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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Laufschritt der »Maulwurfshöhle« zueilte.
    Der König stand und beobachtete alles.
    »Babinicz muß abgelöst werden,« sagte er plötzlich. »Wer von euch, Panowie, will ihn ersetzen?«
    »Ich!« rief Pan Grylewski, ein Offizier aus der leichten Kavallerie.
    »So gehen Sie hin!« erwiderte der König.
    Pan Grylewski bekreuzigte sich, tat einen Schluck aus der Feldflasche und ritt davon.
    Das Geschützfeuer hatte inzwischen etwas nachgelassen. Die Musketen schwiegen aber dafür keine Minute.
    »Ich zöge es vor, die Position zu verlieren, als daß Pan Babinicz verwundet werden sollte,« sprach Jan-Kasimir.
    »Gott wird ihn erhalten!« entgegnete Pater Cieciszowski.
    Es verging eine halbe Stunde peinvoller Erwartung. Plötzlich rief Tyzenhauz, der vorzügliche Augen hatte:
    »Grylewski kehrt zurück! Babinicz ist wahrscheinlich gefallen, und die Schweden haben das Fort zurückerobert. Des Pulverdampfes wegen kann man nichts erkennen.«
    Jan-Kasimir bedeckte sein Gesicht mit den Händen und sprach kein Wort. Inzwischen hatte Grylewski den König erreicht, und ganz außer Atem sagte er:
    »Majestät! Babinicz bestellt, daß es ihm gut geht, daß er nicht der Ruhe bedarf; er bittet nur, ihm Nahrungsmittel zu schicken. Seit gestern sind sie dort ohne Nahrung.«
    »Er lebt also?« rief der König erfreut.
    »Er sagt, es gehe ihm gut,« wiederholte Grylewski.
    »Aber Sie hätten doch da bleiben müssen, ihn abzulösen. Schämen Sie sich! Sie bekamen wohl Angst? Dann mußten Sie den Auftrag nicht erst annehmen, wenn er über Ihre Kräfte ging!«
    »Majestät!« begann mit zitternder Stimme Grylewski, »jeder Sterbliche, der mich einen Feigling nennt, würde diese Beleidigung mit Blut abwaschen müssen. Aber bei Euer Majestät bleibt mir nur das eine, mich zu rechtfertigen. – Ich war in der Maulwurfshöhle, was nur wenige gewagt hätten; aber Pan Babinicz empfing mich recht unfreundlich. »Scheren Sie sich zum Teufel,« rief er mir zu. »Ich habe genug zu tun und keine Zeit zum Schwatzen. Wir haben Hunger; statt uns Essen zu schicken, wartet man uns mit einem Kommandanten auf! Wenn Sie nicht in Güte weggehen, so werde ich Sie über die Verschanzungen hinaus befördern lassen!« Was blieb mir da anderes übrig, als zu gehen?«
    »Und wird er sich da halten können?« fragte der König.
    »Babinicz, ja! Ich habe vergessen zu melden, daß er mir zurief: »Ich werde mich hier eine Woche lang halten, nur schickt uns Nahrungsmittel her.«
    »Ist es denn überhaupt möglich da zu bleiben?«
    »Dort, Majestät, ist wahrhaft der Tag des jüngsten Gerichtes angebrochen. Eine Granate fällt nach der anderen, sie pfeifen und heulen in der Luft wie die Teufel. Der ganze Erdboden ist durch Gruben zerrissen, und der Pulverdampf beschwert einem das Atmen. Von den Unsrigen sind schon viele gefallen; die am Leben Gebliebenen liegen in den Gruben und sind guter Dinge. Noch während meiner Anwesenheit ist die Verstärkung eingetroffen, und der Kampf ist von neuem entbrannt.«
    »Wenn wir die Mauern nicht attackieren können, solange keine Bresche gelegt ist,« sagte der König, »so werden wir noch heute die Krakauer Vorstadt stürmen. Das wird das beste Mittel sie abzulenken sein.«
    Jan-Kasimir nahm bei diesen Worten aus den Händen des Paters Cieciszowski ein goldenes Kreuz, hob es hoch in die Luft und bekreuzigte mit ihm das ferne Fort, das von dem Rauche der Kanonenschüsse eingehüllt war.
    »Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs! Erbarme dich deines Volkes und schicke den Untergehenden Hilfe! Amen! Amen! Amen!«

11. Kapitel.
    Der Sturm auf die Krakauer Vorstadt brachte wenig Nutzen; allein er lenkte die Aufmerksamkeit der Schweden von dem von Kmicic genommenen Fort ab und verschaffte den Soldaten wenigstens die Möglichkeit, sich mehrere Stunden auszuruhen.
    Endlich erschienen die sehnlichst Erwarteten: Pan Jamoyski und Czarniecki. Zamoyski brachte seine prächtige Infanterie mit und Geschütze, die den schweren schwedischen Kanonen weit überlegen waren. Czarniecki ließ einen Teil seiner Truppen zur Beobachtung der Schweden zurück und schloß sich mit dem anderen dem Könige an, um an dem bevorstehenden allgemeinen Sturme teilzunehmen; denn er hoffte, daß dieser Sturm der letzte sein werde.
    Zamoyskis Geschütze wurden auf dem von Kmicic eroberten Fort aufgestellt, und bald brachten sie die schwedischen Mörser zum Schweigen. Alsdann übernahm General Grodzicki diese Position selbst, und Kmicic ging zu seinen Tataren zurück.
    Der

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