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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Leute daran als in Syrien, weil sie in Ägypter schwächer auftrat, so daß die Zahl der Genesungen die der Todesfälle überstieg. Mit der Überschwemmung verschwand die Krankheit schon im gleichen Jahr aus Ägypten, und mit dem Winter erlosch sie auch in Syrien; so konnte Haremhab seine Truppen von neuem sammeln und den Krieg weiterführen. Im Frühjahr gelangte er mit seinen Truppen über die Berge bis in die Ebene vor Megiddo, wo er die Hetiter in einer großen Schlacht besiegte, worauf sie um Frieden baten. Denn als Burnaburiasch in Babylon von Haremhabs Erfolg vernahm, schöpfte er neuen Mut und entsann sich seines Bündnisses mit Ägypten. Er benahm sich gegenüber den Hetitern überheblich, ließ seine Truppen in das einstige Mitani einmarschieren und die Hetiter von ihren Weideplätzen in Naharina vertreiben. Deshalb boten diese Haremhab den Frieden an, als sie sahen, daß sie in dem verwüsteten Syrien nichts mehr zu gewinnen hatten. Denn sie waren kluge Krieger und sparsame Leute und wollten daher nicht mehr um eitler Ehre willen ihre Streitwagen aufs Spiel setzen, die sie benötigten, um Babylon zu befrieden.
    Haremhab freute sich sehr über ihr Friedensangebot; denn seine Truppen waren zusammengeschmolzen, und durch den Krieg war Ägypten verarmt. Deshalb wollte er mit dem Wiederaufbau Syriens beginnen, um dort den Handel in Gang zu bringen und Nutzen aus diesem zu ziehen, stellte aber die Bedingung, die Hetiter sollten ihm Megiddo übergeben, das Aziru zu seiner Hauptstadt gemacht und mit uneinnehmbaren Mauern und Türmen versehen hatte. Aus diesem Grunde nahmen die Hetiter Aziru und seine Familie in Megiddo gefangen, raubten die unermeßlichen Schätze, die Aziru aus ganz Syrien in Megiddo zusammengehäuft, und lieferten ihn, seine beiden Söhne und seine Gemahlin Keftiu, in Fesseln geschmiedet, an Haremhab aus. Als Friedenspfand und zur Bekundung ihrer guten Absichten schickten die Hetiter Aziru und seine Familie gefesselt in das Lager Haremhabs, verzögerten aber die Übergabe Megiddos so lange, bis sie die Stadt geplündert und die Schafherden und Rinder der Amoriter auf dem nördlichen Wege aus dem Land herausgeschafft hatten, das laut Friedensbedingungen unter ägyptische Verwaltung gestellt werden sollte. Haremhab kümmerte sich nicht darum, sondern ließ das Ende des Krieges verkünden und veranstaltete ein Gastmahl mit den hetitischen Prinzen und Hauptleuten, trank die ganze Nacht Wein mit ihnen und prahlte mit seinen Heldentaten. Am folgenden Tag aber gedachte er zum Zeichen des ewigen Friedens, der von nun an zwischen Ägypten und dem Lande Chatti herrschen sollte, vor den versammelten Truppen und den hetitischen Befehlshabern Aziru und seine Familie hinrichten zu lassen.
    Deshalb wollte ich nicht an seinem Gelage teilnehmen, sondern begab mich im Dunkel der Nacht in das Zelt, wo Aziru in Fesseln gehalten wurde. Die Wächter wagten mich nicht daran zu hindern, weil ich Haremhabs Arzt war und die Soldaten mich bereits als einen boshaften Mann kannten, der sich sogar getraute, Haremhab mit harten und beißenden Worten entgegenzutreten. Zu Aziru aber ging ich, weil er in ganz Syrien keinen einzigen Freund mehr besaß. Ein gefangener, seines Reichtums beraubter und zu schimpflichem Tod verurteilter Mann hat keine Freunde mehr. Ich begab mich zu ihm, weil ich wußte, daß er das Leben sehr liebte, und weil ich ihm auf Grund all dessen, was ich gesehen, versichern wollte, daß es überhaupt nicht lebenswert sei. Auch wollte ich ihm als Arzt sagen, daß Sterben leicht sei, leichter jedenfalls als die Qual, der Kummer und das Leid des Lebens. Das Leben ist eine heiße, versengende Flamme, der Tod hingegen das dunkle Wasser der Vergessenheit. Das alles wollte ich ihm sagen, weil er am Morgen darauf sterben sollte, und ich wußte, daß er ohnehin nicht schlafen werde, da er das Leben über alles liebte. Sollte er aber meinen Worten kein Gehör schenken, so wollte ich mich schweigend neben ihn setzen, damit er nicht allein sei. Der Mensch kann wohl leicht ohne Freunde leben, ohne einen einzigen Freund zu sterben aber fällt ihm schwer, besonders wenn er zu Lebzeiten Kronen auf dem Haupte getragen und über viele Menschen befohlen hat.
    Deshalb schlich ich mich im Dunkel der Nacht in das Zelt, wo er in Fesseln gehalten wurde. Bei Tageslicht hatte ich mich ihm nicht zeigen wollen und war ihm mit verhülltem Gesicht ausgewichen, als er und seine Familie auf schmähliche Weise in Haremhabs Lager geschleppt

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