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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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diesen Worten begann er unsere Sachen zusammenzutragen und die Vorbereitungen für die Reise zu treffen. Ich überließ ihm alles, weil er in diesen Dingen mehr Erfahrung besaß als ich.

    3

    Ich habe bereits erwähnt, was man im Lande Mitani über die Hetiter berichtete. Nunmehr will ich nur erzählen, was ich mit eigenen Augen gesehen und als Wahrheit erkannt habe. Aber ich weiß nicht, ob bei dem Schrecken, in den die Macht der Hetiter die ganze Welt versetzt hat, und bei allem, was über ihre Missetaten erzählt wird, noch irgendwer meinem Bericht Glauben schenken wird. Doch haben auch die Hetiter eine gute Seite, von der man lernen kann, obgleich sie ein gefährliches Volk sind, dessen Sitten sich von denjenigen der übrigen Welt unterscheiden. In ihrem Lande herrscht keineswegs eine solche Verwirrung, wie man behauptet; vielmehr herrschen dort Ordnung und Gehorsam, so daß man mit der nötigen Reiseerlaubnis in ihren Bergen sicherer als in jedem anderen Lande reist. Sollte jedoch ein Inhaber dieser Befugnis unterwegs einen Verlust erleiden oder gar ausgeplündert werden, so ersetzt ihm der König den Schaden doppelt, und sollte ein Reisender durch die Hand der Hetiter umkommen, so hinterlegt der König dessen Angehörigen eine Entschädigung, je nach dem Rang, den der Tote im Leben innegehabt.
    Deshalb gestaltete sich denn auch die Reise mit den Gesandten des Königs von Mitani recht einförmig, und es gibt nicht viel darüber zu berichten; denn die Hetiter gaben uns die ganze Zeit mit ihren Streitwagen das Geleit und sorgten an den Lagerplätzen für Speise und Trank. Die Hetiter sind abgehärtet und fürchten weder Kälte noch Hitze; denn sie leben in unfruchtbaren Berggegenden und sind von Kindheit an mit den Strapazen der Gebirgsbewohner vertraut. Deshalb sind sie furchtlose Kämpfer, die sich selbst nicht schonen und weichliche Völker verachten und sich unterwerfen, während sie die tapferen, furchtlosen Völker verehren und deren Freundschaft suchen.
    Auch gliedert sich ihr Volk in zahlreiche Stämme und Dörfer, über welche Fürsten mit unumschränkter Macht herrschen. Diese Fürsten unterstehen ihrerseits einem großen König, der in seiner Bergstadt Chattuschasch wohnt. Dieser ist zugleich ihr Oberpriester, Oberbefehlshaber und oberster Richter, so daß in ihm alle menschliche wie göttliche Macht vereint ist, mit der man die Völker beherrscht, und ich weiß keinen anderen König, dessen Macht so unbedingt wie die seinige wäre. Denn in anderen Ländern, auch in Ägypten, werden die Handlungen des Königs in höherem Maße, als man gemeinhin glaubt, durch die Priester und Richter bestimmt.
    Nun will ich die Hauptstadt dieses Großkönigs in den Bergen beschreiben, obwohl ich weiß, daß kein Leser dieser Schilderung Glauben schenken wird.
    Wenn man durch die verbrannte Grenzmark reist, wo die Bewachungstruppen den Herrn spielen, ihren Lohn aus dem Nachbarland holen und die Marksteine unbehindert nach Willkür versetzen, hat man doch keine Ahnung von dem Reichtum des Hetiterreiches; ebensowenig ahnt man diesen, wenn man ihre kargen Berge betrachtet, die im Sommer von der Sonne verbrannt und im Winter, wie man mir erzählte, von kalten Daunen bedeckt sind, was ich allerdings nicht selbst gesehen habe. Diese Daunen regnen nämlich vom Himmel auf die Erde herab und decken sie zu, während sie beim Nahen des Sommers zu Wasser schmelzen. Ich habe so viele Wunder im Lande der Hetiter gesehen, daß ich auch an diese Wunder glaube, obwohl ich nicht verstehe, wie sich Daunen in Wasser verwandeln können. Jedenfalls sah ich mit eigenen Augen einige Berggipfel, die weiß von Daunen waren.
    Auf der versengten Ebene an der syrischen Grenze liegt die Grenzfestung der Hetiter, Karkemisch, deren Mauern aus gewaltigen Steinblöcken aufgeführt und mit furchtbaren Bildern behauen sind. Gestützt auf diese Festung, erheben sie Steuern von allen durchziehenden Karawanen und Kaufleuten und sammeln dadurch große Reichtümer; denn die Steuern sind beträchtlich, und Karkemisch liegt an der Kreuzung vieler Karawanenstraßen. Wer einmal diese Festung schreckenerregend im Morgengrauen auf ihrem Berg inmitten der Ebene aufragen sah, über welcher die Raben krächzend flatterten, um auf menschliche Schädel und Gebeine herabzustoßen, wird meinem Bericht über die Hetiter Glauben schenken und nicht an meinen Worten zweifeln. Den Karawanen und Kaufleuten ist die Durchreise durch das Land nur auf bestimmten Wegen gestattet; die

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