Sirup: Roman (German Edition)
gibt da dies Komitee…«
»Ja, ich weiß. Und wo liegt das Problem?«
»Diese Leute machen nur Schwierigkeiten«, sage ich. »Wir brauchen für alles ihre Erlaubnis. Und es ist schwierig…, mit ihnen umzugehen.« Ich sehe 6 an, die mich ausdruckslos anblickt.
»Scat, lassen Sie mich eines klarstellen«, sagt Jamieson. »Sie arbeiten jetzt seit zwei Tagen für unser Unternehmen. Und Sie sind an dem bedeutendsten Projekt beteiligt, das wir in unserer bisherigen Geschichte auf den Weg gebracht haben. Da können Sie doch nicht von mir erwarten, daß ich Sie völlig nach Ihrem Gutdünken schalten und walten lasse.«
Ich schlucke. »Natürlich nicht. Aber wenn ich etwas Gutes zustande bringen soll…«
»Schauen Sie, Scat, ich bin etwas in Eile. Gibt es einen Grund, weshalb Sie diese Frage nicht mit Sneaky Pete besprechen?«
»Na ja«, sage ich. »Er ist…« Ich suche nach einer Erklärung, die mich nicht meinen Job kostet. »Er ist schwer zu erreichen.«
»Er ist Ihr Vorgesetzter, Scat. Sprechen Sie mit ihm. Schließlich gibt es in unserem Unternehmen nicht ganz zufällig verschiedene Zuständigkeitsbereiche.«
»Ich…«
»Danke für den Anruf, Scat«, sagt Jamieson und legt auf.
Ich starre konsterniert auf den Hörer.
»Na«, sagt 6. »Und – fühlst du dich jetzt besser?«
»Ich hätte ihm sagen sollen, was mit Sneaky Pete los ist«, sage ich. »Ja, ich hätte ihm sagen sollen, daß Sneaky Pete den Film kaputtmacht, nur um uns in die Pfanne zu hauen.«
»Das ist ein ernster Vorwurf«, sagt 6 und blättert in ihrem Terminkalender. »Kannst du das beweisen?«
»Hmmm«, sag ich.
»Du kannst ja auch drohen auszusteigen«, sagt 6. »Willst du das? Bloß weil plötzlich ein paar Probleme auftauchen? Aus dem größten Marketingprojekt aller Zeiten?«
Sie wartet auf meine Antwort.
»Nein«, sage ich.
subliminale verkaufsbotschaften
»Jetzt müssen wir uns dieses Komitee sehr sorgfältig vornehmen«, sagt 6. »Es war falsch, ihnen gegenüber so massiv aufzutreten. Wir müssen diese Leute so impfen, daß sie uns genau das vorschlagen, was wir ohnehin wollen. Deshalb müssen wir sie bei der Hand nehmen, ohne daß sie es überhaupt merken.«
»Hmm«, sag ich. »Hübsche Theorie.«
»Das ist nicht nur Theorie«, sagt 6. »Ich geb dir ein Beispiel.«
»Schau mal, 6«, sage ich ungeduldig. »Ich weiß, daß du irrsinnig gut verhandeln kannst und solche Sachen. Aber wir haben es hier mit einem Haufen totaler Schwachköpfe zu tun, denen zu jedem Problem immer nur die idiotischste Lösung einfällt.«
»Hmm«, sagt 6 nachdenklich. »Da ist was dran.«
Ich sehe sie an. »Toll, danke.«
»Das heißt also«, sagt 6 und legt die Stirn in Falten, »du glaubst, daß sich hinter ihrem Wahnsinn eine gewisse Methode verbirgt?«
»Genau. Offenbar meinen sie, daß sie was von Marketing verstehen.«
»Ach so. Wenn man ihnen etwas vorschlägt, was sich mit ihren verdrehten Vorstellungen von Marketing deckt, dann ziehen sie also mit?«
»Hmm«, sag ich. »Könnte sein.«
»Wirklich eine gute Idee«, meint 6 zustimmend. »Dann müssen wir ihnen also unsere Vorschläge so verkaufen, daß sie sich in ihren hirnrissigen Fehleinschätzungen bestätigt fühlen. Kluger Junge.«
»Hmm, danke«, sage ich. »Also, genaugenommen wollte ich sagen…« Ich gerate aus dem Konzept, als mir auffällt, daß 6 mich ungläubig anstarrt.
»Das war nur eine kleine Demonstration , du Schwachkopf. Genau so suggeriert man nämlich anderen, was sie denken sollen.«
regieanweisungen
Es ist schon nach acht, doch keiner von uns beiden macht den Vorschlag, nach Hause zu gehen. 6 frißt sich gerade durch einen Haufen Akten, und ich spreche am Telefon mit dem Regisseur von Backlash und versuche ihm was über meine Vorstellungen von Identifikationsangeboten zu verklickern.
»Ja, schon gut, das hab ich alles schon gehört«, sagt der Regisseur. Ich glaube, er heißt Kline. Er legt mir gegenüber einen so unverschämten Ton an den Tag, als ob er es mit einem Volldeppen zu tun hätte, der nicht ganz schnallt, was Sache ist. »Sie glauben wohl, Sie haben ’ne Menge tolle Ideen.«
»Hey, ich hab nichts darüber gesagt, wie Sie Ihren Job machen sollen«, sage ich. »Schließlich führen Sie nach wie vor Regie.«
»Da haben Sie verdammt recht«, sagt Kline.
»Ich hab nur ein paar Ideen. Aber ich weiß nicht, wie man die filmisch umsetzt. Das wissen Sie natürlich am besten.« Ich beiß mir auf die Zunge und hoffe, daß sein Ego jetzt besänftigt
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