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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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in Schwierigkeiten.«
    Er zwinkerte ihr zu und zog sie dann fest an sich. Sie versank in seinem überwältigenden Duft nach Salz, Honig, Kiefernholz und einem schwachen Hauch Whisky und hatte das
Gefühl, in einem Wald kurz nach einem Gewitterregen zu stehen. Ihr Körper spannte sich in Erwartung eines Kusses an, doch stattdessen wisperte er ihr mit rauer Stimme ins Ohr: »Ich geb dir mein Wort.«

    Der Hafen lag genauso verlassen da wie in der Nacht, als Cordelia verschwand. Der Gedanke ließ Maddie frösteln. Umso überraschter war sie, als sie Reed in dem Moment, in dem sie an Misery Island vorbeifuhren, plötzlich bat, kurz dort anzulegen. Wahrscheinlich machte die Flasche Bier, die Reed ihr beim Ablegen gereicht und die sie mittlerweile ausgetrunken hatte, sie mutiger, als sie es normalerweise war. Seit der Halloween-Nacht hatte sie keinen Fuß mehr auf die Insel gesetzt, und obwohl sie sich vor den Bildern und Erinnerungen fürchtete, mit denen sie dort konfrontiert werden könnte, überwog ihr Bedürfnis, der Wahrheit vielleicht ein Stückchen näher zu kommen.
    Eine Flut an Emotionen stürmte auf sie ein, als sie vom Boot ans Ufer der Insel sprang. Reeds altersschwache Taschenlampe in der zitternden Hand, passierte sie die Sandbank und steuerte an den Dünen vorbei auf das Wäldchen in der Inselmitte zu.
    Â»Okay, junge Lady.« Reed klatschte in die Hände und blickte sich fragend um. »Und was hast du jetzt mit mir vor, nachdem du mich hier mitten ins Niemandsland gelockt hast?«, fragte er mit schelmischem Grinsen.
    Maddie leuchtete ihn mit der Taschenlampe an. »Ich will mich hier nur ein bisschen umschauen.«
    Er zog misstrauisch die Brauen zusammen. »Und wonach genau schauen wir uns um?«
    Â»Das weiß ich noch nicht wirklich«, sagte Maddie wahrheitsgemäß.
»Aber ich gebe dir Bescheid, wenn wir es gefunden haben.«
    Dankbar für das zusätzliche Licht, das der Vollmond ihnen spendete, schubste sie ihn auf den Pfad zu, der durch hohes Farnkraut zur Mitte der Insel führte, und ging hinter ihm her, bis sie schließlich nach einem kurzen Fußmarsch vor der heiligen Birke standen. Doch anstatt von schmerzenden Erinnerungsfetzen überrollt zu werden, wie sie es eigentlich erwartet hatte, hörte sie nur das Rauschen der Brandung und Reeds Atem. Nichts deutete mehr auf jene Nacht an Halloween hin, als hätten der raue Küstenwind und die Gezeiten alle Beweise fortgewischt.
    Â»Als ich so alt war wie du, haben wir hier oft Partys gefeiert«, erinnerte sich Reed lachend. »Scheint immer noch ein begehrter Treffpunkt zu sein.« Er zeigte auf ein paar Bierdosen und Flaschen.
    Maddie legte eine Hand auf den Baum, der sie bis heute in ihren Träumen verfolgte, und fuhr mit den Fingern den schlanken Stamm der Birke entlang. Es tut mir so leid, dass ich dich hier zurückgelassen habe, dachte sie.
    Plötzlich fegte ein heftiger Wind über die Insel und wirbelte Sand vom Boden auf.
    Â»Da ist ein Sturm im Anmarsch«, stellte Reed mit Blick an den Himmel fest. »Also wenn du nicht die ganze Nacht hier festsitzen willst, sollten wir schleunigst zum Boot zurückkehren.«
    Widerstrebend blickte Maddie sich ein letztes Mal um und versuchte, ihre Erinnerung zurückzuzwingen, aber die Insel weigerte sich, ihr Geheimnis preiszugeben. Traurig trottete sie neben Reed zur kleinen Anlegestelle zurück. Als sie über eine Wurzel stolperte, fing er sie rasch auf und legte fürsorglich einen Arm um sie, und die Wärme seines Körpers umhüllte sie wie eine schützende Decke und vertrieb ihre Ängste.
Obwohl sie wusste, dass ihre Mutter ihr am nächsten Tag die Hölle heißmachen würde, wollte sie auf keinen Fall jetzt schon nach Hause zurück.
    Ein paar Stunden später schauten sie von Reeds Boot aus dem Sonnenaufgang zu. Der Sturm war draußen auf dem Meer geblieben und so hatten sie den Rest der Nacht im Hafen auf seinem Boot verbringen und sich stundenlang unterhalten können. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Seine Augen hatten dasselbe Blau wie das ins frühe Morgenlicht getauchte Wasser, und trotz der rotblonden Bartstoppeln über seiner Oberlippe und auf seinen Wangen sah er einfach wunderschön aus. Obwohl er mehrere spielerische Annäherungsversuche gewagt hatte, war sie ein bisschen enttäuscht, dass die ganze Nacht über nichts zwischen ihnen passiert

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