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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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ihn zum Wojewod von Posen.
    Nachdem dieser den Brief gelesen hatte, begann man zu beratschlagen. Den Trompeter überwies man den Adligen mit dem Befehl, ihn nach echt ritterlicher Art zu bewirten. Und die Schlachta trank demgemäß mit ihm auf Leben und Tod.
    Pan Skoraszewski, dem das Benehmen des Trompeters zu ritterlich vorkam, äußerte den Verdacht, daß der Schwede ein verkleideter, höherer Offizier sei; aber der Wojewod wollte nichts von der Gefangennahme des Trompeters wissen.
    Der Trompeter unterhielt sich unterdessen in gebrochenem Deutsch mit dem Teil der Schlachta, der durch seine Beziehungen mit preußischen Städten ihn verstand. Er sprach von Wittembergs Siegen in den verschiedenen Ländern, von der großen Streitkraft, die geradeswegs auf Ujscie zu marschierte und von den ungewöhnlich weittragenden Geschützen, denen nichts widerstehen konnte. Die Schlachta war äußerst betroffen. Im Lager erzählte man bald von den Schweden Geschichten, eine ungeheuerlicher als die andere.
    Das Beraten der Antwort dauerte bis zum Tagesanbruch. Inzwischen brachte Stanislaus Skrzetuski die Nachricht, daß die Schweden nur einen Tagesmarsch weit entfernt seien. Die Unordnung, die nun entstand, war unbeschreiblich. Alle Bemühungen der Rittmeister, Ruhe zu schaffen, waren umsonst. In diesem Augenblicke hätte ein einziger feindlicher Kanonenschuß genügt, um eine fürchterliche Panik hervorzurufen.
    Allmählich fing man an sich zu beruhigen, und zur Mittagszeit bot das Lager einen wirklich imposanten Anblick.
    Infanterie und die Reiterei nahmen regimenterweise Aufstellung, die Kanonenlunten waren angezündet und rauchten.
    Endlich war man auch mit der Antwort fertig, die mehr oder weniger der Voraussagung Radziejowskis entsprach. Der Posener Wojewod befahl dem Skoraszewski und Skrzetuski, sich an die Spitze einer freiwilligen Schar zu stellen und die Umgegend zu rekognoszieren. Nach einigem Zögern boten sich fünfhundert freiwillige Reiter dazu an. Mit Skoraszewski und Skrzetuski an der Spitze überschritten die Reiter den Fluß und verschwanden bald aus dem Gesichtskreise der anderen. Gegen Abend kehrten sie zurück brachten einige Dutzend gefangene Infanteristen mit sich. Die Schlachta lief den Reitern entgegen und rief: »Vivat Skrzetuski! Vivat Skoraszewski!«
    Eine dichte Menge umringte bald die Gefangenen.
    Man besah sie sich, man fragte, wie man sie gefangen genommen hatte; einige stießen auch Drohungen gegen sie aus.
    »Brave Kerle sind's,« erzählte einer der Freiwilligen, »haben sich tapfer verteidigt. Aber schließlich sind sie doch nicht aus Eisen; einem Säbelhieb widerstehen sie auch nicht.«
    »Sie konnten euch also nicht widerstehen?«
    Dieser Vorgang ermutigte sichtlich die Schlachta; wenn man ihr jetzt befohlen hätte, sich auf den Feind zu stürzen, so wäre sie mutig drauf losgegangen. – Noch war aber der Feind nicht da, und anstatt seiner kam ein zweiter Gesandter Wittembergs mit einem Briefe. Wittemberg forderte die Schlachta auf, sich freiwillig zu ergeben. Als die Truppen dies erfuhren, wollten sie sich vor Zorn darüber an den Boten vergreifen, aber die Wojewoden hielten den Inhalt des Briefes doch einer Beratung wert.
    Der schwedische General teilte unter anderem mit, daß Karl-Gustav seinem Verwandten Jan-Kasimir Hilfstruppen gegen die Kosaken sende, und daß sich die Schlachta deshalb ohne Widerstand zu ergeben habe. Pan Grudzinski schlug vor Empörung mit der Faust auf den Tisch. Der Posener Wojewod aber besänftigte ihn sogleich durch die Frage:
    »Glauben Sie denn an einen Sieg? Wieviel Tage, meinen Sie, können wir Widerstand leisten?«
    Nach einer langen Beratung beschloß man, gar nicht zu antworten und sich abwartend zu verhalten.
    Bald kam die Nachricht, daß das schwedische Heer sich nahe. Im Lager ging es zu wie in einem Bienenstock vor dem Schwärmen.
    Skoraszewski ritt mit mehreren hundert Freiwilligen voraus, um sie an den Anblick des Feindes zu gewöhnen. Als sie den Fluß überschritten hatten, sahen sie die Schweden wie eine schwarze Linie am Horizont; sie tauchten vor ihnen auf wie ein plötzlich aus dem Boden gewachsener Wald. Der Feind kam naher und näher und nahm eine immer größere Fläche der Ebene ein.
    Die Schlachta vermutete, daß die Schweden ihnen Freiwillige entgegenschicken würden; statt dessen bemerkte sie auf den naheliegenden Hügeln Gruppen von je zehn Menschen, die irgend etwas vornahmen. Skoraszewski kommandierte deshalb:
    »Linksum kehrt!«
    Kaum

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