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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Handel freizugeben und die früheren Könige wieder in ihre Rechte einzusetzen, damit sich Syrien unter dem Schutz Ägyptens wieder erhole und zu Reichtum und Blüte gelange. Jeder Stadt, welche die Hetiter vertreiben und Aziru ihre Tore verschließen werde, versprach er Sicherheit vor Brandschatzung, Freiheit und Selbständigkeit. Die Städte aber, die sich in ihrem Widerstand versteiften, drohte er auszuplündern, zu zerstören und niederzubrennen, ihre Mauern für alle Zeiten abzureißen und ihre Bewohner in Knechtschaft wegzuführen.
    Diese Bekanntmachung erließ Haremhab, als er mit Heer und Streitwagen gegen Joppe auszog und seine Flotte die Küste entlangsandte, um den Hafen von Joppe zu sperren. Mit Hilfe seiner Spione ließ er seinen Erlaß verbreiten und allen Städten zur Kenntnis bringen, wodurch er viel Unruhe und Unsicherheit anstiftete und Uneinigkeit unter seine Feinde säte, was schließlich auch der einzige Zweck der Verordnung war. Kaptah jedoch war vorsichtig genug, innerhalb der Mauern von Gaza zu bleiben, für den Fall nämlich, daß Haremhab eine Niederlage erlitte; denn die Hetiter und Aziru sammelten große Streitkräfte im Landesinnern. Kaptah gab vor, nach all den in den Gefängnishöhlen von Gaza ausgestandenen Leiden die Strapazen eines anstrengenden Feldzuges nicht mehr ertragen zu können, und behielt auch mich zurück, damit ich ihn von seinen Leiden heile.
    Roju hegte große Freundschaft für Kaptah, der ihn von seiner Schlaflosigkeit geheilt hatte, indem er ihm erzählte, daß dessen eigene Soldaten, vom Hunger getrieben, während der Belagerung heimlich die vierhundert Schwanzriemen für Esel aus dem Vorratslager geholt und verspeist hätten, weil diese aus weichem Leder bestanden und beim Zerkauen das Hungergefühl dämpften. Als Roju dies erfuhr, legte sich seine Tobsucht; man konnte ihm die Fesseln lösen, und er machte seinen Kampfgenossen bittere Vorwürfe, verzieh ihnen aber um ihrer bei der Verteidigung Gazas bewiesenen Tapferkeit willen das Verbrechen. Und er sprach zu seinen Kriegern:
    »Zwar bin ich dem Pharao über die vierhundert Schwanzriemen Rechenschaft schuldig; aber jetzt kann ich diese mit gutem Gewissen ablegen, da ich weiß, wohin die Riemen gekommen sind. Ich bestrafe euch nicht, obwohl ihr es verdient hättet; denn zu meiner großen Freude habe ich vernommen, daß ihr in den Gassen der Stadt viele von Haremhabs Sumpfratten verprügelt und blutig gehauen und ihnen die Schädel eingeschlagen habt, um sie zu lehren, wie man sich in Gaza zu benehmen hat. Deshalb spreche ich euch von jeder Strafe wegen der verfluchten Schwanzriemen frei und ersetze sie dem Pharao aus meinen eigenen Mitteln, wenn ihr nur hinausgeht und jede der hochmütigen Dreckratten Haremhabs, die euch in den Weg läuft, ordentlich verprügelt. Haut sie mit Knüppeln, stecht sie mit zugespitzten Stöcken, schnappt ihnen die Mädchen weg und schmuggelt ihnen Schafdreck ins Bier, damit ich froh werde und wieder schlafen kann.«
    So wurde Roju vollständig geheilt und konnte wieder Ruhe finden. Aber seine Soldaten bereiteten Haremhab viel Ärgernis; denn dieser wollte Gazas Helden nicht für ihre Ausschreitungen bestrafen, obwohl sie seinen Soldaten das Leben unerträglich machten. Nachdem Haremhab mit seinem Heer gegen Joppe abgezogen war, ließ Roju die Tore von Gaza schließen und schwor, nie mehr Truppen in die Stadt hereinzulassen. Er trank mit Kaptah Wein und verfolgte dessen Würfelspiel mit dem alten Wächter; denn bis zu Haremhabs Abzug hatte Kaptah erst anderthalb Millionen Deben Gold von dem Alten zurückgewonnen, dessen Gesicht ich so weit geheilt hatte, daß er die Augen der Würfel wieder unterscheiden konnte.
    So tranken und spielten sie vom Morgen bis zum Abend, stritten miteinander und warfen sich bisweilen gegenseitig die Würfel an den Kopf, spuckten in die Hände und ließen die Würfel wieder aus dem Becher über den Boden rollen; denn der Alte war ein großer Geizkragen, wollte nur mit kleinen Einsätzen spielen und jammerte und weinte über seine Verluste, als wäre das verspielte Geld wirklich sein Eigentum und nicht bloß ein Hirngespinst gewesen. Doch als Haremhab Joppe belagerte, erholte sich Kaptah von seiner Schwäche und brachte den Alten dazu, die Einsätze zu erhöhen. Und als vollends ein Bote die Kunde brachte, Haremhab habe die Mauern Joppes durchbrochen, rupfte Kaptah den Greis in den letzten Spielen so gründlich, daß dieser ihm nun seinerseits etwa

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