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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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»Mami, ich hab Hunger.«
    Sie drehte sich verwundert zu ihrer Großmutter um und versuchte herauszufinden, ob sie bloß scherzte oder sie tatsächlich für ihre Mutter hielt.
    Â»Grams«, sagte sie streng, in der Hoffnung, sie vielleicht so aus ihrem Dämmerzustand zu reißen. Als Tess sie jedoch weiterhin mit leerem, verständnislosem Blick ansah, machte sie sich in Gedanken eine Notiz, Dr. Stevens anzurufen. »Du bekommst bloß Albträume, wenn du so spät noch etwas isst.«
    Â»Ich hab gar keine Albträume, Mami. Ich träume nur schöne Sachen. Ehrenwort«, behauptete ihre Großmutter mit hoher, kindlicher Stimme.
    Â»Aber ich hab dich doch in den letzten paar Nächten immer wieder weinen hören, Grams«, sagte sie zögernd, weil sie nicht sicher war, ob sie sich überhaupt auf dieses Gespräch einlassen sollte. »Es klang, als hättest du schlimme Albträume. Außerdem hab ich dich neulich dabei erwischt, wie du auf dem Dach gesessen hast. Weißt du eigentlich, wie gefährlich das war? Du hättest runterfallen und dir den Hals brechen können.«
    Â»Das bin nicht ich, das ist das Mädchen. Ich hab sie auch weinen gehört. Und wenn ich sie weinen höre, kann ich nicht
schlafen.« Sie schlurfte zum Küchentisch und schaute aus dem Fenster in den tiefschwarzen Himmel, bevor sie fortfuhr. »Ich sag ihr immer wieder, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Lass mich in Frieden, sag ich ihr. Halt mich da raus.«
    Ein zentnerschweres Gewicht legte sich auf Maddies Schultern. Es war das gleiche Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie Rebecca besuchte.
    Â»Von welchem Mädchen redest du, Tess?«
    Â»Das Mädchen, das im Keller wohnt«, erwiderte sie bestimmt.
    Maddie spürte, wie sie langsam die Geduld verlor. Vielleicht wollte sie aber auch nur wütend werden, um sich nicht mit der wachsenden Beklommenheit beschäftigen zu müssen, die von ihr Besitz ergriff.
    Sie zwang sich zu einem Lachen und sagte: »Sie haben wirklich eine blühende Fantasie, Miss Tess. Wirklich, Grams, gerade du müsstest dich doch an die ganzen Geräusche gewöhnt haben, die dieses alte Haus nachts von sich gibt - das Knarzen der Dielen, das Klappern der Fensterläden, wenn der Wind vom Meer heraufbläst. Und all diese Laute vermischen sich mit deinen Träumen und lassen sie echt erscheinen. Dabei sind es wirklich nur Träume, nichts weiter. Und da ist auch kein Mädchen im Keller. Hier gibt es nichts, wovor du Angst haben müsstest.« Sie hörte, wie ihre eigene Stimme ein paar Oktaven höher stieg, wie immer wenn sie nervös war.
    Â»Wieso soll ich Angst haben? Ich bin viel zu alt, um mich vor dem Tod zu fürchten. Was mir Sorgen macht, ist das Leben, nur das Leben.« Sie schnalzte mit der Zunge und kicherte laut, bevor sie sich vom Tisch abstieß, an dem sie gelehnt hatte, und vor sich hin nuschelnd aus der Küche ging. Maddie hörte, wie sie kichernd und immer wieder »Ach, der Tod, der Tod ist bei Weitem nicht so schlimm wie das Leben« murmelnd,
die Treppe hochstieg und schließlich ihre Zimmertür hinter sich ins Schloss warf.

    Maddie lag mit einem Buch im Bett, als sie das Weinen hörte. Seufzend schlug sie die Decke zurück. »Bin gleich bei dir, Grams. Bin gleich bei dir.«
    Je näher sie Tess’ Zimmer kam, desto lauter und deutlicher wurden die Laute, doch als sie vor ihrer Tür stand und gerade anklopfen wollte, verstummte das Weinen.
    Â»Tess? Alles in Ordnung mit dir? Ich komme jetzt rein.«
    Alles blieb still.
    Sie drehte den gläsernen Knauf, öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Das Einzige, was sie hörte, waren das leise Rascheln der Blätter, das eine kleine Brise durch das geöffnete Fenster trug, und Tess’ tiefe, regelmäßige Atemzüge. Verwundert ging sie durch den Raum und schloss das Fenster. Als ihre Großmutter sich plötzlich auf die andere Seite drehte, rührte sie sich einen Moment lang nicht vom Fleck, um sie nicht zu erschrecken.
    Â»Wer ist da? Lass mich in Ruhe!«, rief Tess und blinzelte verwirrt zu ihr auf.
    Â»Ich bin’s nur, Grams«, versuchte Maddie, sie zu beruhigen. »Ich hab dein Fenster zugemacht. Wenn du es so weit offen stehen lässt, fängst du dir noch eine scheußliche Erkältung ein.«
    Â»Das war nicht ich. Das war das Mädchen. Sie macht ständig solche

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