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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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wahrlich den Ruhm, den er dadurch errang, daß er Gaza für Ägypten hielt.
    Als der Strom zu steigen begann, verließ Haremhab Memphis und ließ seine Truppen rasch auf Tanis vorrücken, wobei es ihm gelang, eine Abteilung hetitscher Streitwagen in einer Biegung des Stromes, wo sie sich von drei Seiten durch den Fluß geschützt wähnte und daher die Pferde weiden ließ, zu umzingeln. In der Dunkelheit der Nacht schachteten Haremhabs Truppen die in der Sommerhitze ausgetrockneten Bewässerungskanäle aus, so daß der steigende Strom diese anfüllte. Am Morgen entdeckten die Hetiter, daß sie sich jetzt auf einer ringsum von Wasser umgebenen Insel befanden, auf der ihre Streitwagen nutzlos waren. Da begannen sie diese zu zertrümmern und die Pferde umzubringen. Bei diesem Anblick ward Haremhab rasend vor Wut, weil sein ganzes Unternehmen darauf ausging, die Kampfwagen und Rosse unversehrt in seine Hand zu bekommen. Deshalb ließ er in die Hörner stoßen und zum Angriff gegen die Hetiter übergehen, und die ungeübten ägyptischen Truppen hieben mit Leichtigkeit die von den Wagen gestiegenen und zu Fuß kämpfenden Hetiter nieder und trugen den Sieg davon. Auf diese Art eroberte Haremhab an die hundert Streitwagen und über zweihundert Pferde, und er ließ Wagen wie Rosse rasch mit ägyptischen Abzeichen versehen. Mehr als die Beute aber hatte der Sieg selbst zu bedeuten; denn von nun an glaubten die Ägypter nicht mehr an die Unüberwindlichkeit der Hetiter.
    Nach dieser Schlacht sammelte Haremhab alle Streitwagen und Pferde und fuhr an ihrer Spitze nach Tanis, während er das langsamere Fußvolk und den Troß nachfolgen ließ. Feuereifer flammte auf seinem Gesicht, und er sagte zu mir: »Wenn du einmal zuschlagen willst, so tu es als erster und schlage hart zu!« Deshalb raste er mit seinen Streitwagen nach Tanis, ohne sich um die feindlichen Horden, die das Untere Land plündernd durchzogen, zu kümmern, und von Tanis fuhr er geradenwegs in die Wüste hinaus, wo er die Wachtruppen der Hetiter schlug und sich ihrer Lager von Wasserkrügen nacheinander bemächtigte. Die Hetiter hatten nämlich Tausende, ja Hunderttausende von Krügen Wasser für ihr Fußvolk in der Wüste aufgespeichert, weil sie keine Seefahrer waren und Ägypten nicht vom Meer aus anzugreifen wagten. Ohne seine Rosse zu schonen, jagte Haremhab mit seinen Truppen vorwärts, und viele Pferde stürzten während dieser tollen Fahrt tot zu Boden. Die Zeugen von Haremhabs wildem Zug durch die Wüste behaupteten, daß die hundert Streitwagen eine Staubwolke aufrührten, die bis zum Himmel stieg, so daß es aussah, als käme er in einem Wirbelsturm dahergeflogen. Jede Nacht wurden neue Signalfeuer auf den Bergrücken des Sinai angezündet, worauf die Freischaren aus ihren Verstecken hervorbrachen und überall in der Wüste die Wachmannschaften und Vorratslager der Hetiter vernichteten. So entstand die Mär, Haremhab stürme bei Tag wie eine Wolke und bei Nacht wie eine Feuersäule durch die Wüste Sinai nach Syrien. Durch diesen Feldzug wuchs sein Ruhm derart, daß das Volk Sagen über ihn zu erzählen begann, wie solche sonst über die Götter berichtet werden; und nicht nur die Ägypter, sondern auch die Syrier, die allen Grund dazu hatten, statteten ihn mit Heldenmythen aus.
    So eroberte Haremhab in Sinai einen Wasservorrat nach dem anderen und überrumpelte die ahnungslosen Hetiter, die sich im Bewußtsein der Schwäche Ägyptens niemals vorgestellt hatten, daß er wagen würde, sie durch die Wüste anzugreifen, während ihre Vortrupps das. Untere Land verheerten. Auch waren ihre Truppen nicht zusammengezogen, sondern in der Erwartung des Falles von Gaza über alle Städte und Dörfer Syriens verteilt; denn die Umgebung Gazas und der Wüstenrand vermochten die gewaltige Armee nicht zu ernähren, welche die Hetiter in Syrien gesammelt hatten, um Ägypten zu unterjochen. Die Hetiter waren nämlich in ihrer Kriegführung äußerst gründlich und schritten erst dann zum Angriff, wenn sie ihrer Übermacht sicher waren; auf den Lehmtafeln ihrer Befehlshaber waren jede Weide, jede Tränke und jedes Gehöft des Einmarschgebietes verzeichnet. Dieser Vorbereitungen wegen hatten sie ihren Angriff verschoben, und Haremhab überrumpelte sie, weil noch niemals ein Gegner sie zuerst angegriffen hatte und weil sie glaubten, Ägypten besitze für ein so kühnes Unternehmen nicht genügend Streitwagen. Deshalb gerieten sie in völlige Verwirrung, als Haremhabs

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