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Siras Toten-Zauber

Siras Toten-Zauber

Titel: Siras Toten-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sinn, das glaubte ich Sira gern. Aber es gab eine andere Waffe, das Kreuz, und damit dachte ich nicht an die frühchristlichen Symbole, die sich auf meinen Talisman abzeichneten. Um sie zu täuschen, ließ ich mich fallen, rollte mich herum und hatte genügend Routine, um die Kette mit dem Kreuz daran über den Kopf streifen zu können.
    Noch zeigte ich es nicht offen, hielt es in meiner Faust und schnellte auf die Beine.
    Kaum Kontakt, drehte ich mich wieder um.
    Jetzt stand sie vor mir.
    Aber sie hatte sich verändert. Ihre Maske, das Erbstück des Totengottes Jama, hatte bisher in der Kleiderfalte gesteckt. Nun hielt sie diesen kork-oder blattähnlichen dünnen Gegenstand vor ihr Gesicht, und hinter der Maske vernahm ich eine furchtbare Stimme. Das war nicht mehr ihre, sie glich einem dumpfen Grollen, vermischt mit einem Röcheln, das tief aus der Brust oder Kehle drang.
    »Jama wird dich ins Jenseits zerren!« versprach sie mir. Dann öffnete ich die Faust, schaute auf mein Kreuz und sprach ein Wort, das sich aus drei Buchstaben zusammensetzte.
    »AUM!«
    ***
    Die heilige Silbe, die dreibuchstabige Einheit, ein mystischer Begriff, das feierlichste Wort Indiens, das nur derjenige sprechen darf, der würdig genug ist.
    Außer mir hatte ich bisher keinen Menschen kennengelernt, der die heilige Silbe aussprechen durfte, aber auf meinem Kreuz hatte sie ihren Platz gefunden. Ich hatte sie schon des öfteren ausgesprochen und traute mir auch diesmal zu, nicht deswegen getötet zu werden. Sie war zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben der mächtigen Götter Agni, Varuna und Marut. Sie deutete damit gleichzeitig die Elemente Feuer, Wasser und Luft an, sie konnte heilen und gleichzeitig brutal zerstören.
    Hier sollte sie zerstören, ich wollte nicht, daß Sira und ihr Totenzauber noch weiter existierten.
    Das Kreuz lag nach dem Ausspruch auf meiner Hand. Ich zitterte nicht einmal, mir war nur kalt. Mir wurde aber auch heiß, als ich die Kraft spürte, die durch meinen Körper rann und von der einiges abfloß, meiner Feindin entgegen.
    Ich hatte sie auch nicht einfach gesprochen, sondern langgezogen in einem Singsang über die Lippen fließen lassen. Das gehörte zum Ritual, anders hätte ich nichts erreicht, und nur so waren auch die Schwingungen zu verstehen, die von mir ausgingen und die Person vor mir erfaßt hatten.
    Was geschah?
    Ich erlebte hinter der Maske die Verwandlung leider nicht mit, dennoch überkam mich die Enttäuschung, weil ich trotz allem zu spät gekommen war.
    Zehn oder fünf Sekunden früher, dann hätte es vielleicht gereicht. So aber war es Sira gelungen, an das Palmblatt mit den aufgezeichneten, meinem persönlichen Schicksal heranzukommen.
    Und das verging. Es begann mit einem puffenden Laut, bevor das Blatt Feuer fing und innerhalb einer Sekunde verkohlt war. Nein, ich konnte und durfte nicht fluchen. Nicht, wo ich die heilige Silbe gesprochen hatte, die dafür sorgte, daß Sira die Herrschaft über die Bibliothek verlor.
    Ihr rechter Arm sank nach unten und damit auch die Maske. Was ich dabei zu sehen bekam, war einfach grauenhaft. Die Maske, sonst ein Schutz, hatte sich ins Gegenteil verwandelt. Auf ihrem Gesicht war die Haut nicht mehr zu sehen.
    Als wäre die Maske innen mit Leim beklebt worden, so hatte sie tatsächlich die Haut vom Gesicht der Frau brutal abgerissen. Eine blutige Masse ohne Augen wuchs aus dem Hals. Eine Zunge, die aus einem lippenlosen Mund schlug, denn sie hingen ebenfalls fest. Und das Feuer griff zu.
    Ob es auch den Astralleib der Sira zerstörte, war mir unbekannt. Jedenfalls schlugen die Flammen von der Hand hoch an ihrem Arm entlang, verbrannte ihn unter knisternden Geräuschen und unter der Abgabe von Qualm, der nach Moder stank.
    Kein Totengott führte sie weg, kein Dämon war noch in der Lage, ihr zu helfen.
    Aus, vorbei…
    Ich schaute zu, wie auch ihre letzten Reste zerflackerten und die Asche zusammensank.
    Sie blieb liegen und vereinigte sich mit der, die einmal mein Schicksalsblatt gewesen war.
    Die Erfahrung hatte ich verpaßt. Aber in meiner Tasche steckte das Palmblatt, auf dem Nadines weiterer Weg vorgezeichnet war. Möglicherweise kamen wir über sie an den Vampir Mallmann heran. Dieser Gedanke ließ den Optimismus in mir hochflammen, so schlecht war dieser Fall für mich nicht ausgegangen.
    Und für Suko?
    Ich mußte hier raus, ich mußte wissen, wo er steckte, sonst war wirklich alles sinnlos.
    Mandra Korab sollte mir helfen. So schnell wie

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