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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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Begleiter, der Will hinter jeder Ecke auflauern konnte. Genau wie es nun die Gedanken an das Mädchen taten.
    Er schob seine schwere schwarze Honda-Maschine auf die Straße. Sein Ziel war der Strand.
    Vielleicht würde er ja dort etwas finden. Ein Zeichen. Irgendeinen Hinweis.
    Etwas, das ihm sagen würde: Sie war hier.
    Will setzte seinen Helm auf und erweckte das Motorrad mit einem Kickstart zum Leben.
    Er brauste die Einfahrt entlang und fuhr dann weiter auf der von heruntergefallenen Baumteilen gesäumten Straße. Auf einer Seite stand ein orangefarbenes Räumfahrzeug und einige Männer mit Schutzhelmen warfen die Äste und Zweige in einen mitgebrachten Holzschredder. Will winkte ihnen im Vorbeifahren zu und gab Gas.
    Er brauste an den Sonnenblumenfeldern seiner Familie vorbei – die bei den Touristen besonders gut ankamen und erstaunlicherweise vom Sturm verschont worden waren – sowie an zwei Treibhäusern, in denen Biotomaten und Biobasilikum gezüchtet wurden. Seit mehr als dreihundert Jahren besaßen die Archers Land in Shelter Bay. Sie hatten bereits zu einer Zeit hier gelebt, als es nur Bauern, Fischer und Priester im Ort gegeben hatte. In Shelter Bay waren sogar Straßen nach ihren Vorfahren benannt – Archer Road, Old Archer Lane. Im Laufe der Jahre hatte die Familie mehrere Landparzellen verkauft. Die Käufer hatten darauf dann riesige Villen errichtet, die außen mit mittelalterlich anmutenden Mauertürmchen und Schindeldächern protzten, innen mit großzügigen Räumlichkeiten, Gewölbedecken und hochmoderner Ausstattung. Viele der Besitzer rühmten sich der »umweltbewussten« und »energieeffizienten« Bauweise ihrer Häuser. Will fand das absolut lächerlich, denn schließlich konnte von Umweltbewusstsein keine Rede sein, solange man eine 830-Quadratmeter-Villa besaß und sie lediglich zwei Monate im Jahr bewohnte. Während er die ruhige Seitenstraße entlangfuhr, erspähte Will hinter den hohen Buchsbaumhecken weite smaragdgrüne Rasenflächen, die mit den obligatorischen Hortensienbüschen und Heckenrosen gärtnerisch gestaltet waren. Er musste an die Unmengen von Düngemittel denken, die hier großzügig verteilt wurden, sowie an all das Wasser, das benötigt wurde, um selbst im August alles grün und saftig zu erhalten, an all die Pestizide und Schädlingsbekämpfungsmittel. Leute, die hier wohnten, verstanden unter »umweltbewusst«, dass sie in Elektroautos zum nächsten Gemüsestand fuhren, um dort einzukaufen, und danach gleich wieder nach Hause zu fahren und sich an ihren gechlorten Swimmingpool zu setzen, anstatt an den nur zwei Straßen weiter entfernten Strand.
    Und der Gemüsestand, an dem sie alle ihr Essen kauften? Der gehörte Wills Vater.
    Entgegen der Familientradition war Wills Vater kein Landwirt. Natürlich gab es nach wie vor welche hier draußen. Ein Nachbar, der ein Stück weiter unten in der Straße wohnte, hatte sogar das Cornell-Institut für Agrarwirtschaft besucht. Bertrand Archer hingegen interessierte sich nicht für Landwirtschaft im eigentlichen Sinne. Nun gut, er besaß Land und bezahlte Arbeiter, die darauf für ihn Gemüse und Blumen anbauten und ernteten. Allerdings war Bert irgendwann darauf gekommen, dass mit herkömmlicher Landwirtschaft kein Geld zu machen war. Mit einem Ladenverkauf hingegen sehr wohl, zumindest mit dem Verkauf von – wie Will es gerne nannte – Fashiongemüse. Den Menschen in den Hamptons war es schlichtweg egal, welchen Preis Bert für ein Pfund Tomaten verlangte. Dasselbe galt für die handgemachten Pommes, die am Verkaufsstand angeboten wurden. Auf der Suche nach einem passenden Mitbringsel kauften die Touristen handgesiedete Lavendelseife oder Blumensträuße, ohne großartig darüber nachzudenken, wie viel Geld sie dafür ausgaben.
    Ebenso wenig zählten sie das Wechselgeld nach, wenn sie mit einem Hundert-Dollar-Schein bezahlt hatten. Ihre Kreditkartenbelege unterschrieben sie, ohne auch nur einen Blick darauf geworfen zu haben. Und wenn Bertrand Archers Gemüsestand auch der teuerste in der Gegend war, nun ja, dann konnte das wohl nur daran liegen, dass die Qualität seiner Produkte schlichtweg die beste war.
    Dies war also die Art Landwirtschaft, die Wills Vater betrieb. Er besaß genügend Gewächshäuser, um seinen Verkaufsstand mit einem reichen Angebot traditioneller Gemüsesorten zu versorgen, ganz abgesehen von den Unmengen an geerntetem Mais, die er zusätzlich auf einem Tisch am Straßenrand auftürmte. Er stellte ein

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