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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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wollte, mußte sich ihm und seinen Schreibern ohne Entschädigung hingeben. Deshalb war er unzufrieden gewesen, dieses Vorrecht nicht ausnützen zu können.
    Nachdem ich ihn geheilt, sagte er zu mir: »Was kann ich dir, Sinuhe, als Belohnung für deine große Geschicklichkeit schenken? Soll ich das Ding, das du geheilt hast, in Gold abwägen lassen und dir das Gold geben?« Ich aber erwiderte: »Ich will dein Gold nicht. Gib mir das Messer aus deinem Gurt, dann bin ich dir zu Dank verpflichtet, und nicht du mir; ich möchte ein dauerndes Andenken an dich besitzen.« Er aber sträubte sich und sagte: »Dieses Messer ist zu einfach; längs seiner Klinge laufen keine Wölfe, und sein Heft ist nicht versilbert.« Doch das sagte er, weil das Messer aus dem Metall der Hetiter angefertigt und es nicht erlaubt war, solche an Fremde zu verschenken oder zu verhandeln. Deshalb war es mir auch nicht gelungen, in Chattuschasch eine Waffe dieser Art zu erstehen. Ich wollte nämlich nicht allzu dringlich auftreten, um nicht etwa Mißtrauen zu erregen. Solche Messer besaßen nur die Vornehmsten Mitanis; ihr Preis betrug zehnmal ihr Gewicht in Gold und vierzehnmal ihr Gewicht in Silber. Trotzdem wollten die Besitzer sie nicht verkaufen; denn es gab nur ganz wenige derartige Messer in der bekannten Welt. Für einen Hetiter aber besaß das Messer keinen besonders großen Wert, da er es ja keinem Fremden verkaufen durfte.
    Der Befehlshaber der Hafenwache jedoch wußte, daß ich das Land bald verlassen würde, und dachte sich wohl, er könne sein Gold für Besseres verwenden, als es einem Arzt zu schenken. Deshalb gab er mir schließlich das Messer. Es war so scharf, daß es die Barthaare glatter und leichter entfernte als das beste Steinmesser, und man konnte damit Kerben in Kupfer schlagen, ohne daß die Schneide im geringsten litt. Ich freute mich ungemein über dieses Messer und beschloß, es versilbern und mit einem Heft aus Gold versehen zu lassen, wie die Vornehmen in Mitani taten, wenn sie ein solches erworben hatten. Der Befehlshaber der Hafenwache war auch nicht unzufrieden, und wir wurden gute Freunde, nachdem ich sein Leiden bleibend geheilt hatte. Ich riet ihm jedoch, das Mädchen, das sein Leiden verursacht hatte, aus dem Hafen vertreiben zu lassen, worauf er erklärte, er habe es bereits aufspießen lassen, weil eine solche Krankheit offensichtlich von Zauberei herrühre.
    In dieser Stadt gab es, wie in vielen anderen Hafenstädten jener Zeit, ein Feld, auf dem man wilde Stiere hielt und wo sich die Jugend im Stierkampf Gelenkigkeit und Mut holen konnte, indem sie den Tieren Picken ins Genick stieß oder über sie hinwegsprang. Beim Anlick der Stiere geriet Minea in Entzücken und wollte ihre Fertigkeit prüfen. So kam es, daß ich sie zum erstenmal vor wilden Stieren tanzen sah. Nie zuvor hatte ich etwas Ähnliches gesehen; aber das Schauspiel ließ mein Herz vor Grauen erstarren. Denn ein wilder Stier ist das furchtbarste aller wilden Tiere und sogar gefährlicher als ein Elefant, der friedlich bleibt, solange man ihn nicht reizt. Die Hörner des Stieres sind lang und scharf wie ein Pfriem; er schlitzt mit Leichtigkeit einem Menschen den Leib auf, um ihn dann hoch in die Luft zu schleudern und unter den Füßen zu zertreten.
    Minea aber tanzte in einem leichten Gewand vor den Stieren und wich ihnen mühelos aus, wenn sie brüllend und mit gesenktem Nacken auf sie losstürmten. Ihr Gesicht glühte, sie erhitzte sich und schleuderte das silberne Haarnetz von sich, so daß ihr Haar im Wind flatterte, so schnellfüßig tanzte sie, daß das Auge ihren Bewegungen kaum zu folgen vermochte; sie schwang sich einem angreifenden Stier zwischen den Hörnern hindurch in den Nacken und stemmte, sich an den Hörnern festhaltend, die Füße gegen seine Stirn, um dann in die Luft zu springen, sich zu überschlagen und wieder aufrecht auf dem Rücken des Stiers zu landen. Ich bewunderte ihre Geschicklichkeit und glaube, daß meine Anwesenheit sie dazu antrieb, Kunststücke zu zeigen, die ich nie für möglich gehalten hätte. Deshalb lief mir bei diesem Anblick der Schweiß aus den Poren, und ich konnte nicht mehr still auf der Zuschauertribüne verharren, obgleich mich die hinter mir sitzenden Zuschauer ausschimpften und am Achseltuch rissen.
    Als Minea schließlich das Feld verließ, wurde sie stürmisch gefeiert, man wand ihr Blumenkränze um Haupt und Hals, und die Jugend verehrte ihr eine seltsame Schale, die mit Stieren in Rot und

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