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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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ist.
    »Sie können mich mal«, sagt Kline – also offenbar doch nicht. »Merken Sie eigentlich nicht, daß Sie bloß nerven? Ich hab hier zu arbeiten.«
    »Tut mir leid, aber Sie werden kaum eine andere Wahl haben, als mit mir zu sprechen, Sie blöder Scheißer«, sage ich, noch bevor er auflegen kann. Und es funktioniert tatsächlich. Er atmet schwer. Auf der anderen Seite des Schreibtischs wird 6 jetzt aufmerksam. »Kann sein, daß ich mich nicht deutlich ausgedrückt habe, aber ich sitze hier am Geldhahn. Entweder wir arbeiten bei diesen Änderungen zusammen, oder aber Sie verpissen sich.«
    Es folgt eine längere Pause. Dann brüllt Kline vor Lachen. Ich lächle 6 ermutigend zu, um ihr zu signalisieren, daß Kline und ich gerade den üblichen Macho-Hahnenkampf ausfechten und uns schon beinahe durch einen gesunden männlichen Respekt miteinander verbunden fühlen. Auf 6s Stirn erscheinen skeptische Falten.
    »Sie müssen ja ein ganz dummer Arsch sein«, sagt Kline, und ich kriege einen Heidenschreck. »Sie haben hier nur einen Haufen Scheiße zu sagen. Jetzt gehen Sie schon aus der Leitung. Ich will mit Mr. Pete sprechen.«
    »Er ist für die Sache nicht mehr…«
    Kline schnauft wütend. »Glauben Sie doch, was Sie wollen«, sagt er, und die Leitung ist tot.
    scat wird zickig

    »So, jetzt reicht’s «, sage ich und knall den Hörer auf. »Ich red noch mal mit Jamieson.«
    »Setz dich hin «, sagt 6.
    »Ich sag ihm, er soll Sneaky Pete veranlassen, Kline zu sagen, daß wir hier das Sagen haben«, koche ich. »Wir können schließlich hier nicht einfach rumsitzen und darauf warten, daß er Kline anruft.«
    »Und was passiert dann, sobald wir zur Tür raus sind?« fragt 6. »Er ruft einfach noch mal bei Kline an. Willst du ihn vielleicht vierundzwanzig Stunden am Tag beobachten?«
    »Ich kann es einfach nicht fassen«, sage ich. »Er kann uns doch nicht solche Knüppel zwischen die Beine werfen.«
    »Natürlich kann er das«, sagt 6 gereizt.
    »Wenn Jamieson wüßte, was der Scheißtyp anstellt…«
    »Scat, du fängst wirklich allmählich an, mich zu langweilen«, sagt 6. »Entweder du rennst rum und beschwerst dich darüber, daß die Regeln nicht fair sind, oder du wirst langsam erwachsen und lernst es, das Spiel mitzuspielen. Was willst du also?«
    »Na ja«, sage ich schmollend. »Also gut, wenn du es so willst.«
    eine kleine schlägerei

    Wir arbeiten bis zehn, dann sinkt mein Kopf plötzlich auf die Schreibtischplatte. Ich rapple mich wieder auf und sehe, daß 6 mich beäugt. »Oh«, sage ich. »Müde. Nur ’n bißchen müde.«
    »Genug für heute«, sagt 6. »Komm, gehen wir.«
    »Wie du meinst«, sage ich matt.
    Bei Synergie angekommen, putz ich mir noch schnell die Zähne und fall dann stehenden Fußes ins Bett. Als 6 mit ihrer Abendtoilette fertig ist, bin ich schon in voller Montur eingepennt. Plötzlich merke ich von ferne, daß sie sich an meinen Füßen zu schaffen macht. »Wa«, sage ich und trete den Beweis an, daß meine Eloquenz sich nicht auf die frühen Morgenstunden beschränkt. Schließlich raff ich, daß sie mir die Schuhe auszieht, und beschließe, schleunigst wieder einzunicken.
    »Los, dreh dich um«, sagt 6 aus weiter, weiter Ferne.
    Wieder entringt sich meiner Kehle jenes legendäre »Wa«, und ich schaffe es irgendwie, mich umzudrehen. Mein Gesicht ist jetzt in einem von 6s Kissen begraben, und sofort falle ich wieder in seligen Schlummer. Dabei gerate ich in einen Traum, in dem ich mit 6 um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht boxe. Wie nicht anders zu erwarten, verprügelt sie mich nach Strich und Faden. Ich versuch noch, ihr einen rechten Haken zu verpassen, doch sie taucht blitzschnell ab, und dann prasseln ihre Schläge auf mich nieder. Dabei bleckt mich ihr weißer Mundschutz höhnisch an. In der vierten Runde häng ich voll in den Seilen, und an 6 sind noch nicht mal Schweißspuren zu erkennen. Als ich morgens aufwache, hab ich nur noch meine Boxershorts am Leib.
    künstler

    »Dann meinst du also«, sage ich und beiße kräftig in meinen Toast, »daß wir noch mitmischen?«
    »Klar«, sagt 6 und bekundet durch ihren Gesichtsausdruck, was sie von meinen Tischmanieren hält.
    Ich schlucke. »Und was machen wir heute?«
    »Wir werden uns mal am Set umsehen«, sagt 6 und nippt an ihrem Kaffee. »Ich würde mich gern mal mit Kline und den Regieassistenten unterhalten. Und du kümmerst dich um die Darsteller. Wenn du das erledigt hast, setzt du dich mit der Firma in Verbindung,

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