Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
sattsam bekannt, dass Mistress Coffey nichts mehr verabscheute, als als eine der Letzten zu einer Einladung einzutreffen. Sie nutzte die Wartezeit, um den Mädchen noch einige Ratschläge mit auf den Weg zu geben.
„Denkt daran", sagte sie, „dass Lord Sila s Fenwick aus London anwesend sein wird. Man munkelt, dass er auf Brautschau sei. Benehmt euch untadelig, und vielleicht gelingt es einer von euch, einen äußerst wohlhabenden, begehrten Junggesellen für sich zu gewinnen."
„Ambrosia, Bethany, Darcy!" Edwina Cannon stieß einen schrillen Schrei aus, der ihre Freude ausdrücken sollte. „Ihr müsst unbedingt Lord Fenwick kennen lernen." Sie hielt den Arm eines elegant gekleideten, gut aussehenden Herrn mit sandfarbenem Haar und edel geschnittenen Gesichtszügen fest umklammert. „Lord Fenwick, darf ich Ihnen die Lambert-Schwestern vorstellen."
Er nahm die jeweils dargebotene Hand und zog sie an die Lippen. Dabei bedachte er die jungen Frauen mit Blicken, die schon so manches Mädchenherz in Verwirrung gestürzt hatten.
Edwina plapperte unaufhörlich drauflos, wobei sie keine Gelegenheit ausließ, mit ihrem Zuhause zu prahlen und gleichzeitig Lord Fenwick schmachtende Blicke zuzuwerfen.
„Was für ein beeindruckender junger Herr", bemerkte Mistress Coffey an Edwinas Mutter gewandt.
„Ja, er und Edwina sind ein wundervolles Paar", bekräftigte Mistress Cannon und fügte triumphierend hinzu: „Edwinas Schönheit und sein Vermögen ergeben eine perfekte Verbindung. Er hat bereits erwähnt, dass seine zukünftige Frau auf jeden Fall ein Haus in London wird führen müssen."
„Wie kann jemand freiwillig Cornwall gegen London eintauschen?" warf Ambrosia ein, und plötzlich war es vollkommen still im Raum. Ambrosia jedoch war das gleichgültig. Sie langweilte sich und musste die ganze Zeit daran denken, dass ihr Vater womöglich inzwischen zurückgekehrt war und sie seine Ankunft verpasst haben könnte.
Lord Fenwick räusperte sich und versuchte, die plötzlich ge spannte Atmosphäre wieder zu lockern. „Um diese Zeit ist es einfach zauberhaft in Cornwall", versicherte er. „Ich sah ziemlich viele Schiffe im Hafen vor Anker liegen."
„Die Undaunted, das Schiff unseres Vaters, wird täglich erwartet." Ambrosia nippte an ihrem Tee und nahm sich eines der angebotenen kleinen Gebäckstücke.
„Ich habe von Ihrem Vater gehört. Ist nicht Ihr Bruder James ebenfalls an Bord?"
„Ja." Ambrosias Augen leuchteten auf. „Kennen Sie die beiden, Lord Fenwick?"
„Nein, ich bin ihnen leider noch nicht begegnet. Aber ich habe viel von ihnen gehört. Mein Großvater vererbte mir sein Importgeschäft, eines der erfolgreichsten seiner Art in ganz England. Ich lege Wert darauf, so viele Schiffe wie möglich zu kennen und auch die Bekanntschaft ihrer Kapitäne zu ma chen."
„Segeln Sie selber auch?" wollte Ambrosia wissen.
Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Meine Interessen liegen eher auf der geschäftlichen Seite. Aber ich nenne ein wunderbares Schiff mein Eigen. Es heißt Sea Devil, und ich hatte sogar die große Ehre, es dem König für die eine oder andere Kreuzfahrt auf der Themse zur Verfügung zu stellen."
„Was?" Edwina riss die Augen unnatürlich weit auf. „Sie haben wirklich den König unterhalten, Silas?"
„Ja, meine Liebe." Er tätschelte ihre Hand. „Vielleicht ma che ich Sie eines Tages mit ihm bekannt. Er wird Sie genauso charmant finden wie ich."
Edwina kicherte dümmlich, und Ambrosia setzte ihre Tasse etwas zu heftig ab. „Mistress Coffey, ich denke, wir müssen aufbrechen."
„Aber wieso denn? Wir sind doch gerade erst angekommen."
„Großvater macht einen erschöpften Eindruck. Wir sollten ihn besser nach Hause bringen."
Sie neigte sich zu dem alten Herrn hinunter und sagte laut und vernehmlich: „Nicht wahr, Großvater, du möchtest doch gern nach Hause, oder?"
„In der Tat. Hab genug Tee getrunken und auch die köstlichen Süßigkeiten genossen." Er gähnte unverhohlen. „Vielleicht mache ich vor dem Dinner noch ein kleines Nickerchen."
Edwina folgte der Lambert-Gesellschaft auf dem Fuß, wobei sie Lord Fenwick energisch mit sich zog. „Aber ich habe euch doch noch gar nicht erzählt, wie Silas und ich uns kennen gelernt haben." Mit einem hingebungsvollen Augenaufschlag sah Edwina ihm in die Augen.
Er wirkt vollkommen gelangweilt, erkannte Ambrosia. Wie dringend muss es ihn nach einer Ehefrau verlangen, wenn er seine Zeit mit dieser albernen Edwina vergeudet. Laut
Weitere Kostenlose Bücher