Siras Toten-Zauber
zweites Pfefferminzbonbon in den Mund. »Wollen Sie etwa damit sagen, daß er Sie nicht informiert hat und sich in allgemeinen Betrachtungen erging?«
»So ähnlich. Er war in Indien, an einem bestimmten Ort. Er hat dort etwas über sein Schicksal erfahren und eine höllische Angst bekommen. Er hat dort gelesen, daß er an diesem Tag sterben soll. Deshalb engagierte er mich als Leibwächter. Und jetzt hören Sie mir genau zu. Hillary. Munros Tod und sein Besuch haben damit nichts zu tun. In Indien erfuhr er nur etwas über sein Schicksal, aber nicht über die Motive. Sie sind derjenige, der die Hintergründe des Mordes untersuchen wird, ich aber kümmere mich um die andere Seite des Falles.«
»Sie wollen also nach Indien.«
»Ja, es wird wohl darauf hinauslaufen.«
Hillary nickte. »Okay, Sinclair, wir kennen uns. Ich weiß, welchem Job Sie erfolgreich nachgehen. Es kann sein, daß es bei diesem Fall tatsächlich zwei Seiten gibt. Ich jedenfalls muß mich um die Backgrounds der beiden Killer kümmern, wobei möglicherweise noch andere Dienststellen eingeschaltet werden müssen.« Er schüttelte den Kopf.
»Haben Sie was?«
»Bitte.«
»Glauben Sie das eigentlich, was Sie von Craig Munro gehört haben? Ist Ihnen das nicht suspekt?«
»Überhaupt nicht.«
Hillary schüttelte den Kopf. »Ich halte mich lieber an Fakten und nicht an irgendwelche Wahrsagereien. Und darüber bin ich froh, Sinclair. Wie sieht es mit dem Protokoll aus? Wollen Sie jetzt unterschreiben? Ich meine, Sie haben Ihre Zeugenaussage…«
»Ja, geben Sie her.«
»Wann fliegen Sie denn?«
»Keine Ahnung.«
Hillary zerknackte die Reste seiner Bonbons. »Sagen Sie mal, Sinclair, haben Sie ich eigentlich schon mit der Familie beschäftigt? Ich kenne mich da nicht so aus, glaube aber gelesen zu haben, daß es bei den Munros Vorjahren funkte.«
»Er ist zum zweitenmal verheiratet.«
»Das ist nichts Ungewöhnliches.«
»Eben.«
»Und sonstige Weibergeschichten?«
»Ich gebe Ihnen einen Tip. Lesen Sie doch die Klatschpresse, oder gehen Sie in deren Archive. Ich kenne mich da nicht aus.«
»Das glaube ich Ihnen sogar.«
»Na endlich.«
»Wieso?«
Ich winkte ab. »Lassen wir das. Ich werde meinen Weg gehen, nehmen Sie den Ihren.«
»Was bleibt mit anderes übrig. Möglicherweise treffen wir uns noch.«
»Bestimmt. Und wo?«
»Zumindest bei den Munros. Ich werde mit seiner Frau reden. Auch mit den Kindern und kann mir vorstellen, daß Sie diesen Weg ebenfalls einschlagen.«
»Das glaube ich auch.«
Einer der Männer kam zu uns. »Sir, die Presse läßt sich nicht abweisen. Es kommen immer mehr hinzu. Die Reporter sind wie Hyänen. Was sollen wir tun?«
Hillary verdrehte die Augen. »Es ist zum Heulen mit den Kerlen. Aber ich kümmere mich darum.« Er grinste mir zu. »So etwas nennt man Schadensbegrenzung.«
Er wollte gehen, ich hielt ihn fest. »Tun Sie mir einen Gefallen, Kollege, und erzählen Sie nichts von dem, was wir hier miteinander beredet haben.«
»Sie meinen Indien?«
»Ja, das wäre für die Leute ein gefundenes Fressen. Ich muß sowieso zusehen, daß ich mich rausschleichen kann.«
»Warten Sie noch drei Minuten, dann haben ich mich mit den Reportern in einen Nebenraum verzogen.«
»Danke.«
Hillary hob die Schultern und ging davon. Er ging ziemlich gebückt und lutschte wieder an einem Pfefferminz. Das graue Jackett umwehte ihn wie ein alter Lappen.
Da ich keine Spuren mehr zertrampeln konnte, durchmaß ich das Büro. Mir war klar, daß Kollege Hillary viel Arbeit bekommen würde, mir aber würde es ähnlich ergehen.
Die Wartezeit nutzte ich aus, um meinen Freund Suko anzurufen. Er wußte Bescheid, denn das Attentat hatte sich herumgesprochen und auch, daß ich nicht zu Schaden gekommen war.
»Sir James ist bereits zum Rapport bestellt worden, und zwar an hoher Stelle.«
»Soll uns alles nicht kümmern, Suko.«
»Weißt du mehr?«
»Ja, aber noch zuwenig. Es gibt da zwei Fälle.« Ich erklärte Suko, was ich mittlerweile wußte.
Er hörte gut zu und meinte: »Soll ich die Tickets schon bestellen?«
»Noch nicht.«
»Was dann?«
»Du könntest uns einen anderen Gefallen tun. Ruf Mandra Korab an. Versuche ihn schon vorzuwarnen. Wenn uns einer helfen kann, dann er. Soviel ich weiß, ist diese Palmbibliothek nicht leicht zu finden und auch nicht jedermann zugänglich. Es kann nur derjenige hin, dessen Schicksal auch dort aufgeführt ist. Da haben Mönche vor Tausenden von Jahren schon in die Zukunft sehen
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