
    »Mag es so sein,« meinte dann Kmicic. »Wenn ich sie nicht heute entführe, so hole ich sie in einem Monat. Ihr werdet sie vor mir nicht verstecken, und wenn ihr sie unter der Erde verbergt. – Schwört also!«
    »Schwört!« wiederholte Pan Wolodyjowski.
    »Wir schwören im Namen Gottes und des heiligen Kreuzes. Amen!«
    »Nun, kommen Sie heraus! Kommen Sie!« rief Pan Michail.
    »Ihnen gelüstet es Wohl, sehr schnell ins Jenseits befördert zu werden?«
    »Schon gut! schon gut! Nur macht schnell!«
    Der eiserne Riegel der Tür knarrte. Pan Wolodyjowski und die Edelleute traten zurück, um Platz zu machen. Plötzlich tat sich die Tür auf, und in ihr erschien Pan Andreas, groß und schlank gewachsen wie eine Pappel. Die ersten Strahlen des anbrechenden Tages fielen auf sein schönes, stolzes Gesicht. Er blieb stehen, ließ mutig seine Augen über die Reihen der Schlachta gleiten und sagte:
    »Ich habe euch vertraut, – Gott weiß, ob ich recht daran getan habe. – Doch schon gut. – Wer von euch ist Pan Wolodyjowski?«
    Der kleine Oberst trat vor.
    »Ich bin es,« sagte er.
    »Oho! wie ein Riese sehen Sie nicht aus,« lächelte Kmicic. »Ich habe erwartet, einen ganz anderen zu sehen, obgleich man, ich muß es bekennen, in Ihnen gleich den erfahrenen Soldaten sieht.«
    »Von Ihnen kann ich ein gleiches nicht behaupten. Sie haben sogar vergessen, Wachen aufzustellen. Wenn Sie ebenso geschickt mit dem Säbel sind wie mit dem Kommando, so werde ich nicht viel Arbeit mit Ihnen haben.«
    »Wo wollen wir uns aufstellen?« fragte Kmicic.
    »Hier, – der Hof ist eben wie ein Tisch.«
    »Einverstanden, – bereiten Sie sich zum Tode vor.«
    »Sind Sie Ihrer Sache so sicher?«
    »Ich bin meiner Sache nicht nur sicher, ich bemitleide Sie sogar. Ich habe oft Gelegenheit gehabt, von Ihnen viel Gutes zu hören. Deshalb sage ich Ihnen, lassen Sie mich in Ruhe. Wozu wollen wir, die wir uns gegenseitig nicht kennen, uns schlagen? Warum verfolgen Sie mich? – Das Mädchen gehört mir kraft des Testamentes, ich strecke meine Hand nur aus nach dem, was mir zukommt. Es ist wahr, ich habe die

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