Sirup: Roman (German Edition)
bedeutungsschwer.
»Ja, das wird unseren Kunden gefallen«, sagt die Kreditabteilung. »Das kommt rüber: jung, hip… eben Babe-A-Licious. Paßt genau zu unserer Zielgruppe.«
Wieder ein Marketingbegriff, und diesmal erntet die Kreditabteilung eine Welle der Zustimmung. Ich muß an einen meiner liebsten Alpträume denken, in dem die ganze Welt dem Wahnsinn verfällt.
»Dann sind wir uns also einig«, sagt die Revision und platzt fast vor Stolz wegen der Produktivität des Komitees.
»Nein, ganz und gar nicht «, sage ich.
Die Revision legt die Stirn in Falten. »Und – könnten Sie uns vielleicht erklären, Mr. Scat«, sagt sie, »was Sie an diesem Vorschlag auszusetzen haben.«
Ich will gerade sagen, daß ich den Namen komplett idiotisch finde, doch dann fällt mir wieder ein, daß ich mich bereits in diesem Sinne geäußert habe. Auch das Argument, daß der Name billig und abgeschmackt klingt, hat 6 – wenigstens indirekt – schon vorgetragen.
»Also?«
»Der Name wird die Leute mehr beschäftigen als der Film selbst«, werfe ich verzweifelt in die Debatte. »Unsere Zielgruppe wird darüber den Film vergessen.«
Dieses Argument löst betroffenes Nachdenken aus. Doch nur kurz. Dann sagt die Buchhaltung: »Falls Sie glauben, daß dieser Name die Identifikation mit dem Film erschwert, Mr. Scat, muß ich Ihnen wiedersprechen. Ja, ich halte Babe-A-Licious sogar für ein zusätzliches Identifikations angebot.«
Ich kann mir alle weiteren Einwände sparen, denn das Komitee ist von dem Marketingkauderwelsch der Buchhaltung total hingerissen. »Also sind wir uns einig«, sagt die Revision und zeigt sich abermals von der Produktivität des Gremiums tief beeindruckt. »Dann heißt die junge Dame also ab jetzt Babe-A-Licious.«
schadensabschätzung
»Oh, Mann«, sage ich. »O Mann o Mann.«
6 sieht mich über ihren Schreibtisch hinweg an. Oder genaugenommen über unseren Schreibtisch – nur daß 6 merkwürdigerweise mal wieder auf der richtigen Seite sitzt. »Das kann ja noch heiter werden.«
»Tja«, sage ich und lasse mich von einer sarkastischen Anwandlung mitreißen. »Meinst du wirklich? Weißt du, ich glaub, wir haben ’ne glänzende Zukunft vor uns. Schließlich haben wir in unserem Film jetzt nicht nur Tom Cruise und Winona Ryder, sondern auch noch Babe-A-Licious , aber…«
»Scat, halt die Klappe«, sagt 6 müde.
»Na gut«, sage ich leicht angenervt. »Dann bleib ich am besten hier sitzen, bis du die rettende Eingebung hast. Okay? Schließlich weiß ja inzwischen so gut wie jeder, daß du dich vor lauter tollen Ideen kaum retten kannst.«
6 sieht mich völlig ungerührt an. »Scat, mach dich doch nicht lächerlich.«
»Nein«, sag ich plötzlich. »Ich laß mir von diesen Karikaturen doch nicht vorschreiben, was ich tun soll. Was können die uns denn schon anhaben?«
»Dich rausschmeißen.«
»Arschlöcher.«
»Kann sein«, sagt 6. »Trotzdem müssen wir den Wünschen dieser Arschlöcher Folge leisten. Deshalb brauchen wir eine Lösung, die sowohl sie als auch uns zufriedenstellt.«
»Die versauen uns noch den ganzen Film«, sage ich wütend. »Wie sollen wir da mit ihnen zusammenarbeiten?«
»Scat, du darfst das alles nicht so persönlich nehmen«, sagt 6 und legt die Stirn in Falten. »Das geht nur zu Lasten deines Engagements.«
»Nein, diese Leute machen alles kaputt!« schreie ich aufgebracht. Ich stehe auf und laufe vor dem Schreibtisch auf und ab. »Können wir sie nicht einfach links liegenlassen?«
»Und uns direkt an Sneaky Pete wenden?« sagt 6 und hebt eine Augenbraue.
»Dann müssen wir halt auch Sneaky Pete ignorieren.«
»Und uns direkt an Jamieson wenden? Versuch’s doch mal.«
»Gut«, sage ich. »Wird gemacht. Ich sag Jamieson, daß das blöde Komitee mich in meiner Arbeit behindert.«
»Prima.« 6 nimmt das Telefon und gibt eine hausinterne Nummer ein. »Sprich mit ihm.« Sie hält mir den Hörer hin.
Ich starre sie an. Sie starrt mich an. »In Ordnung«, sage ich und nehm den Hörer. »Also gut.«
»Jamieson.«
»Mr. Jamieson. Hier spricht Scat. Wie geht es Ihnen?«
Er klingt zerstreut. »Großartig, Scat. Was gibt’s?«
»Schauen Sie«, sage ich. »Wir haben ein kleines Problem. Ich hoffe, Sie können uns da raushelfen.«
Schweigen am anderen Ende. »Und was für ein Problem?«
»Sie haben uns doch engagiert, um diesen Film zu optimieren, richtig? Also, wir bemühen uns darum. Doch man wirft uns Knüppel zwischen die Beine.«
»Wer?«
»Na ja, es
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