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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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an Gold und Silber vielfach die von ihm erhaltene Summe in die Hand. »Wenn du aber willst, kann ich dich von deinem Herrn loskaufen, so daß du hingehen kannst, wohin dich gelüstet.«
    Als Kaptah das Gewicht des Goldes und des Silbers in seiner Hand spürte, ward er außer sich vor Glück und machte einen Freudensprung, ohne an sein krankes Knie zu denken. Dann aber schämte er sich und sagte: »Wohl weinte ich bitterlich, als ich dir meine Ersparnisse aushändigte, aber nimm es mir bitte nicht übel. Wenn du mich befreien würdest, ich wüßte nicht, wohin mich wenden, denn ich war mein Leben lang Sklave. Ohne dich bin ich wie ein blindes Kätzlein oder wie ein vom Mutterschaf verlassenes Lämmlein. Auch schickt es sich nicht, daß du teures Gold aufwendest, um mich loszukaufen, denn weshalb solltest du für etwas, das dir bereits gehört, noch zahlen?« Er blinzelte bedeutungsvoll mit seinem einen Auge und meinte schlau: »In Erwartung deiner Rückkehr habe ich mich täglich nach den Schiffsabfahrten erkundigt. Ein großes, offensichtlich seefestes Schiff wird gleich nach Simyra abgehen, und man könnte vielleicht die Reise damit wagen, falls man den Göttern reichlich opferte. Leider aber habe ich noch keinen genügend mächtigen Gott gefunden, seitdem ich Ammon verlassen habe, der nichts als Unheil anrichtete. Ich habe mich fleißig über zahlreiche Götter erkundigt und auch einen Versuch mit dem neuen Gott des Pharao gemacht, dessen Tempel wieder geöffnet ist und von vielen Leuten, die beim Pharao gut angeschrieben sein wollen, aufgesucht wird. Doch wird behauptet, daß der Pharao gesagt habe, sein Gott lebe von Wahrheit, und daher fürchte ich, daß sein Gott ein äußerst heikler Gott sein muß, von dem ich wenig Nutzen haben werde.«
    Da entsann ich mich des Skarabäus, den ich gefunden hatte, und übergab ihn Kaptah mit den Worten: »Hier hast du einen Gott, der, wenn auch klein, so doch sehr stark ist. Bewahre ihn gut auf, denn ich glaube, er wird uns Glück bringen, nachdem ich bereits Gold im Sack habe. Verkleide dich also als Syrier und fliehe, falls du es wirklich willst, aber beschuldige mich nicht, wenn du erwischt wirst. Möge dieser kleine Gott dir beistehen! Vielleicht tun wir wirklich besser daran, nach Simyra zu flüchten und unsere Mittel zu sparen, um die Reise damit zu bezahlen. In Theben, ja in ganz Ägypten, kann ich nämlich keinem Menschen mehr in die Augen sehen. Deshalb ziehe ich meiner Wege, denn irgendwo muß ich schließlich leben, und nach Theben werde ich nie mehr wiederkehren.«
    Doch Kaptah sagte: »Man muß nichts schwören, Herr, denn keiner kennt den morgigen Tag, und wer einmal vom Wasser des Nils getrunken hat, kann seinen Durst mit keinem anderen Wasser mehr löschen. Im übrigen aber sind deine Gedanken und Beschlüsse weise, und noch weiser handelst du, wenn du mich mitnimmst, denn ohne mich bist du wie ein Kind, das seine Windeln nicht selbst zu wickeln vermag. Auch weiß ich nicht, was du Böses verbrochen hast, obgleich du die Augen verdrehst, wenn du davon sprichst, aber du bist noch jung, und eines Tages wirst du es vergessen haben. Denn des Menschen Tat gleicht einem Stein, den man ins Wasser wirft. Er plumpst laut hinein und hinterläßt Ringe im Wasser, aber nach einer Weile ist das Wasser wieder glatt und ruhig. So verhält es sich auch mit dem Gedächtnis der Menschen. Wenn genügend Zeit verstrichen ist, haben alle dich und deine Tat vergessen, und du kannst wiederkehren, und ich hoffe nur, daß du dann so reich und mächtig sein wirst, um mich zu schützen, falls die Liste der entlaufenen Sklaven mir Unannehmlichkeiten bereiten sollte.«
    »Ich reise und werde nie mehr wiederkehren«, sagte ich entschlossen, doch im selben Augenblick wurde Kaptah von seiner Herrin mit scharfer Stimme gerufen. Ich zog mich zurück und stellte mich an eine Straßenecke, um auf ihn zu warten, und nach einer Weile kehrte er mit einem Korb am Arm zurück, in dem ein Bündel lag, und in seiner Hand klirrten Kupferstücke.
    »Die Mutter aller Krokodile schickt mich auf den Markt, um einzukaufen«, sagte er vergnügt. »Allerdings gab sie mir wie gewöhnlich viel zu wenig Kupfer mit, aber auch die kleinste Summe ist ein Beitrag für die Reise, denn Simyra liegt, glaube ich, in sehr weiter Ferne von hier.«
    In dem Korb trug er sein Gewand und seine Perücke. Wir gingen zum Ufer, und er wechselte im Schiff die Kleider. Ich kaufte ihm einen schönen Stab, wie ihn die Vorläufer und

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