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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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war.
    Und von dem Ausflug auf Misery Island hatte sie sich ebenfalls mehr versprochen. Aber was hatte sie eigentlich erwartet? Dass der Tatort mit einem großen weißen X markiert sein würde? Oder dass sie wie bei dem Spiel Cluedo auf die Karte stoßen würde, die einen ihrer Mitspieler - vielleicht Kate Endicott? - als Täter entlarvte?
    Â»Was ist los?«, riss Reeds raue Stimme sie aus ihren Gedanken. »Du siehst aus, als würdest du das gesamte Gewicht der Erde auf deinen Schultern tragen.« Er setzte sich hinter sie, begann, ihre Schultern und ihren Nacken zu massieren, und lockerte geschickt die Verspannungen, die die Nacht auf dem Boot hinterlassen hatte. Kleine Hitzewellen jagten durch ihren Körper, als sie seine kräftigen Hände auf ihrer Haut spürte.
    Â»Worüber zerbrichst du dir bloß deinen hübschen kleinen Kopf, hm?« Sein heißer Atem streifte ihr Ohr.
    Â»Ãœber deinen Bruder. Er hat mich abgepasst, als ich neulich in Potter’s Grove laufen war.«
    Â»Hat er dir wehgetan?« Er hob besorgt die Stimme und
hielt abrupt in den Massagebewegungen inne. Ihr Herz schlug ein paar Takte schneller.
    Â»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Mir geht’s gut. Es ist nur - ach, ich weiß auch nicht. Lass uns einfach über was anderes reden, ja?«
    Â»Hey.« Er drehte sie zu sich um und griff nach ihrer Hand. »Ich würde nie irgendetwas tun, das dich verletzen könnte, das musst du mir glauben.« Zärtlich strich er ihr die Haare aus dem Gesicht. »Und was meinen Bruder angeht …« - sein Gesicht verhärtete sich erst und verzog sich dann zu einem ironischen Lächeln - »… na ja, er kann ein ziemliches Arschloch sein, falls du es noch nicht mitgekriegt haben solltest.«
    Maddie lachte und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Â»Er ist das schwarze Schaf in der Familie, aber erzähl es bitte nicht weiter. Die ganze Stadt denkt nämlich, dass ich der missratene Sohn bin, dabei haben wir sie alle an der Nase herumgeführt. Hey …« Er hob ihr Kinn an und sah ihr tief in die Augen. »Ich kümmere mich um meinen Bruder, okay?«
    Â»Okay«, antwortete sie widerstrebend.
    Â»So ist es brav«, sagte er strahlend. »Gibt es sonst noch etwas, das dich bedrückt?«
    Â»Na ja«, begann Maddie zögernd, die nur ungern den besonderen Moment zerstören wollte. »Ich kann einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken, was mit Cordelia passiert sein könnte. Ständig versuche ich, mich in ihre Situation hineinzuversetzen oder mir auszumalen, wozu sie in der Lage gewesen sein könnte.« Alles in ihr sehnte sich danach, sich ihm anzuvertrauen, ihm zu erzählen, was wirklich auf Misery Island geschehen war - zumindest das, woran sie sich erinnerte und was sie bisher herausgefunden hatte -, aber ihre Schuldgefühle und die Angst vor dem, was passieren würde, wenn sie mit jemandem über diese Nacht sprach, waren immer noch zu groß.

    Â»Das muss ganz schön hart für dich sein«, sagte er sanft und nahm ihre Hand in seine. »Du bist so ganz anders als deine Cousine. Sie war so wild und unberechenbar und passte so gar nicht in diese Stadt. Aber was weiß ich schon - ich habe ja selbst immer mehr das Gefühl, nicht mehr hierher zu passen.«
    Â»Du glaubst, sie war wild?«, fragte Maddie.
    Er zögerte kurz. »Das muss sie ja gewesen sein, wenn sie einfach so abhauen und alles hinter sich lassen konnte. Ich weiß nicht, ob ich dazu stark genug wäre. Die ganze verdammte Stadt hasst mich und ich bin trotzdem noch hier.« Er lachte.
    Â»Du denkst also, dass sie davongelaufen ist. Dass sie aus freien Stücken gegangen ist und kaltblütig in Kauf genommen hat, dass wir aus Sorge, sie könnte entführt oder getötet worden sein, beinahe umkommen? Das kann doch nicht dein Ernst sein!« Ihre Stimme erhob sich über die morgendlichen Hafengeräusche. Möwen kreischten am Himmel, Bootsrümpfe stießen im Takt des Wellengangs dumpf gegen die Kaimauern und in der Ferne durchdrang der warnende Ruf eines Nebelhorns den sich lichtenden Morgendunst.
    Er umfasste ihre Schultern und hielt ihren Blick fest. In seinen Augen lag ein erschöpfter Ausdruck, als wäre er es leid, sich ständig erklären zu müssen. Aber alles, woran Maddie in diesem Augenblick denken konnte, war die Nähe seines warmen Körpers, und während er

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