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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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wenn es nur wahr wäre!« seufzte Kmicic leise. »Für meine Wunde gibt es kein besseres Heilmittel als Ihre Worte! – Aber mein schwacher Kopf hat nicht Kraft genug, um dieses Glück zu fassen. – Also sie wird mich heiraten!«
    »Das sagte ich nicht. – Ich sagte, sie liebt Sie; aber ob sie Sie nimmt, das ist eine andere Sache.«
    »So werde ich meinen Kopf an dieser Wand zerschellen; ich kann nicht anders.«
    »O, Sie können anders, wenn Sie aufrichtig wollen. Jetzt ist die beste Gelegenheit, getane Sünden gut zu machen. Ziehen Sie ins Feld, erwerben Sie sich um das Vaterland Verdienste und sorgen Sie, daß Ihr Name mit Ruhm bedeckt wird. – Wer von uns hätte keine Sünden begangen? Jeder hat etwas auf seinem Gewissen. Niemand hat das Recht, Ihnen den Weg zur Reue und Besserung abzuschneiden. – Sie waren früher jähzornig, – streben Sie danach, sich beherrschen zu lernen. – Sie versündigten sich an dem Vaterlande, gehen Sie jetzt hin und retten Sie es. – So zu handeln, ist besser, als sich den Kopf zu zerschellen.«
    »Sie sprechen wie mein bester Freund zu mir.«
    »Nun, der bin ich gerade nicht; aber ich bin auch nicht Ihr Feind. – Und die Panna tut mir leid, trotzdem sie mich so entschlossen von sich gewiesen hat. – Aber ich will Ihnen helfen, auf den rechten Weg zu kommen. Sie sind ein tapferer und erfahrener Soldat, und ich erwerbe mir dadurch um das Vaterland Verdienste.«
    »Sie wollen mir den rechten Weg weisen?« entgegnete Kmicic. »Denken Sie an die vielen Prozesse, die mir bevorstehen; vom Krankenlager werde ich mich geradeswegs den Gerichten stellen.«
    »Dagegen bringe ich Ihnen eine Arznei,« sagte Wolodyjowski und holte den Brief des Hetmans hervor.
    »Ein Befehl!« rief Kmicic. »Wem gilt er?«
    »Ihnen. – Sie brauchen sich nicht den Gerichten zu stellen; denn Sie stehen unter der Gerichtsbarkeit des Hetmans. Und nun hören Sie, was der Fürst Wojewod schreibt.«
    Pan Wolodyjowski verlas Kmicic das vertrauliche Schreiben des Fürsten Radziwill und fügte hinzu:
    »Sie sehen also, es hängt von mir ab, Ihnen den Brief auszuhändigen oder nicht.«
    Zweifel, Unruhe und Hoffnung flogen über Kmicic' Gesicht.
    »Und was werden Sie tun?« fragte er mit leiser Stimme.
    »Ich übergebe Ihnen den Befehl.«
    Kmicic antworte nicht gleich. Sein Kopf sank in die Kissen, und er blickte starr zur Decke. Plötzlich wurden seine Augen feucht, und Tränen, sonst unbekannte Gäste für diese Augen, blieben an den Lidern hängen.
    »Möge man mir den Hals abschneiden!« sagte er schließlich, »möge man mir die Haut vom Leibe reißen, einen so edlen Menschen wie Sie habe ich noch niemals gesehen! Meinetwegen hat Ihnen Alexandra einen Korb gegeben; ein jeder hätte seine Rache an mir ausgelassen. – Sie aber reichen mir Ihre Hand und ziehen mich aus dem Grabe heraus.«
    »Ich sagte Ihnen schon, ich will nicht meiner persönlichen Angelegenheiten wegen das Wohl des Vaterlandes opfern. Sie können der Republik jetzt große Dienste erweisen. Es ist Ihr Glück, daß Sie jene Kosaken nicht aus der Schar Chowanskis entnommen haben; dann hätte ich Ihnen den Befehl nicht ausgeliefert.«
    »Ein Beispiel werde ich mir an Ihnen nehmen. Geben Sie mir Ihre Hand. Gott wird mir dazu verhelfen, daß ich Ihnen Ihre Güte vergelte. – Ich bin Ihr Schuldner fürs ganze Leben.«
    »Lassen Sie das für ein andermal. Jetzt halten Sie die Ohren steif, zeichnen Sie sich im Kriege aus, und die Schlachta wird Ihnen alles vergeben, – es sind alles gutherzige Leute. – Und eine Panna weiß ich, die wird für Sie die rechte Belohnung bereit halten.«
    »Ei!« rief Kmicic begeistert, »was soll ich mich im Bette herumwälzen, während der Feind unsere Felder verwüstet. – He, her da, Leute! Bringt mir die Stiefel!«
    Auch Wolodyjowski lächelte zufrieden:
    »Ihr Geist ist stärker als Ihr Körper; noch sind Sie zum Aufstehen zu schwach.«
    Es war mittlerweile schon ziemlich spät geworden, und der kleine Oberst verließ Lubicz, um nach Wodokty zu fahren.
    »Ich werde ihr sagen, daß ich Kmicic nicht nur vom Tode, sondern auch von dem Grabe der Unehre gerettet habe,« dachte er, »so wird sie mir am ehesten meine Verwegenheit verzeihen. Jetzt wird sie mich besser aufnehmen als damals, als ich mich ihr anbot.«
    Der brave Michail seufzte: »Wenn ich nur 'mal wissen könnte, ob es in der ganzen Welt nicht auch für mich eine Auserwählte gibt!«
    Unter solchen Gedanken kam er nach Wodokty. Der zottige Smudier lief an

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