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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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davor zu entflammen, und alles und jeder konnte den Zündstoff dafür liefern.
    Zoe warf ihr blondes Haar zurück und hakte sich bei Will unter. Ohne sie anzusehen legte er ihr seine warme Hand auf den Oberarm. Im Gleichschritt liefen sie die ruhige Straße entlang. Die meisten Läden hatten wegen des Wirbelsturms noch geschlossen, doch in einigen wenigen – wie im Haushaltswarengeschäft – ging es dafür zu wie in einem Bienenstock.
    »Das Frühstück war übrigens super«, brach Will schließlich das Schweigen. »Danke.«
    »Gern geschehen.«
    Sie liefen noch ein Stück weiter. Die Stadt hatte das Geschäftsviertel erst vor Kurzem grundsaniert und im Zuge dessen die Gehwege mit roten Steinen pflastern lassen. Vereinzelt lagen noch ein paar Äste auf den Straßen herum, doch im Großen und Ganzen schienen die Aufräumarbeiten gut voranzugehen.
    Vor einem Antiquitätengeschäft blieb Will abrupt stehen und sein Arm rutschte von Zoes Schulter. Etwas im Schaufenster hatte seine Aufmerksamkeit erregt.
    »Was hast du denn?«, fragte Zoe.
    Wills Blick verweilte auf einer antik aussehenden Flöte. Einer Flöte, die ihm höchst bekannt vorkam. Allerdings hatte er wenig Lust, Zoe zu erklären, was es damit auf sich hatte. Zumal er selbst nicht so recht wusste, was er davon halten sollte. Also schüttelte er lediglich den Kopf und sagte: »Ach nichts.«
    »Gar nichts? Meinst du nichts, so wie – nichts? Oder nichts, so wie – dramatische Pause – ein unheimlich bedeutungsschweres Nichts?«
    Will zwinkerte ihr zu. »Nichts im Sinne von: Das ist eine coole Flöte. Aber der Laden hat sowieso zu, also ist es auch egal.«
    »Wie du willst, du alter Geheimniskrämer.« Sie zeigte auf ein Schild mit der Aufschrift »Aushilfe gesucht«, das direkt nebenan im Fenster des Bella’s, einem altmodischen Diner, hing. »Das Schicksal hat mich hierhergeführt«, verkündete sie theatralisch.
    Will war nicht überzeugt. »Wieso willst du denn im Bella’s jobben? In der Villa ist das Trinkgeld doch viel besser. Oder in diesem neuen Laden, dem Paz. «
    Zoe studierte die Speisekarte, die ziemlich nach Kantinenessen klang. In den Fenstern hingen überall handgeschriebene Zettel, auf denen die Tagesangebote standen – 2,99 Dollar für Toast, Eier, Speck und Kaffee. Ein Eis gratis zu jedem Kindermenü. Frühstück rund um die Uhr. Das Diner lag neben einem abgewirtschafteten Spirituosengeschäft am heruntergekommeneren Ende einer eigentlich recht netten Straße. Diese Ecke war der einzige Schandfleck des ansonsten makellosen Viertels. Und das Bella’s war das einzige Lokal, in dem ein Essen für die Einheimischen noch erschwinglich war. Der Großteil der Sommergäste hatte noch nie einen Fuß hineingesetzt.
    »Reiche Leute geben erfahrungsgemäß furchtbar wenig Trinkgeld«, antwortete Zoe. »Und, wie sehe ich aus?« Sie zupfte das hellblaue, rückenfreie Top zurecht, das sie zu weißen Shorts trug. »Meinst du, ich sollte lieber nach Hause gehen und mich umziehen?«
    »Du siehst super aus. Außerdem erwartet doch wohl keiner, dass du hier mit Bluse und Stöckelschuhen anmarschierst, nur um dich für einen Kellnerjob zu bewerben.«
    »Sprach der Sohn des Gemüsebauern.« Zoe fuhr sich mit den Fingern durch ihre dichte, blonde Mähne und trug etwas Lippenbalsam auf. Sie warf kurz einen prüfenden Blick auf ihr Spiegelbild im Fenster und atmete tief durch. »Wünsch mir Glück«, sagte sie zu Will.
    Will sah sie einen Moment lang an. »Warum willst du das überhaupt machen? Du hast doch genug Geld.«
    Zoe machte ein nachdenkliches Gesicht, als wollte sie dazu etwas Tiefgründiges sagen, doch dann schien sie es sich anders zu überlegen und entgegnete nur grinsend: »Na, was soll ich denn sonst den lieben langen Tag machen? Vielleicht am Strand abhängen und mich in der Sonne aalen?«
    Will zuckte bloß mit den Schultern. »Machen die meisten anderen Mädchen doch auch.«
    Zoe stemmte entrüstet eine Hand in die Hüfte. »Ich bin aber nicht wie die meisten anderen Mädchen«, erwiderte sie.
    Will knuffte sie freundschaftlich in die Seite. »Stimmt«, sagte er. »Das ist mir auch schon aufgefallen.«
     
    Die Motorsäge kreischte laut auf, als Mr Archer sie in den gewaltigen Stamm des umgefallenen Baumes trieb. Will durchquerte Zoes Garten und näherte sich seinem eigenen Zuhause vom hinteren Ende des Grundstücks. Dabei bekam er einen guten Eindruck vom Zustand des Gewächshauses. Ganz so schlimm, wie er befürchtet hatte, war es

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