Sirup: Roman (German Edition)
die für die Nachbearbeitung zuständig ist, und erklärst denen, was Sache ist.«
»Mmm«, sag ich und denke an Winona Ryder. »Die Darsteller…«
»Und dazu gehört auch«, sagt 6 gereizt, »daß du Cindy das mit ihrem neuen Namen verklickerst.«
»Soso«, sage ich.
am dreh
Ich bin überrascht, wie klein alles ist. Jedenfalls handelt es sich nicht um das berühmte Studiogelände. Nein, die Herren von Universal haben vielmehr irgendwo auf halbem Weg nach Nevada einen alten verstaubten Flugplatz gekauft und einfach als Studio deklariert. Fällt mir echt schwer, mir vorzustellen, daß so ein toller Film wie Backlash hier draußen entstanden sein soll.
Am Eingang steht ein einsamer Uniformierter, auf dessen Schultern die gigantische Verantwortung ruht, einen riesigen Sandplatz zu bewachen. Der Mann winkt uns gleich durch, als wir ihm sagen, wer wir sind. »Studio eins«, sagt er. Kann mir kaum vorstellen, daß es hier noch ein zweites Studio gibt.
Das Studio selbst ist ein alter Flugzeughangar. Wir suchen ein bißchen nach dem Eingang und gehen dann hinein. Erst jetzt kapier ich, daß hier wirklich ein Film gedreht wird. Außer rund sechzig Leuten befinden sich in der Halle nämlich noch mindestens zwanzig Tonnen Ausrüstung, und Gwyneth Paltrow kommt geradewegs auf mich zu.
»Entschuldigung«, sagt sie und versucht die Tür aufzumachen, durch die 6 und ich gerade hereingekommen sind. Doch die Tür steckt anscheinend im Sand fest, und Gwyneth flucht: » Verdammt noch mal.«
»Wo ist denn Gwyneth mit ihrem Haar hin?« fragt ein kleiner Mann laut in die Runde. Die Stimme klingt ganz wie Kline. Er sitzt in einer riesigen mechanischen Apparatur, die an eine Boden-Luft-Rakete erinnert, wobei es sich in Wahrheit wohl um eine große Kamera handelt.
»Ich schnapp nur ein bißchen Luft «, schreit Gwyneth.
»Luft?« schreit Kline zurück. »Als ob es hier in der verdammten Bude nicht genug Luft gibt.«
»Mr. Kline«, sagt 6. Er stutzt und schaut sie an. Gwyneth ergreift die Gelegenheit und schlüpft schnell ins Freie.
»Verdammt«, schreit Kline. »Irgendwer soll rausgehen und Gwyneth holen.«
»Mr. Kline, mein Name ist 6«, sagt sie und geht auf ihn zu. »Das hier ist Scat. Wir sind von Coke.«
Kline starrt sie kurz an und seufzt dann vernehmlich. Scheint so, als ob er seinen Leute zeigen will, daß ihm die ständige Einmischung irgendwelcher Coke-Anzüge oder in diesem Fall eines hocheleganten Kostüms mächtig auf den Keks geht. Offenbar ist er felsenfest davon überzeugt, daß solche Leute einen guten Film selbst dann nicht erkennen, wenn man ihnen den Streifen in 70 mm auf den Hintern projiziert. »Ich hab’s eilig. Kann das nicht warten?«
»Selbstverständlich«, sagt 6 zu meiner gelinden Überraschung. »Lassen Sie sich durch mich nicht stören, Mr. Kline. Sollten Sie mal ’ne freie Minute haben, wär ich Ihnen für ein kurzes Gespräch dankbar.«
Kline ist offenbar genauso überrascht wie ich. Seine Augen werden immer größer, und er hält augenblicklich die Klappe. Ja, er scheint fast ein bißchen enttäuscht darüber, daß er nicht öffentlich mit den Geldgebern des Projektes herumstreiten kann. »Na gut«, sagt Kline. »Ich laß es Sie wissen.« Dann wendet er sich wieder seiner Boden-Luft-Rakete und einer kleinen Brünetten zu, die eifrig irgendwelche Einträge macht.
»Und jetzt?« frag ich und sehe mich um, ob ich Winona irgendwo entdecke. »Sollen wir vielleicht den ganzen Tag auf den Kerl warten und Däumchen drehen?«
»Auf den brauch ich nicht lange zu warten«, sagt 6 und sieht sich ebenfalls in dem Hangar um – auch wenn sie vermutlich nicht nach Winona Ausschau hält. »Wenn er sieht, daß ich mit seinen wichtigsten Mitarbeitern rede, will er sicher wissen, was ich hier mache, und dann kommt er von ganz allein.«
»Ach so.« Mittlerweile habe ich mich an 6s Gerissenheit in geschäftlichen Dingen schon fast gewöhnt. »Dann bleibt uns ja noch ’n bißchen Zeit«, sage ich und überlege, ob ich nicht mal schnell nach draußen gehen und zufällig mit Gwyneth zusammenstoßen soll.
»Du hast doch noch einen Anruf zu machen«, sagt 6. »Schon vergessen?«
»Ach so, ja«, sage ich enttäuscht. »Cindy.« Ich kram mein Handy hervor. Dann fällt mir plötzlich was besonders Schlaues ein. »Ich geh mal kurz nach draußen. Da ist der Empfang besser.«
6 sieht mich an.
»Ja, der Empfang«, sage ich leicht verunsichert.
»Egal«, sagt 6 und pirscht sich an die erste Regieassistentin
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